Neuer Beirat: Fürth will nachhaltiger werden

10.1.2020, 16:00 Uhr
Neuer Beirat: Fürth will nachhaltiger werden

© Hans-Joachim Winckler

Zum Auftakt ist der Sitzungssaal viel voller als erwartet. Der ganz banale Grund: Beim ersten Treffen des Beirats darf jedes Mitglied seinen Stellvertreter mitbringen. Alle sollen sich kennenlernen.

Schon beim nächsten Mal werden statt 44 Menschen 22 zusammenkommen. Um Fürth nachhaltiger aufzustellen, wollen sie Aktionen und Maßnahmen anregen oder auch mal den Finger in die Wunde legen. Es geht darum, "auf die Belastungsgrenzen unserer Erde" hinzuweisen und "eine fundierte Wissensbasis für politische Entscheidungsprozesse" zu schaffen, heißt es im Konzept.

Kein zahnloser Tiger

Was er unbedingt vermeiden möchte, macht Mathias Kreitinger deutlich: Der Beirat dürfe nicht zu einem "Plauderverein" verkommen, sagt der Umweltreferent, der durch sein Amt den Vorsitz inne hat. Ein ganz zahnloser Tiger sei das neue Gremium nicht. Zwar haben Entscheidungen keine bindende Wirkung, der Stadtrat muss sie also nicht umsetzen. Er hat sich aber innerhalb von drei Monaten mit allen Anregungen auseinanderzusetzen, die aus dem Beirat kommen. "Behandlungspflicht" lautet dafür der Fachbegriff.

Kreitinger ahnt, dass es nicht einfach wird, die unterschiedlichen Strömungen zu vereinen. "Wir haben hier ein sehr facettenreiches Abbild unserer Gesellschaft", sagt er beim Blick in die Runde. Tatsächlich haben im Saal sowohl Vertreter von Umweltverbänden, Fridays for Future, Kirchen und sozialen Organisationen Platz genommen als auch Landwirte, Gewerkschafter und Unternehmer. Da sitzt der Öko-Aktivist gleich vis-à-vis vom Schlipsträger. Kann das denn fruchten? Kreitinger hat keine Zweifel, es sei sogar sehr vorteilhaft, werde ein Thema "aus allen Blickwinkeln gesehen".

Allerdings brauche es viel Disziplin bei einer so "heterogenen Gruppe". Oberbürgermeister Thomas Jung bittet darum, die neue Aufgabe "mit Mut und Entschlossenheit" anzugehen, aber ohne Panik und Notstandsszenarien". Jung hatte es abgelehnt, für Fürth den Klimanotstand auszurufen. Der Beirat, sagt er, sei ein langfristig angelegtes Projekt.

Arbeitsgruppen für die Zwischenzeit

Treffen wird sich das Gremium zwei- bis dreimal im Jahr, weshalb einige Mitglieder prompt fragen, wie die Arbeit zwischen den Sitzungen aussehen könne. Vernetzen will man sich über einen E-Mail-Verteiler, außerdem kommt der Vorschlag, Arbeitsgruppen ins Leben zu rufen. "Eine gute Idee", findet Kreitinger.

Thematisch wird zum Auftakt nicht gearbeitet, man sammelt zunächst Anregungen. Dass sich der Beirat mit der Bevölkerungsentwicklung beschäftigt, verbunden mit der Frage, wie viele Menschen in Fürth überhaupt noch Platz finden können, ist eine davon. Eine andere an konkreten Situationen vor Ort zu arbeiten. Die Oststadt etwa werde gerade massiv mit Wohnungen verdichtet, da brauche es Ideen für grüne Oasen und Mobilitätskonzepte.

Um die Debatte künftig in Bahnen lenken zu können, muss jeder Beirat drei persönliche Schwerpunkte auf einen Zettel schreiben. Sie werden bis zum nächsten Treffen am 14. Mai ausgewertet, die am häufigsten genannten Punkte kommen auf die Tagesordnung. Denkbar ist alles, was in den Bereich Nachhaltigkeit fällt. Andreas Sauter, aktiv in der Radler-Lobby und im Verein "Fuß", richtet noch einen Appell an die neuen Kollegen: Der Klimaschutz müsse unbedingt ins Zentrum rücken, sagt er. "Das ist unsere große Hausaufgabe und Verantwortung gegenüber späteren Generationen."

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