Österreichische Berater: Fürth verkauft sich zu schlecht

31.10.2016, 09:14 Uhr
Mit Schokoladenseiten wie der Hornschuchpromenade will die Stadt Fürth bei Touristen punkten.

© Hans-Joachim Winckler Mit Schokoladenseiten wie der Hornschuchpromenade will die Stadt Fürth bei Touristen punkten.

Das Ziel klingt groß und steht seit langem auf der Aufgabenliste des Rathauses: Ein Masterplan für Fürths touristische Ausrichtung soll her. Helfen lässt sich die Stadt dabei von der österreichischen Agentur Kohl & Partner, die ebenfalls viel Luft nach oben sieht: Bisher zähle Fürth zu den tourismusschwächeren Orten der Region, heißt es in ihrer Analyse.

Beim Wert für die "Tourismusintensität", also das Verhältnis von Übernachtungen zu Einwohnern, kommt Fürth nur auf 2,07 und liegt damit deutlich hinter Nürnberg (5,66) und Erlangen (4,92) – und selbst hinter Ansbach (2,3) und Schwabach (2,16). 2015 war ein besonders schlechtes Jahr für Fürth: Nur 236.983 Übernachtungen wurden gebucht (2014: 247 422).

Fürth verkauft sich schlecht

Die größte Schwäche hatten die Berater schnell ausgemacht: Richtig gut verkaufen können sich diese Fürther noch nicht. Deutlich wurde das etwa, als sie sich bei Passanten am Hauptbahnhof erkundigten, was man in der Stadt denn so machen könnte. Zwar empfahlen manche auf Nachhaken, die Altstadt oder die Hornschuchpromenade anzuschauen oder in die jüdische Geschichte einzutauchen. Oft aber bekamen die "Gäste" zu hören: "Wolltet ihr vielleicht nach Nürnberg? Wir sind hier in Fürth." Oder: "Einkaufsmöglichkeiten sind so in der Stadt verteilt. Aber eigentlich gibt es hier nichts Spektakuläres, was es nicht woanders auch geben würde." Und: "Zum Thema Eisenbahn gibt’s hier nichts. Da müssen Sie ins DB-Museum nach Nürnberg."

Der Fürther, schlussfolgert Elisabeth Hiltermann, die die Ergebnisse jüngst im kommunalen Wirtschaftsausschuss vorstellte, "scheint in Sachen touristischer Wert nicht so selbstbewusst zu sein. Schade." Denn eigentlich habe die Stadt einiges zu bieten.

Verloren im Zentrum

Aufgefallen sind den Experten zum Beispiel die historische Bausubstanz, die schönen Höfe und kleine, inhabergeführte Läden, die einzigartig wirken. Zu den Stärken zählen sie außerdem: Feste wie die Michaelis-Kärwa oder das Fürth Festival, die Gustavstraße mit ihrer Gastronomie, das viele Grün, die Lage mitten in der Metropolregion, die Nähe und die gute Anbindung zu Nürnberg und eine – so urteilen die Berater – ausreichende Zahl an touristischen Attraktionen, also Museen und Kulturstätten. Dem gegenüber stehen die Schwächen: Vor allem fehlt es an einem Profil (Wofür steht Fürth?) und einer professionellen Vermarktung. Das fängt bei guter Beschilderung in der Innenstadt an. Bisher fühle sich der Gast an vielen Stellen verloren, sagt Hiltermann, die Infotafeln könnten besser sein.

"Stadt der erlebbaren Geschichte"

Und an zu wenigen Stellen werbe Fürth für sich. In Hotels und Lokalen fanden die Experten vor allem Infomaterial für Sehenswertes in Nürnberg. Noch schwerer wiege, dass Besucher im Internet unzureichend bedient werden; eine eigene Homepage der Tourist-Info fehlt. Völlig verpasst werde bisher auch die Chance, die Eisenbahngeschichte erlebbar zu machen.

Daneben mangele es an einer "Tourismusgesinnung", also dem Gefühl der Einheimischen, dass sie Gastgeber sind. Anrufe in Freizeiteinrichtungen zeigten, dass Auskünfte kompetenter und freundlicher sein könnten. Vor-Ort-Recherchen in Hotels ergaben, dass die Qualität besser sein könnte.

Drei Vorschläge hat die Agentur, wie ein touristisches Profil aussehen könnte: Als "Stadt der Feste" könnte sich Fürth präsentieren, als "kleine, lebenswerte Großstadt", in der man einkaufen, den Fluss und die Natur genießen und von der aus man Ausflüge machen kann, oder als "Stadt der erlebbaren Geschichte". Mit einer Vergangenheit, die, das sieht Hiltermann als Besonderheit, anders als das Mittelalter noch nicht so weit weg sei von der Gegenwart.

Das Wirtschaftsreferat will nun aus den Anstößen konkrete Maßnahmen entwickeln. Vor allem aber, so scheint es OB Thomas Jung und Wirtschaftsreferent Horst Müller, müsse man wohl daran arbeiten, den Fürthern ihre Schätze bewusster zu machen . . .

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