Obermichelbach erwartet neugierige Sänger

23.10.2019, 16:00 Uhr
Obermichelbach erwartet neugierige Sänger

© Marion André

Werner Bauer legt sich seine Notenblätter zurecht. "Eine Oma ging spazieren" kann man da etwa lesen, oder "Des Madla von da Gma". Dann greift er zum Akkordeon, seiner "Gwetschn", und lässt eine kleine Kostprobe hören, die für den Laien auf Anhieb nach Tanzboden und kunstvoll hochgesteckten Zöpfen klingt.

Das Wort "Volksmusik" benutzt der Mann mit dem Akkordeon allerdings nicht gern, lieber "tradierte Musik aus der Region" oder "traditionelle Musik". Sie ist sein großes Faible, hat sein Leben geprägt. Seit 44 Jahren spielt sich die Freizeit des passionierten Musikers größtenteils in Übungsräumen, Wirtshäusern und auf Konzertpodien ab.

"Des is scho lang her…", erinnert er sich, und erzählt, wie alles anfing. Mit einem E-Bass, damals als Teenager, in einer Band. Dem folgte ein Kontrabass – in einer anderen "Band", nämlich bei den Loonharder Musikanten.

Eigentlich sei er Bassist, findet der Zirndorfer. Deshalb kann man ihn außer bei den Loonhardern auch bei der Leyher Stubenmusik mit diesem Instrument hören. Über die Teilnahme an fränkischen Tanzabenden kam dann irgendwann das sogenannte Wirtshaussingen dazu: "Das sind unorganisierte Treffen." Keine Vereinsveranstaltungen also. Eine recht zwanglose Sache, bei der es nicht darum geht, "perfekt singen zu können, sondern einfach darum, im Wirtshaus am Tisch zu sitzen und zusammen zu singen."

Wie etwa in Obermichelbach. Dort feiert die "Fränkische Singstund’" an diesem Freitag im Gasthaus "Am Michelbach" ihr 30-jähriges Bestehen. Singbegeisterte Leute treffen sich alle zwei Monate mit "dem Werner", um neues Liedgut einzuüben und altes zu bewahren. Die Stücke werden sorgfältig ausgewählt: "Ich kenne inzwischen schon ein paar Lieder, jedes nehme ich nicht." Die Bandbreite reicht von lustig bis nachdenklich.

Lieder wandern

Und nein, nur fränkische Lieder zu wählen, wäre zu streng, findet der Franke: "Wenn Lieder Leuten gefallen, wandern sie. Es gibt welche, die werden von Norden, – zum Beispiel der Oberpfalz – bis Süden gesungen. Mit leichten mundartlichen Anpassungen allerdings." Werner Bauer bedauert sehr, dass traditionelle Musik bei uns – im Gegensatz zum bayerischen Süden – an den Hochschulen keinen Platz hat. "Hier kommt man damit nicht in Berührung, auch nicht an den Musikschulen." Deshalb versucht er, mit der "Arbeitsgemeinschaft fränkische Volksmusik", deren Vorsitz er inne hat, eine Lanze für dieses Genre zu brechen. So wolle man die etwas andere Musik bekannt machen, Musikgruppen beraten, Noten bereitstellen und zum Mitmachen anregen. Wie eben auch beim Wirtshaussingen in Obermichelbach.

Für den Zirndorfer ist das ein Beitrag zur Heimatpflege – ebenso wie die bewusste Verwendung von fränkischem Dialekt. Mundart zu erhalten ist ein Nebeneffekt des Wirtshaussingens. "Durch Lieder ist es ein Leichtes, Dialekt wieder zu etablieren", meint Bauer. Das könne er sich sogar schon im Kindergarten vorstellen.

"Fränkische Singstund’": Freitag, 25. Oktober, 20 Uhr, Gasthaus "Am Michelbach" in Obermichelbach. Wer mitsingen möchte, schaut einfach vorbei.

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