Zuflucht für Ortskräfte

Nach Nürnberg und Erlangen: Auch Fürth will Afghanen aufnehmen

20.8.2021, 20:30 Uhr
Nach Nürnberg und Erlangen: Auch Fürth will Afghanen aufnehmen

© Foto: Nicholas Guevara/US Marine Corps/AFP

"Als Stadt des Friedens und der Menschenrechte sehen wir es als unsere Verpflichtung an, diesen Menschen in dieser Notsituation zu helfen", ließ Nürnbergs Oberbürgermeister Marcus König bereits vor einigen Tagen verlauten. Auch Erlangens OB Florian Janik bot Ortskräften, die für die Bundeswehr und die Hilfsorganisationen gearbeitet haben, Unterstützung an: Die Hugenottenstadt könne kurzfristig zehn Familien aufnehmen. Nur im Fürther Rathaus herrschte Stille.

Die Lage in Afghanistan ist dramatisch: Die radikalislamischen Taliban haben Kabul ein- und damit die Macht übernommen. Seitdem wollen zahlreiche verzweifelte Menschen das Land verlassen.

Die Fürther Grünen haben sich jetzt dafür starkgemacht, dass auch in der Kleeblattstadt kurzfristig Geflüchtete aus Afghanistan unterkommen können. 2019 hat sich Fürth dem Städtebündnis "Sicherer Hafen" angeschlossen, "und damit signalisiert, dass Fürth ein Ort ist, an dem Geflüchtete sicher leben können. Nun ist es an der Zeit, diesem Bekenntnis Taten folgen zu lassen und in dieser absoluten Notsituation schnell und unbürokratisch Hilfe anzubieten," heißt es in dem Antrag der Grünen.

Die Fraktion wünschte sich, dass Fürth der Bundes- und Landesregierung anbietet, bis zu zehn aus dem Krisenland geflüchtete Familien aufzunehmen, "die nach dem Abzug des westlichen Militärs in Lebensgefahr schweben" – damit orientieren sich die Grünen an Erlangen.

Fürths Oberbürgermeister hat sich bereits beim Sozialamt erkundigt, was machbar ist. „Wir haben aktuell keine freien Wohnungen“, erklärt Thomas Jung auf Nachfrage der FN. In Fürth gibt es ihm zufolge viele Familien, aber auch Alleinerziehende oder syrische Asylbewerber, die seit Jahren auf eine Bleibe warten. Auf dem extrem angespannten Wohnungsmarkt bestimmte Gruppen zu bevorzugen, „das würde zu sozialen Verwerfungen führen“, betont er.

Jung stellt allerdings in Aussicht, dass Geflüchtete in den Gemeinschaftsunterkünften für Asylbewerber unterkommen können – denn dort gebe es Kapazitäten. "Die stellen wir gerne für die Ziele, die der Grünen-Antrag verfolgt, zur Verfügung." Wer damit zufrieden sei, dort vorerst Sicherheit zu finden, der "ist natürlich in Fürth willkommen".

Die Grünen seien damit freilich einverstanden, erklärt Fraktionschef Kamran Salimi. "Die Leute brauchen jetzt Hilfe, es geht darum, Leben zu retten." Seine Partei hat eine entsprechende Initiative aus dem Rathaus bislang vermisst. "Wir haben gehofft, dass sich Herr Jung aus der Deckung bewegt", erklärt Salimi den Hintergrund des Antrags.

Das hat der OB nun getan. Im FN-Gespräch kündigte er an, den Regierungen in Berlin und München mitzuteilen, dass Fürth bereit ist, bis zu zehn Familien Zuflucht zu gewähren. Unabhängig davon habe man ja schon vor längerem gehandelt: Die Stadt nahm ihm zufolge bereits vor knapp zwei Monaten "geräuschlos" eine Familie aus Afghanistan auf.

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