Neugierige Blicke hinter die vertrauten Fassaden

15.7.2013, 13:00 Uhr
Neugierige Blicke hinter die vertrauten Fassaden

© Thomas Scherer

Ganz still ist es im Innenhof der Theaterstraße 23, der unter den 50 Höfen, die ihre Pforten geöffnet haben, zu den kleinsten gehört. Während andernorts Musiker, Märchenerzähler oder Clowns auftreten und Bewohner liebevoll zubereitete Speisen anbieten, ist hier kein Programm vorgesehen. Beeindruckt sind die Besucher trotzdem. Definitiv ein Wohlfühlort ist das hier, findet etwa Andrea Stark, die mit Bekannten zum Höfefest gekommen ist und schon einige Adressen abgeklappert hat. Der bisherige Höhepunkt: „Die Katharinenstraße 7 und 9 – das ist der Hammer.“ Freilich: Damit man so eine wunderbare Oase auch genießen kann, „muss die Gemeinschaft stimmen“, sagt Stark.

Neugierige Blicke hinter die vertrauten Fassaden

© Scherer

Auch Christa Rosenberger ist begeistert von den Entdeckungen, die sie macht: „Wenn man außen an den Häusern vorbei läuft, glaubt man nicht, dass es dahinter so ausschaut.“ Rosenberger war selbst einmal in der Innenstadt zu Hause, in der Gartenstraße, in den 60er Jahren. Das Plumpsklo ist ihr in Erinnerung geblieben, und dass die Häuser „gscheit verfallen“ waren. Heute seien viele Ecken kaum wiederzuerkennen.

Im Hof der Mathildenstraße 17 war man kreativ: Hier wachsen Pflanzen aus Tetrapacks und alten Wasserkochern, Platz nehmen können die Gäste auf Sitzmöbeln, die aus Paletten gefertigt wurden. Das Team der „Mathilde 17“, das zur städtischen Beschäftigungsgesellschaft elan gehört, serviert dazu Minztee und Zitrone-Basilikum-Muffins.

Bereitwillig teilen die Besucher ihre Geheimtipps: Die Hopfenscheune in der Schwabacher Straße, empfiehlt eine Frau: „Ich hätte nie vermutet, dass sich dort so ein Kleinod verbirgt.“ Wer an dem Tag nicht auf eigene Faust unbekannte Winkel der Kleeblattstadt erkunden will, kann aus einem Angebot an Führungen wählen und zum Beispiel vom Rathausturm hinabblicken. Und auch einige gastronomische Höfe und Gärten sind im Programm aufgelistet, so kann man etwa in der Gustavstraße im neuen, liebevoll begrünten Hof des Bistro Galerie in einen der Liegestühle sinken oder daneben die ebenfalls recht neue Bar Adebar kennenlernen  - samt dem dahinter liegenden Areal.

Ein prachtvoller Garten lässt sich auch in der Karolinenstraße 30 entdecken. Seit 1885 war das Haus schon im Familienbesitz, als es Ulrike Plonka mit ihrem Mann Anfang der 80er Jahre übernahm. Seitdem hat sie viel Arbeit reingesteckt – und einen einst kahlen, steinigen Innenhof in eine Oase verwandelt. Einen grünen Daumen, den habe sie „vielleicht schon“, sagt Plonka lächelnd. Besonders ihre Rosen und Hortensien ziehen die Blicke auf sich. Sehr gerne macht Plonka beim Höfefest mit: „Ich habe den kleinen Hintergedanken, dass vielleicht andere auch Lust bekommen, so etwas zu machen.“

Auf Fotos ist zu sehen, wie sich der Innenhof verwandelt hat. Früher diente er, wie es typisch war in Fürth, als „Wirtschaftshof“. Es fand sich eine Werkstatt hier, außerdem war so ein Grundstück praktisch, um Fahrzeuge abzustellen. „Sehr schön! Gelebte Träume!“, hat nun jemand in Plonkas Gästebuch geschrieben.

Über den Wandel, den die Hinterhöfe in Fürth genommen haben, staunt auch Refet Avci, Vorstand der ditib-Gemeinde, die in der Theaterstraße 49 das Fest mitgestaltet und türkische Spezialitäten anbietet. Avci war viele Jahre zu Hause in der Innenstadt. Welche Lebensqualität die Höfe bieten können, habe früher kaum jemand erkannt.

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