Oberasbach: Streitfall Hölzleshoffeld soll endlich vom Tisch

19.11.2020, 18:20 Uhr
Oberasbach: Streitfall Hölzleshoffeld soll endlich vom Tisch

© Hans-Joachim Winckler

Vor drei Jahren wagte die Stadt etwas Neues – nicht ganz freiwillig, sondern vielmehr unter dem Druck der Bürger: Bei einem Workshop durften die Anwohner des Hölzleshoffeldes diskutieren und entscheiden, wie sich ihre Siedlung entwickeln wird, was künftig erlaubt sein soll und was nicht.

Ausgangspunkt war ein von Anfang an hoch umstrittener Bebauungsplan gewesen, den die Kommune über das Wohnquartier ziehen wollte und der bis heute nur als Entwurf in der Stadtverwaltung vorliegt. Die SPD wollte nun wissen, was das ganze Unternehmen die Kommune bisher gekostet hat.

Südlich der Bahnlinie, begrenzt von Birkenstraße, Oberem Locher Weg, Tannenweg und Platanenweg, stehen viele Häuser aus den 1960er Jahren. Ein eigener Charakter, geprägt von großen Gärten und viel Grün, zeichnet das Viertel aus, das allerdings längst im Wandel begriffen ist. Die Stadt wollte das Erscheinungsbild schützen und die Entwicklung steuern. Dabei ging es vor allem um die Frage des Bauens in zweiter Reihe, die Chance also, hinter dem Haus etwa einen Bungalow in den Garten zu stellen.

Besagter Bebauungsplan soll Wildwuchs und eine übermäßige Nachverdichtung verhindern. Bei einem gewissen Teil der Anwohner, der seinen Unmut lautstark kundtat, stieß das Vorhaben jedoch auf heftige Ablehnung. Die Anlieger forderten ein Mehr an Bürgerbeteiligung, als es ein Bauleitverfahren eigentlich vorsieht.

Workshop im Rathaus

Nach langem Hin und Her gab die Stadt nach: Zweieinhalb Tage lang diskutierten im Herbst 2017 38 von 140 Grundstückseigentümern, die die Einladung zu der Veranstaltung angenommen hatten, im Rathaus untereinander und mit Experten aus der Verwaltung. Ein Fachmann und sein Team leiteten . Um Lösungen wurde heftig gerungen, die Entscheidungen fielen teils knapp. Dabei der umstrittenste Punkt – das wurde einmal mehr deutlich: Die Anrainer wünschten sich mehr Möglichkeiten zur Nachverdichtung auf ihren Grundstücken, als die Kommune eigentlich zugestehen wollte.


Hölzleshoffeld: Zorniges Quartier 


Ursprünglich war man im Rathaus von rund 13 600 Euro an Kosten für den Anlieger-Workshop ausgegangen. Damit, das zeigt die Auflistung der Verwaltung auf die Anfrage von Stadtrat Harald Patzelt (SPD), kam man gut hin. Doch dazu addieren sich weitere Ausgaben, beispielsweise für die Aufstellung des neuen und die Aufhebung eines alten Bebauungsplans, die Öffentlichkeitsarbeit und eine Info-Veranstaltung.

Stadt zahlt knapp 130.000 Euro

Nach Abzug eines Zuschusses der KfW-Bank bleiben nun immer noch knapp 130.000 Euro bei der Kommune hängen – und das Verfahren ist noch immer nicht abgeschlossen.

Die erarbeiteten Ergebnisse aus der Oktober-Veranstaltung 2017 sollten von den Planern anschließend in den Bebauungsplanentwurf eingearbeitet werden – doch das dauerte: Im März vergangenen Jahres brachten die Stadträte schließlich das neue Werk auf den Weg. Von April bis Mai folgte die Auslegung, dabei erhoben die Anrainer wiederum zahlreiche Einwände. Seitdem tat sich – zumindest öffentlich – nichts mehr. Bürgermeisterin Birgit Huber hatte dies heuer im Februar bei einer Stadtratssitzung aufgrund einer Nachfrage von Anwohnern mit der Personalnot im Bauamt begründet. Besser werde dies, versprach sie, wenn freie Stellen besetzt würden.

Vorgehensweise festlegen

Ende September fand nun eine Sondersitzung des Stadtrats statt. Zum einen ging es dabei darum, die neu gewählten Mitglieder mit der Historie des Themas und dem Stand der Dinge vertraut zu machen. Zum anderen wollten die Kommunalpolitiker die weitere Vorgehensweise in der Causa festlegen. Doch die vorgeschlagene Lösung, sich auf einer Klausurtagung damit auseinanderzusetzen, musste verschoben werden. Denn der Termin – vorgesehen war der 14. November – fiel coronabedingt ins Wasser.

Wie Bürgermeisterin Birgit Huber auf FN-Nachfrage sagte, wollte man sich bei diesem Treffen mit dem vorliegenden Planentwurf, dessen Festsetzungen und den Einwänden dagegen, "im Detail beschäftigen". Wann eine solche Veranstaltung aber nun stattfinden kann, ist derzeit aufgrund des Infektionsgeschehens völlig offen.

Wie es weitergeht, steht jedoch im Prinzip fest: Ausfluss der Klausur wird ein überarbeiteter Entwurf sein, der erneut öffentlich ausgelegt wird. Anschließend muss sich der Stadtrat wieder mit den eingereichten Einwänden beschäftigen, am Ende steht ein "großer Würdigungsbeschluss", so die Bürgermeisterin. Das bedeutet: Die Kommunalpolitiker müssen dann Farbe bekennen und entscheiden, was künftig im Hölzleshoffeld erlaubt ist und was nicht.

Weiter Projekte drängen nach

Zwar sieht Birgit Huber keinen Zeitdruck, sie macht aber kein Hehl daraus, dass das Thema endlich abgeschlossen werden muss. Und das nicht nur, weil in Oberasbach weitere Projekte nachdrängen: die Generalsanierung beziehungsweise der Neubau des Schulzentrums etwa oder das Verkehrskonzept.

Für die Bürgermeisterin steht fest, dass die Stadt es nach den jahrelangen Bemühungen im Hölzleshoffeld nicht bei der jetzigen Situation belassen wird, in der nach Paragraf 34 des Baugesetzbuchs entschieden wird: "Wir wollen nicht aufgeben, sondern arbeiten auf eine Lösung hin." Und die heißt Bebauungsplan.

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