Nein zur Null-Promille-Grenze am Steuer

5.10.2011, 22:00 Uhr
Nein zur Null-Promille-Grenze am Steuer

© FN-Archiv

Die ganz großen Festzelte gibt es zwar nicht auf der Fürther Kirchweih, und die ganz großen Krüge sind hier auch unüblich. Doch bei spätsommerlichen Temperaturen läuft das Geschäft mit Hellem, Weizen und Dunklem bestens. In der Mittagszeit brummt es nicht nur beim Baggers- und beim Backfisch-Verkauf. Auch an zahlreichen Ausschankstätten wandern die „Halben“ im Eiltempo über den Tresen.

Bier und Schnäpse aus der Fränkischen Schweiz beispielsweise bietet Jürgen Ulrich an. „Jeder muss an etwas glauben; ich glaub’, ich trink’ noch einen!“, verkündet ein kleiner Sinnspruch am Stand. Darunter wischt sich der Chef noch rasch die Hände ab, ehe er versichert: „Ich bin natürlich nicht dafür, dass man sich mit Alkohol ans Steuer setzt, auch wenn ich ihn verkaufe.“

Im Detail: Das schon jetzt geltende absolute Alkoholverbot für Fahranfänger in der Probezeit oder unter 21 Jahren findet der 45-Jährige völlig richtig. „Die jungen Leute kennen einfach kein Maß und kein Ziel“, meint er im Hinblick auf die ebenso beliebten wie tückischen Alcopops. Doch für den Rest der Bevölkerung brauche es nicht soviel Bevormundung. „Nehmen Sie mich: Ich trink’ im Job nix, aber wenn ich ins ,Rentamt’ gehe und ein Steak esse, dann schmeckt mir dazu ein Kellerbier.“ Bei einer NullPromille-Regelung dürfte sich Ulrich danach nicht mehr hinters Lenkrad setzen. Und das fände er sehr streng.

Auch Georg Michel hält die augenblickliche Gesetzgebung, derzufolge 0,5 Promille mit einem einmonatigen Führerscheinentzug, 500 Euro Bußgeld und vier Punkten in Flensburg geahndet werden, für absolut ausreichend. „Die Leut’ sollen mit der U-Bahn kommen und mit dem Bus“, meint der 46-Jährige. „0,5 Promille sind okay, denn auf der Kirchweih muss es lustig sein, aber auch nicht zu lustig“, fügt er hinzu und nippt an einem kleinen Glas Wasser. Obwohl ihm sein Bier selbst schmeckt, befolgt Michel eine eiserne Regel: „An den zwölf Kirchweihtagen trink’ ich nix.“

An solch ein ungeschriebenes Gesetz hält sich auch Helmut Dölle, Chef im „Alten Brathaus“: „Wenn ich Auto fahre, trink’ ich nie was“, erklärt er, während seine Kellner Krüge voller Bier und Teller mit Fleisch und Salat zu den Gästen balancieren. Trotzdem plädiert der Vorsitzende der Sektion Fürth im Süddeutschen Schaustellerverband für etwas Toleranz bei diesem Thema. Der Gast sei „alt genug“, um zu wissen, was er tue. Dass ein absolutes Alkoholverbot am Steuer schlecht fürs Geschäft wäre, glaubt Dölle nicht. Dann kämen eben noch mehr Gäste mit Bus und Bahn, sagt er. Alkoholfreie Getränke machten außerdem schon jetzt fast die Hälfte seines Umsatzes aus.

„Ein absoluter Schmarrn“ urteilt Schänkenwirt Ronald Morawski, Dölles Stellvertreter im Verband, über die Null-Promille-Grenze. „Da dürfte man als Autofahrer nicht mal eine Schnapspraline essen, weil man sonst den Führerschein riskiert, und Arzneimittel gegen Husten dürfte man auch nicht einnehmen.“ Der 52-Jährige („Ich trinke keinen Alkohol, wenn ich Auto fahre“) versteht nicht, dass die strenge Regelung so viel Zuspruch bekam, 77 Prozent. Wenn er beim Fürther Weihnachtsmarkt bald wieder Glühwein ausschenkt, werde er wieder x-mal gefragt, ob man nach einer Tasse noch Auto fahren kann. „Und alle, die das fragen, wollen bestimmt keine Null-Promille-Grenze, denn dann könnten sie eben nicht mit dem Auto heimfahren.“

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