Das sind die Hot Spots im Stadtgebiet

Oberasbach kämpft gegen die Verkehrslawine

18.7.2020, 18:00 Uhr
Oberasbach kämpft gegen die Verkehrslawine

© Foto: Hans-Joachim Winckler

Hot Spots, der Begriff ruft seit einiger Zeit massives Unbehagen hervor. Doch im Oberasbacher Bauausschuss war in diesem Zusammenhang nicht vom Virus die Rede. Die Debatte drehte sich vielmehr um das Thema Verkehr und dabei um die Belastung an drei prekären Stellen im Stadtgebiet, für die nach einer zukunftsfähigen Lösung gesucht wird: dem Alt-Ort, der Jahnstraße im Bereich Unterasbach und im weiteren Verlauf deren Einmündung in die Bahnhofstraße (Details dazu hier).

Was einen der drei Brennpunkte anging, zeigte sich das Gremium regelrecht begeistert: Thomas Peter (FDP), so schien es, hätte für den vom Büro gevas humberg & partner vorgeschlagenen Mini-Kreisverkehr an der Kreuzung Jahn-/Bahnhofstraße lieber heute als morgen die Bagger anrollen lassen. "Der Kreisverkehr ist die optimale Lösung", fasste Felix Kisslinger (Freie Wähler) die Stimmung im Ausschuss zusammen. Doch Norbert Schikora (Grüne), der für die erkrankte Bürgermeisterin Birgit Huber die Sitzung leitete, trat auf die Bremse. Er schlug vor, einen entsprechenden Antrag dafür in die Haushaltsberatungen einzubringen, schließlich müsse auch die Finanzierung des Projektes gesichert sein.

Sehr viel mehr Diskussionen und auch Kritik an den Vorschlägen der Planer hatte es zuvor mit Blick auf den weiter westlich gelegenen Teil der Jahnstraße von der Kreuzung bis zur Frühlingstraße gegeben. Die dort herrschende Platznot auf der Fahrbahn soll mittels Park- und Halteverboten aufgelöst werden. Anscheinend kein Problem, weil die Experten in unmittelbarer Nähe drei Ausweichflächen ausgemacht haben wollten. Darüber echauffierte sich Peter Heinl (SPD), "weil es die nicht gibt".

Allerdings empfahl Ingenieur Christoph Hessel den Stadträten dringend, an der Situation etwas zu ändern. Autos fahren über die für Fußgänger abmarkierten Bereiche. Teilweise engen die Parker die Straße auf weniger als vier Meter ein. Damit wird die Mindestbreite unterschritten: "Unzulässig" lautete das Urteil der Untersuchung. Da die Straße sozusagen im Bestand vorhanden ist, werde die Situation zwar toleriert. Kritisch für die Stadt könnte es aber werden, sollte einmal an dieser Stelle ein Unfall passieren und sich ein Gericht näher mit der Situation befassen. Hessel regte an, mit Halteverboten Lücken zu schaffen, damit entgegenkommende Autos einander ausweichen können.

Bürgerwunsch ohne Chance

Parkende Fahrzeuge von der Straße zu verbannen, darum wird man auch in Alt-Oberasbach nicht herumkommen, will man den Verkehrsinfarkt im Zentrum vermeiden und die Situation auf der Albrecht-Dürer-Straße entschärfen. Eine Absage erteilten die Planer dem "shared space", also der Möglichkeit einer Fläche, die sich Autos, Radfahrer und Fußgänger teilen. Diesen Wunsch hatten die Bürger im Alt-Ort vor einigen Jahren bei einer Befragung geäußert. Doch dem steht nach Ansicht von gevas humber & partner der Durchgangsverkehr entgegen.

Kritik gab es zum einen bezogen auf den untersuchten Abschnitt: Mit 200 Metern ist er nach Ansicht mehrerer Stadträte zu kurz geraten. Die gesamte Ortsdurchfahrt vom Doppelkreisel in der Linder Siedlung bis zum Kreisel an der Jahnstraße hätte es sein sollen. Nur: Einen solchen Auftrag hatte das Planungsbüro anscheinend nicht erhalten.

Stephan Zeilinger (BI Oberasbach) zweifelte zum anderen das gesamte Gutachten an, das hatte mit der der Untersuchung zugrunde liegenden Verkehrszählung zu tun. Sie sei im Jahr 2018 einen Tag vor der Kärwa gemacht worden, einem Zeitpunkt, an dem der Altort wegen der Aufbauten der Schausteller bzw. der Kirchweiw-Sperre von Pendlern gemieden werde. Hätte man hier richtig erhoben, so Zeilinger, "wären die Zahlen noch ernüchternder".

Wohin mit den Autos der Anwohner und Kunden bzw. Gäste für Läden und Gaststätten im Alt-Ort, wenn es denn Parkverbote geben soll? Diese Frage blieb ebenso ungeklärt, wie das Thema St.-Lorenz-Straße. Die Stelle, an der sie in die Albrecht-Dürer-Straße einmündet, ist wegen einer alten Scheune absolut unübersichtlich und deshalb sehr gefährlich. Schon lange wird immer wieder eine Einbahnstraßenlösung diskutiert, passiert ist aber noch nichts. Oder braucht es gar eine Verlängerung der Langenäckerstraße, um Alt-Oberasbach zu umfahren? Ein ebenfalls seit Jahren durch die Diskussion irrlichternder Vorschlag, der erneut aufploppte.

Was auch immer passieren wird, es sei wichtig, die Bürger und Geschäftsleute in den Prozess mit einzubeziehen. Darauf legte Andreas Fleischmann (Grüne) Wert. Sein Parteikollege Norbert Schikora verwies in diesem Zusammenhang auf die neu ins Leben gerufene Projektgruppe "Kommunikation, Transparenz und Bürgerbeteiligung". Wann man das Thema anpacken werde, so der Zweite Bürgermeister, sei offen. "Schließlich ist das auch ein finanzielles Problem."

Investor in den Startlöchern

Die Frage ist aber, wie lange die Stadt das Vorhaben hinausschieben kann. Das Hotelprojekt ist zwar geplatzt, und der damalige Inhaber Murat Baydemir hat das Grundstück an der Bachstraße verkauft. Erworben hat die etwas über 58 000 Quadratmeter große Fläche seinerzeit die Fürther Firmengruppe GS Schenk. Es werde "mit den Füßen gescharrt", sagte Schikora. Was auch immer auf dem Areal realisiert wird – das Stichwort Wohnbebauung fiel bereits –, Fakt ist: Der Verkehr wird an den besagten Problemstellen in jedem Fall zunehmen.

Die "Bürgerinitiative Oberasbach wohnen. leben, bewegen." hatte seinerzeit vehement gegen das Hotelprojekt gearbeitet, seit der jüngsten Kommunalwahl sitzen bekanntlich zwei ihrer Mitglieder im Stadtrat. Und Stephan Zeilinger machte denn auch gleich den Widerstand gegen neue Großprojekte klar: "Bisher hat der Investor einen Acker gekauft." Was er sich hier vorstellen könnte, sagte der BI-Stadtrat auch: Eine Naherholungsfläche dürfe gerne realisiert werden.

8 Kommentare