Panama Papers: Ein Fürther im Zentrum der Offshore-Deals

5.4.2016, 06:00 Uhr
Wo Palmen wachsen, wie hier in Panama, ist auch die Oase nicht weit - in diesem Fall vor allem die Steueroase.

© dpa/Alejandro Bolivar Wo Palmen wachsen, wie hier in Panama, ist auch die Oase nicht weit - in diesem Fall vor allem die Steueroase.

Es ist eine gewaltige Datenmenge, durch die sich Redakteure internationaler Medien gearbeitet haben. Mehr als 200.000 sogenannte Offshore-Firmen hat die Kanzlei Mossack Fonseca demnach gegründet, wie aus den "Panama Papers" hervorgeht, angemeldet auf den Seychellen, den Bahamas, den Britischen Jungferninseln oder in Panama. Was die Süddeutsche Zeitung, der die vertraulichen Dokumente zugespielt worden sind, und kooperierende Medien dazu seit Sonntag ans Licht gebracht haben, ist erst der Anfang.

Panama Papers: Ein Fürther im Zentrum der Offshore-Deals

© ICIJ

Ahnen lässt es bereits: Jürgen Mossack, eine der Hauptfiguren der schmutzigen Geschäfte, mag es nicht nur beruflich diskret. Interviews gebe er nie, ließ eine Sprecherin der Kanzlei Mossack Fonseca die Süddeutsche Zeitung wissen. Auf Fragen antwortete der 68-Jährige per Mail: Die Antwortfrist sei zu kurz. Auf eine Verlängerung der Frist folgte: nichts.

Genau wie über seine Geschäfte sei auch wenig über Herrn Mossack bekannt, schrieb bereits vor einem Jahr das Handelsblatt in seiner internationalen Ausgabe, die sich damals mit ersten Enthüllungen beschäftigte. Auch in seiner Geburtsstadt Fürth sind die Informationen, die man zur Familie Mossack noch findet, dürftig. Jürgen Mossack, den sie im Finanzviertel von Panama-City "den Deutschen" nennen, kam 1948 zur Welt - vermutlich wie alle anderen Fürther Kinder, die nicht zu Hause geboren wurden, im Nathanstift (ein "Rathausstift", wie die Süddeutsche schreibt, gibt es nicht).

Gewohnt hat die Familie nach Informationen unserer Zeitung in der Gustavstraße, bis sie - so ist es auf der Meldekarte notiert - 1958 wegzog. Dass er die Grundschule am Kirchenplatz besuchte, verrät ausgerechnet Mossack selbst: Zu den wenigen persönlichen Spuren, auf die man im Internet stößt, zählt ein Eintrag im Netzwerk "StayFriends".

Zuflucht für Alt-Nazis

Mit seinen Eltern - die Mutter war Verkäuferin, der Vater Maschinenbauer - wanderte Jürgen Mossack Anfang der 1960er-Jahre nach Panama aus. Südamerika war ein beliebter Zufluchtsort für Alt-Nazis - und Mossacks Vater gehörte nach Recherchen des Internationalen Konsortiums für investigative Journalisten (ICIJ) zur Waffen-SS. Er soll sich später dem US-Auslandsgeheimdienst CIA als Spion angeboten haben, möglicherweise auch für den BND gearbeitet haben.

Jürgen Mossack ging in der neuen Heimat weiter zur Schule und studierte später Jura. 1977 gründete er seine eigene Kanzlei, bevor er sich 1986 mit dem Anwalt, Schriftsteller und Politiker Ramón Fonseca Mora zusammentat. Dieser ist in Panama eine öffentliche Figur, trat etwa als Berater von Präsident Juan Carlos Varela in Erscheinung. In einem Interview erzählte Fonseca einmal, dass er Priester werden wollte.

Stattdessen führt er mit Mossack eine Kanzlei, die sich auf die Gründung und Verwaltung anonymer Briefkastenfirmen spezialisiert hat. Diese sind meist mit Scheindirektoren ausgestattet, um zu verschleiern, wer sich dahinter verbirgt. Mossack Fonseca ist einer der weltweit größten Anbieter dieser Dienste. Nach eigenen Angaben beschäftigt das Unternehmen 500 Mitarbeiter. Filialen und Partnerbüros verteilen sich über die ganze Welt.

Während die Eltern, die Schwester und der Bruder in den 1970ern nach Deutschland zurückkehrten, erwarb sich Jürgen Mossack in Panama-Stadt den Ruf, aufbrausend und durchsetzungsstark zu sein. Die Kanzlei galt als kreativ bei der Suche nach Steueroasen - und als diskret. Damit ist es jetzt vorbei.

Auch Firmen aus der Region sollen zu Mossacks Kunden zählen.

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