Neubau: 33 Millionen Euro fürs Fürther Abwasser

26.5.2021, 11:00 Uhr
Neubau: 33 Millionen Euro fürs Fürther Abwasser

© Foto: Hans-Joachim Winckler

Gut angelegtes Geld, wie Betriebsleiter Herbert Belian findet. Schließlich werde damit nicht nur sichergestellt, dass die übelriechenden und mitunter giftigen Hinterlassenschaften der Zivilisation die in unmittelbarer Nähe fließende Regnitz nicht verunreinigen können. „Wir brauchen auch Reserven für künftige Einwohner und Gewerbeansiedlungen“, erklärt Belian. Aktuell verfügt die Fürther Kläranlage über eine Ausbaugröße von 265.000 Einwohnerwerten, mittelfristig sollen es 330.000 werden.

„Damit ist aber nicht gemeint, dass die Stadt auf diese Einwohnerzahl anwachsen soll oder wird“, greift Oberbürgermeister Thomas Jung beim Ortstermin korrigierend ein. Schließlich sorgt das Wachstum der Stadt seit Jahren für Diskussionen, auch wenn es sich zuletzt deutlich verlangsamt hat.

In den Einwohnerwert wird aber nicht nur die Zahl der Bewohner eingerechnet – an die Hauptkläranlage sind auch Zirndorf, Cadolzburg und Obermichelbach angeschlossen – Industrie und andere Einrichtungen finden darin ebenfalls Niederschlag. Allen voran Betriebe mit einem besonders hohen Wasserverbrauch wie etwa Brauereien, Wäschereien oder Krankenhäuser.

Der nun vor dem Abschluss stehende Neubau der mechanischen Reinigungsstufe umfasst verschiedene Anlageteile. Der größte Unterschied zu ihrer aus den 1950er Jahren stammenden Vorgängerin ist die augenfällige Einhausung. „Damit verringern wir die Geruchsbelastung für die Anwohner deutlich“, sagt Herbert Belian.

Das einfließende Abwasser – aktuell können Spitzen von bis zu 1650 Litern in der Sekunde verarbeitet werden – wird mittels eines Schneckenhebewerks auf das höhere Niveau des Gebäudes angehoben, wo unter anderen Kleinteile, Sand und Fett abgeschieden werden. Nach der Inbetriebnahme soll das bisherige Vorklärbecken als zusätzlicher Puffer umgebaut werden.

Rund 100 Millionen Euro werde die Stadt damit innerhalb von fünf Jahren investieren, erklärt OB Jung. Für Baureferentin Christine Lippert eine unvermeidliche Investition, „denn ohne funktionierende Stadtentwässerung kann es keine Stadtentwicklung geben.“ Wenn die neue mechanische Reinigungsstufe voraussichtlich im Sommer ihren Dienst aufnimmt, dann wird die Hauptkläranlage künftig 100 Prozent ihres Strom- und Heizenergiebedarfs selbst erzeugen – durch Photovoltaik und die Vergärung des Klärschlamms.


Viele Millionen fließen ins Fürther Abwasser


Aus letzterem soll übrigens irgendwann der darin enthaltene Phosphor – Rohstoff für die chemische Industrie und die Düngemittelherstellung – zurückgewonnen werden. Die Hauptkläranlage Fürth will bei diesem Vorhaben mit ihren Kollegen aus Nürnberg kooperieren.

Die Reinigungswirkung der 1916 in Betrieb genommen Einrichtung könne sich indes schon jetzt mehr als sehen lassen, findet Oberbürgermeister Thomas Jung: „Das hätte doch vor 20 Jahren keiner geglaubt, wie viele Forellen und Hechte es jetzt wieder in unseren Flüssen gibt.“ Auch die anvisierte Aufhebung des Badeverbots sei so möglich geworden.

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