Ornament-Comeback in der alten Humbser-Brauerei

24.3.2017, 06:00 Uhr
Ornament-Comeback in der alten Humbser-Brauerei

© Foto: Hans-Joachim Winckler

"Einzigartig", "wunderschön": Mit ihrer Begeisterung über das gelungene Werk hält Stadtheimatpflegerin Karin Jungkunz nicht hinter dem Berg. Selten habe sie so eine harmonische Zusammenarbeit mit dem Landesamt für Denkmalpflege erlebt wie auf der Großbaustelle des alten Brauereiareals. Nicht nur die aufwendige Wandmalerei suche ihresgleichen, sondern auch das ins Fensterglas geätzte Dekor.

Die Einschätzung der Fachfrau teilt der mit den Restaurierungsarbeiten beauftragte Künstler Béla Faragó (58) voll und ganz. Ähnlichen Wandschmuck habe er bislang in Fürth allenfalls in den gründerzeitlichen Repräsentationsräumen eines Baudenkmals in der Königswarterstraße gesehen. Die Rahmenbedingungen für eine Restaurierung an der Fichtenstraße waren optimal. Der Bauinvestor ließ ihm alle Zeit der Welt, um sorgfältig arbeiten zu können, und knauserte auch beim Material nicht.

Ins Schwärmen gerät Faragó, wenn er die Silberblumen-Bordüre an der Decke des ehemaligen Direktionszimmers betrachtet. Solides Silber konnte er hier verwenden. "Das gibt einen Glanz, den man mit minderwertigem Metall niemals herbekommt", erläutert der aus Ungarn stammende Georg-Baselitz-Schüler und NN-Kunstpreisträger. Viel Geduld musste er neben handwerklichem Geschick aufbringen, um die unter Dispersionsfarbschichten verborgenen Schätze freizulegen.

Eine genaue Farbanalyse war Voraussetzung für originalgetreue Restaurierung. Die einst verwendeten hauchdünnen Tempera-Öl-Emulsionen hatten es Faragó angetan. In zwei Räumen musste er die Ornamentmalerei wegen des schlechten Deckenzustands in enger Absprache mit den Denkmalschützern rekonstruieren. In den übrigen Zimmern genügte das Freilegen und Auffrischen der Kunst.

Schmunzelnd berichtet der Nürnberger, wie er im ersten Stock hinter der Tapete naive Malerei entdeckte. Hopfenarrangements und Landschaften, die Faragó der Witwe des Brauereibesitzers Johann Martin Humbser zuschreibt, die hier gewohnt habe. Mit Japanpapier wurde die Hobbymalerei sicher abgedeckt, damit sie bei der weiteren Renovierung keinen Schaden nimmt. So bleibt sie kommenden Generationen erhalten.

Damit die historische Wandmalerei auch richtig zur Wirkung kommt, dürfen die Wände keinesfalls in reinem Weiß gestrichen werden. "Das drückt", erklärt der Künstler und gibt zu bedenken, dass bei früheren Raumanstrichen immer gebrochene Farbtöne verwendet worden sind. Neben der Malerei zeichnet auch das Interieur das alte Verwaltungsgebäude aus: Prächtige Holzvertäfelungen, kunstvolle Fliesen und schmucke Messinggriffe an den Türen und Fenstern. Eine gut erhaltene Samttapete mit blauer Bordüre aus der Bauzeit nach der Jahrhundertwende zählt dazu.

Ein Ende der Arbeit auf dem alten Brauereiareal ist für den Restaurator noch lange nicht in Sicht. In zwei Monaten wird sich Faragó das alte Jugendstil-Sudhaus vorknöpfen, dessen Bau 1911 mehr Geld verschlungen hat als das schmucke Fürther Stadttheater. Auch hier wartet herrliche Malerei auf eine Verjüngungskur. Vor kurzem erst hat der 58-Jährige, wie berichtet, im Auftrag der Wohnungsbaugenossenschaft Fürth-Oberasbach eine hochwertige Schablonenmalerei in einem Baudenkmal der Fürther Kriegerheimsiedlung am Espan rekonstruiert. Raumschmuck dieser Art ist heutzutage rar.

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