Neue Mitte: Sechs Architekten sollen grübeln

31.10.2008, 00:00 Uhr
Neue Mitte: Sechs Architekten sollen grübeln

© FN-Arvchiv

Baureferent Joachim Krauße zufolge wird nach dem Willen des Investors Sonae Sierra mit einem so genannten Gutachterverfahren über die Gestaltung der Neuen Mitte entschieden. Laut Krauße ähnelt dieses Verfahren einem Architektenwettbewerb. Der Unterschied: Es gibt keine Ausschreibung, die Teilnehmer werden vom Investor ausgesucht.

Dennoch ist Krauße voll des Lobes über den Investor aus Portugal. Die Stadt darf nämlich beim so genannten Auslobungstext mitreden, der den Architekten vorschreibt, auf was sie beim Planen besonders zu achten haben. «Das ist nicht selbstverständlich bei einem Investor dieser Größenordnung», sagt Krauße. Zudem können und wollen sich der Investor und die Stadt während der Entstehung der Entwürfe regelmäßig mit den Architekten austauschen. Das soll laut Krauße vermeiden, «dass rein theoretische Entwürfe entstehen, die nicht umsetzbar sind.» Und zu guter Letzt werde die Stadt stimmberechtigt im Entscheidungsgremium - dem Preisgericht - vertreten sein.

Eingriffe «verträglich gestalten»

Von den Architekten, die im Übrigen noch nicht feststehen, erwartet die Stadt Vorschläge, wie «die Eingriffe in die Stadtstruktur verträglich gestaltet» werden können. Unter anderem geht es darum, möglichst viel der denkmalgeschützten Substanz zu erhalten und das Einkaufszentrum gut in die Umgebung einzupassen.

Im Zentrum des Interesses steht zudem die Frage, wie der Charakter der Rudolf-Breitscheid-Straße als «ehemaliger öffentlicher Raum» gewahrt bleiben kann, obwohl die Straße in ihrem unteren Teil komplett in das Einkaufszentrum einbezogen und auch überdacht werden soll. Außerdem sollen die Teilnehmer des Gutachterverfahrens Ideen entwickeln für einen Nachfolgebau des Parkhotels, das - wie mehrfach berichtet - abgerissen wird. Hier erwartet die Stadt ein Gebäude, das in dem «überaus bedeutendem Eckbereich eine eigene Identität für das Einkaufszentrum und die gesamte Innenstadt zu stiften vermag».

Die CSU hat bereits einen Vorschlag auf den Tisch gelegt: Dem Neubau soll eine originalgetreue Nachbildung der «prachtvollen Fassade» des Parkhotels aus der Zeit vor dem Zweiten Weltkrieg «vorgeblendet werden». Ähnlich, «wie es beim Berliner Stadtschloss geplant ist», heißt es aus den Reihen der Christsozialen. Dadurch werde sichergestellt, dass sich das Gebäude gut ins Stadtbild einfügt und keinen Fremdkörper darstellt.

Bei Baureferent Krauße stößt der Vorschlag auf Skepsis. In diesem Teil des Einkaufszentrum sei das neue Kino geplant und das passe inhaltlich rein gar nicht zu der alten Fassade. Er würde lieber ein «gutes modernes Gebäude» sehen. SPD-Fraktionschef Sepp Körbl ist von dem CSU-Vorschlag ebenfalls nicht begeistert. «Eine alte Fassade hat keinen Sinn, wenn sie nicht zum Rest des Gebäudes passt», sagt er und fügt hinzu: «Aber gut, die Architekten sollen jetzt erstmal Vorschläge machen, dann können wir immer noch daran herummäkeln.»

Stadtheimatpfleger Alexander Mayer steht dem Gutachterverfahren indes skeptisch gegenüber; er glaubt nicht, dass sich die Portugiesen in Sachen Denkmalschutz bewegen werden: «Ob und inwieweit hier wirklich Vorschläge gemacht werden, die den bisherigen Vorstellungen des Investors wesentlich widersprechen, das sei zunächst einmal dahingestellt.»