P&P: Weiteres Fürther Waldrand-Drama befürchtet

7.12.2013, 10:00 Uhr
P&P: Weiteres Fürther Waldrand-Drama befürchtet

© Horst Linke

Nur wenige Meter von einer mächtige Eiche entfernt hebt ein Bagger in einem mit Brettern markierten Karree den Boden aus. Hubert Weiger, der Landesvorsitzende des Bundes Naturschutz (BN), steht daneben und ist hellauf empört: „Baumschutz steht in Fürth nur auf dem Papier“, schimpft der Verbandschef, weil er damit rechnet, dass auch diese Eiche aus Sicherheitsgründen nachträglich gefällt werden muss, wenn sich – wie im Fall der Bebauung am Ronhofer Wäldchen – herausstellt, dass sie bei Sturm auf das Haus stürzen könnte.

Stadtwaldpfleger und CSU-Stadtrat Herbert Schlicht pflichtet ihm bei: „Das hier wird ein zweites Ronhofer Wäldchen.“ Sein SPD-Stadtratskollege Günter Witzsch sieht in dem Vorgehen des Bauträgers ein Indiz dafür, dass die Sanktionen der Stadt nicht ausreichen und fordert wie CSU-Fraktionschef Dietmar Helm bis zur Prüfung der Rechtmäßigkeit der Bebauung einen Baustopp. Zusammen mit weiteren BN-Vertretern haben sich die Kommunalpolitiker am Donnerstag auf dem 50.000 Quadratmeter großen Baugrundstück umgeschaut.

Im Anschluss daran nahmen Mitarbeiter der städtischen Bauverwaltung die Arbeiten dort unter die Lupe, konnten jedoch nach Angaben von Baureferent Joachim Krauße keinen Verstoß gegen geltende Vorschriften feststellen. Nur für Laien, so Krauße, sähe es danach aus, dass die Bebauung zu nahe an den Waldrand rücke. Die jetzt genehmigten Häuser seien zwar „nicht hundertprozentig“ an der im Bebauungsplan eingezeichneten Stelle vorgesehen, aber jedenfalls nicht näher am Waldrand.

"Kein Verstoß"

Ein von den Naturschützern aufgezeigtes Problem sieht allerdings auch der Baureferent: Die Grünzonen der Grundstücke ragen weit in den Wald hinein und es sei nicht eindeutig, wie dieser Bereich zu charakterisieren sei. Für Weiger steht fest: „Der nahe Waldsaum wird an Schwindsucht leiden.“ Weil er die angrenzende Bebauung in den Schatten stelle, sei unerlaubtes Auslichten schon vorprogrammiert.

Die für den Baumfrevel fällige Ausgleichszahlung – wie berichtet, hat Bauinvestor P&P 140.000 Euro in Aussicht gestellt – ist nach Weigers Überzeugung bereits im Baupreis einkalkuliert. Seiner Ansicht nach haben die Bauträger bei der Fürther Stadtentwicklung zu viel Macht. Dem widerspricht auf Anfrage der Fürther Nachrichten OB Thomas Jung. P&P sei verpflichtet worden, für die illegal gefällten Bäume an Ort und Stelle Ersatz zu pflanzen. Mit dem Fürther BN-Kreisvorsitzenden Reinhard Scheuerlein sei er übereingekommen, dass es sich um „Großbäume“ mit einem Stammumfang von 18 bis 25 Zentimeter in einem Meter Höhe handeln müsse. Je nach Größe des gefällten Baumes können nach einem speziellen Umrechnungsschlüssel zur Öko-Bilanz auch mehrere Nachpflanzungen erforderlich werden.

Bis auf weiteres erhält P&P laut Jung keine städtischen Grundstücke mehr zur Bebauung. Diese Sanktion war schon gegen den Bauträger Bauhaus verhängt worden, der am Scherbsgraben illegal ein Auenwäldchen für den versprochenen Talblick ausgelichtet hatte. Die Stadt Fürth hat zudem ein Ordnungswidrigkeitsverfahren eingeleitet. Damit kämpft P&P inzwischen auch in Schwabach, nachdem – wie berichtet – auf einem Baugrundstück am Wolkersdorfer Zwieselbach 30 geschützte Bäume gefällt wurden .Mit Strafanzeige gar geht der Fürther BN gegen den schon im Januar begangenen Baumfrevel im Grundigpark vor.


Erst Anfang Juli bekam die Naturschutzbehörde der Stadt davon allerdings Wind. „Weil vorher kein Bauantrag eingereicht wurden, gab es keinen Grund zur Kontrolle“, erklärt Jürgen Tölk, im Ordnungsamt zuständig für den Bereich Umweltschutz. Da nur der Bereich der beantragten Bebauung überprüft wurde, blieb das ganze Schadensausmaß der Behörde zunächst verborgen Das wurde erst bei der Selbstanzeige von P&P-Chef Michael Peter am 22. Oktober im Ordnungsamt deutlich. Weil der dafür zuständige Umweltausschuss erst am 21. November tagte, erfuhren die Stadträte erst vier Wochen später von dem Vorfall. Für die Behörde steht nach ersten Untersuchungen fest, dass es neben den 90 genehmigten Fällungen und den angezeigten 75 ungenehmigten nicht noch mehr Einschläge gegeben hat.

Um künftig schneller reagieren zu können, will die Stadt nun einen Mitarbeiter zur ökologischen Bauaufsicht abstellen. Die Suche läuft nach Kraußes Angaben bereits.

 

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