Neujahr mit KlangLust: Königliche Pracht in der Stadtkirche

3.1.2020, 11:30 Uhr
Neujahr mit KlangLust: Königliche Pracht in der Stadtkirche

Die allzu leichte Muse mied das Fürther Kammerorchester KlangLust auch in seinem 23. Neujahrskonzert. Schostakowitsch statt Walzer und putziger Petitessen, das muss man sich auch erst einmal trauen. Lohn der Mühe: eine abermals bis auf den letzten Platz gefüllte Stadtkirche und begeisterter Applaus. Der KlangLust-Weg ist der richtige.

Michael Bochmann ist seit 1997 künstlerischer Leiter dieses Langenzenner Neujahrskonzerts, 2015 ernannte ihn Königin Elizabeth II. für seine Verdienste um die Musik in seiner englischen Heimat zum Member of the Order of the British Empire. Mit KlangLust- und Streichhölzer-Chef Bernd Müller ertüftelte Bochmann heuer ein Programm mit Orchesterwerken vom 17. bis 20. Jahrhundert sowie mit Weihnachtsliedern – aber eben nicht aus dem üblichen "Oh du fröhliche"-Fundus, sondern aus dem "Weihnachtslieder"Zyklus des Wagner-Zeitgenossen Peter Cornelius.

Trauer und Klage

Die c-Moll-Kammersymphonie von Dimitri Schostakowitsch – fünf ineinander übergehende Sätze, von denen drei die Bezeichnung Largo tragen – ist geprägt von Pessimismus, Trauer, Klage. Die dramatischen Ausbrüche des Kopfsatzes, die schroff-virtuosen Passagen im Allegro molto, das breite Tempo der abschließenden Largosätze meisterte das Orchester mit Homogenität, Ausdruckstiefe und Klanggewalt. Wie eine erlösende Befreiung wirkt direkt danach die in schön fließendem Zeitmaß gegebene Air des amerikanischen Spätromantikers Arthur Foote.

Den Abend eröffnete das Concerto grosso g-moll von Antonio Vivaldi mit einem ungewohnt schwermütigen Adagio-Einstieg; die KlangLust-Mannschaft lieferte fein abgestimmte Dynamik, üppigen Streicherklang und makelloses Zusammenspiel. Ganz in seinem Element, mit Spielfreude und technischem Können, ist KlangLust in Wolfgang Amadeus Mozarts früher D-Dur-Symphonie Nr. 30. Hier reichen sich liebliche Melodik, Grazie und Anmut die Hand. Das Menuett hat eher draufgängerischen als gestelzten Charakter, und das schwungvoll gespielte Presto endet mit einer höchst überraschenden Schlusswendung – eine Klasseleistung.

Zum stimmungsvollen Abschluss vier Cornelius-Lieder. Nach dem Krieg waren es vor allem Hermann Prey und Dietrich Fischer-Dieskau, die diese Werke der Vergessenheit entrissen; die Flamme trägt in Langenzenn Markus Simon mit kraftvollem Vortrag weiter, vom Orchester einfühlsam begleitet. Wunderbar gelingt etwa das Lied von den drei Königen, in dem das Orchester den Choral "Wie schön leucht’ uns der Morgenstern" spielt und die Singstimme rezitativisch den Text gestaltet mit der ergreifenden Schlussbitte "Schenk ihm dein Herz!" in zartem Piano. Schwungvoll, tänzerisch beschwingt und ohne Betulichkeit gelingen das Lied vom Christkind und die Freude über Christi Geburt in "Der Christbaum". Dramaturgisch wie interpretatorisch ein weiteres KlangLust-Neujahr auf Top-Niveau.

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