Orgelmusik für die Ewigkeit zum Leben erweckt

29.8.2011, 12:00 Uhr
Orgelmusik für die Ewigkeit zum Leben erweckt

© Gerd Axmann

Matthias Ziegler, Orgelvirtuose und Kantor aus dem nahen Baiersdorf, hatte mit Max Regers „Variationen und Fuge über ein Originalthema, Opus 73“ ein fast einstündiges Werk ausgewählt, das an den Interpreten, aber auch an die Zuhörer enorme Anforderungen stellt.

In einem Brief an den Leipziger Thomaskantor Karl Straube aus dem Jahr 1903 schreibt Reger, dass diese Variationen „aus einer sehr wehmütigen Stimmung geboren sind, aus ihnen sprechen Resignation und Vereinsamung“.

Völlig frei

Das zu Gehör gebrachte Opus 73 ist nicht zu vergleichen mit den in der Klassik und Romantik üblichen Variationsformen. Die einzelnen Variationen sind in völlig freien Formen komponiert, ohne auf das Thema hörbar Bezug zu nehmen.

Das Werk lebt von extremen Gegensätzen sowohl in der Lautstärke als auch in den Tempi und in der Stimmung. Virtuose Passagen im Fortissimo mit herben Dissonanzen werden abrupt abgelöst von ruhigen, leisen Passagen, die meditierend, wie improvisiert erklingen. Mit schwebenden Tremoloklängen und dem Einsatz des Schwellers zur unmittelbaren Differenzierung der Lautstärke lässt Matthias Ziegler diese tiefgründige und dann wieder geheimnisvolle Musik wirkungsvoll erklingen.

Dabei nützt er die klanglichen Möglichkeiten der 1980 gebauten zweimanualigen Orgel mit ständigen Umregistrierungen voll aus. Erst am Ende der Variationen sind choralartige Durklänge zu hören — ein angedeuteter Ausweg aus Resignation und Vereinsamung? Die Fuge ist dann gekennzeichnet durch ein klar erkennbares Thema; Johann Sebastian Bach ist hier das kompositorische Vorbild. Mit einem leuchtend hellen Dur-Schluss endet das grandiose Werk, das in der Fuge noch einmal höchste Schwierigkeiten für den Organisten enthält.

Durchdachte Zäsur

Zwischen den Variationen und der Fuge sprach Pfarrer Markus Pöllinger den Vacher Wegsegen — eine wohldurchdachte Zäsur, die sowohl der Musik als auch dem gesprochenen Wort gerecht wurde. Die Choralbearbeitung „Lobe den Herren“ von Max Reger als Zugabe wirkte wie eine Befreiung aus der Klangwelt der Variationen.

Marie-Louise Meyer-Harries hatte zu Beginn des Konzerts in einer Lebensbeschreibung des Komponisten Max Reger dessen exzentrischen Lebensstil dargestellt — eine durchaus sinnvolle Hilfe beim Hören des nachfolgenden Werkes. 

 

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