Neues Symbol für die Veitskirche

6.7.2013, 09:00 Uhr
Neues Symbol für die Veitskirche

© Kriesl

Wie und wann sich der Vorfall ereignete, das kann sich Pfarrer Winfried Buchhold bis heute nicht erklären. Als er vor einigen Monaten das Kreuz aus seiner Verankerung in der Veitskirche hob, bemerkte er, dass etwas fehlte: Der Kopf der Jesusfigur am Kruzifix war weg. Eine anschließende Suchaktion blieb erfolglos. Noch heute fehlt jede Spur von dem abgeschlagenen Haupt.

Der Gemeindepfarrer glaubt, dass es sich um einen schlichten Unfall gehandelt haben muss. Vielleicht ist jemand mit dem Kreuz gegen eine Säule gestoßen, vielleicht hat es derjenige auch nicht einmal bemerkt. „Schade ist nur, dass der Kopf verschwunden blieb. Sonst hätten wir ihn einfach wieder ankleben können“, so Buchhold.

Figuren aus Ton

Mit dem Haupt verschwand jedenfalls auch ein kleines Stück Kirchengeschichte. Etwa 30 Jahre war das Vortragekreuz des Tuchenbacher Künstlers Hans Leo Weiß im Einsatz. Gemeindemitglieder trugen es bei Beerdigungen oder festlichen Gottesdiensten mit sich. Heute steht das dunkle Holzkreuz im Eingangsbereich des Veitsbronner Pfarramtes. Auf den ersten Blick scheint es intakt zu sein. Allerdings besitzt das Kruzifix eine Besonderheit: Auf der Vorder- und Rückseite befinden sich zwei verschiedene Jesusfiguren aus Ton – eine zeigt den gekreuzigten, die andere den auferstandenen Gottessohn. So konnte auch der kleine Unfall über Wochen unbemerkt bleiben.

Nach der erfolglosen Suche wandte sich Winfried Buchhold schließlich an Sergio Steri. Der 51-Jährige, der die Eisdiele Girasole am Veitsbronner Dorfplatz betreibt, ist in seiner Freizeit als Hobbykünstler aktiv. Er bearbeitet alte Baumstämme mit Kettensägen, schnitzt daraus Figuren oder zeichnet mit Acrylfarbe. „Ich fragte nach, ob er das Kreuz reparieren könne“, erzählt der Gemeindepfarrer. Weil die Figur aus Ton gefertigt ist, war eine Reparatur nicht möglich. Doch der Gedanke an das Kreuz ließ Steri nicht mehr los.In seiner Werkstatt entdeckte der Künstler ein Stück Lindenholz, das ihm ein Bekannter zuvor geschenkt hatte. „Das Holz der Linde ist besonders weich, ohne sichtbare Jahresringe oder Astlöcher“, schwärmt Steri. Er zeichnete die Form eines Kreuzes auf und schnitt das Brett zurecht.

Wie das alte Vortragekreuz sollte auch seines zwei Jesusfiguren zeigen: einen auferstandenen und einen gekreuzigten Gottessohn. „Am ersten Tag arbeitete ich stundenlang und merkte gar nicht, dass es schon drei Uhr morgens war“, erinnert sich Steri.

Das Werk stellte er zusammen mit weiteren Holzfiguren auf dem Weihnachtsmarkt in der Mittelschule Veitsbronn aus.

Spontane Spende

„Hier entdeckten wir das Kreuz und es gefiel uns gut“, erzählt Winfried Buchhold. Ein Ehepaar erklärte sich spontan bereit, das Kreuz zu kaufen und der Gemeinde zu spenden.

Etwa 50 Figuren hat der gebürtige Sarde im Laufe seines Lebens schon geschnitzt, am häufigsten fertigt er christliche Symbole wie Madonnen oder Engel.

Die natürliche Beschaffenheit des Holzes, Einkerbungen oder Astlöcher sind auch noch in den fertigen Werken sichtbar. Er entfernt lediglich die Rinde und reibt die Stücke zum Schluss mit etwas Ölwachs ein – das sorgt für einen leichten Glanz und macht die Kunstwerke haltbar.

Dass sein Kreuz künftig in Gottesdiensten verwendet wird, erfüllt Sergio Steri mit Stolz. Und auch Pfarrer Winfried Buchhold freut sich: „Aktuell haben wir zwei Vortragekreuze in der Gemeinde, das ist Luxus.“

In der Veitsbronner Eisdiele (Am Dorfplatz 2) sind am Sonntag, 7. Juli, einige der Skulpturen von Sergio Steri ausgestellt.

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