Nachwuchs bei den Roßtaler Wanderfalken ist geschlüpft

24.5.2019, 17:19 Uhr
Nachwuchs bei den Roßtaler Wanderfalken ist geschlüpft

© Oliver Herrmann

Das Wanderfalken-Pärchen von St. Rochus steht unter Beobachtung einer ganzen Kirchengemeinde. Entsprechend groß war die Freude, als Pfarrer Jörn Künne verkündete, dass der Nachwuchs geschlüpft ist. Drei Jungvögel hat das Pärchen, das die Konfirmanden der Pfarrei Ella und Harold tauften, ausgebrütet. Damit ist aus allen drei Eiern im Nest etwas geworden.

Als schneeweiße Flaumbällchen, deren Köpfe unsicher in die Welt ruckeln und deren Schnäbel nach Fleischhäppchen gieren, die Mama Ella mundgerecht zerkleinert reicht, spitzen sie unterm elterlichen Federkleid hervor. Abgesehen von kurzen Pausen, in denen Ella das Nest verlässt, um die Flügel zu bewegen, übernimmt sie den Hauptpart, wenn es darum geht, den Nachwuchs zu "hudern", also zu wärmen.

Im Gegensatz zu Störchen, erklärt der Fürther Falkner Kurt Hussong, ist der Wanderfalken-Nachwuchs wenig witterungsabhängig: Die Nässe und Kälte der vergangenen Tage kann ihm wenig anhaben, da die Eltern bei der Wahl des Nistplatzes Vorsorge treffen und auf Überdachung etwa in Nischen achten. Trotzdem plant Hussong mit der Kirchengemeinde nach der Brutsaison eine Nisthilfe anzubringen. Gebrütet haben die Falken nämlich direkt auf dem Taubenmist am Sims unter dem Uhrblatt.

Zum Fototermin gab sich Ella streitbar, wie Gemeindesprecherin Jutta Hermann berichtet: Als ihr Ehemann vom Turminneren aus die Kamera zückte, erntete er ein "ziemliches Gezeter. Die Mama war echt sauer und hat ihre Krallen ausgefahren."

Hussong schaut regelmäßig bei den Roßtaler Greifvögeln vorbei, um zu beobachten, wie Harold die Tauben um den Kirchturm jagt. Ein Täuberich und seine Partnerin haben auf der gegenüberliegenden Seite des Turms zwei Junge ausgebrütet. Keine gute Wahl: Das erste hat sich Harold schon geholt, berichtet Hussong. Er kennt das Nebeneinander von Greifvogel und Beutetier auch anders: Auf dem Kirchturm von St. Paul in Fürth brüten regelmäßig Falken, einige Stockwerke tiefer nisten Tauben.

In der Südstadtkirche St. Paul sind die Wanderfalken 2002 wieder angekommen. Sie ist Hussong zufolge für den Großraum die Wiege einer wieder erstarkenden Population der in den 60er Jahren weltweit fast ausgerotteten Greifvögel. Der Falkner kann das an der Beringung der Vögel nachvollziehen, die er selbst anbringt. Nachwuchs von St. Paul ist auf der Johanniskirche in Burgfarrnbach, der Veitskirche in Veitsbronn, am Aussichtsturm von Cadolzburg und am Steiner Schloss sowie in Schwabach heimisch geworden.

Der Roßtaler Harold ist im vergangenen Jahr als einziger Jungvogel aus einem Gelege der St.-Rochus-Kirche Zirndorfs ausgeflogen, Ellas Herkunft ist unklar, sie ist nicht beringt. Weitere fünf Pärchen hatte Hussong in dieser Brutsaison im Fürther Raum im Visier. Bis zu vier Eier brüten die Greifvögel in der Regel aus. Heuer allerdings blieb der Nachwuchs überschaubar. Die Taubenzüchter wird es freuen, meint Hussong schmunzelnd. Ihren Nerven zuliebe will er die genaue Anzahl der Jungvögel nicht in der Zeitung lesen. Denn Wanderfalken – siehe oben – haben Tauben zum Fressen gern.

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