Paul-Metz-Halle wird 30

19.10.2014, 13:00 Uhr
Paul-Metz-Halle wird 30

© Foto: Thomas Scherer

Herr März, als die Paul-Metz-Halle gebaut wurde, waren Sie noch nicht im Dienst der Stadt. Wissen Sie um die Anfänge des Hauses?

März: Ich habe das in alten FN- Ausgaben nachgeblättert. Die Halle hat damals 4,5 Millionen Mark gekostet. 325 000 Mark haben Bürger über einen Förderverein aufgebracht. Öffentliche Zuschüsse gab es nicht. Damals hieß es, wenn ihr euch eine Halle leisten wollt, dann zahlt sie auch selbst, ihr habt genug Geld, was tatsächlich noch so war.

Warum lag Zirndorfs Bürgern so viel an einer eigenen Stadthalle?

März: Das Freizeitverhalten war ein anderes und spielte sich stark in Vereinen ab. An denen hat es Zirndorf noch nie gemangelt, nur hat es ihnen an Räumlichkeiten gefehlt, in denen sie ihre Geselligkeit leben konnten. Dass sich die Halle dorthin entwickeln würde, wo sie heute steht, war damals nicht absehbar.

Wo steht sie denn heute?

März: Die Halle ist längst nicht mehr nur für die Stadt, sondern für den ganzen Landkreis und darüber hinaus ein Veranstaltungsort mit ausgezeichnetem Ruf.

Wodurch zeichnet sie sich denn Ihres Erachtens nach aus?

März: Wir können uns auf verschiedenste Anforderungen einstellen, weil die Räumlichkeiten und die Technik sehr flexibel sind. Binnen weniger Stunden verwandeln unsere drei Haustechniker oft in Nachtschichten die Halle vom Theater zum Tagungs- oder Messestandort. Für solche Zwecke ist die eher kleine bis mittlere Fläche der Halle bei Firmen gefragt, eine Stadthalle wie die der Fürther wäre da überdimensioniert.

Die Hallen-Vermietung ist die eine Säule Ihres Geschäftes, die andere ist das Kulturprogramm, das Sie aufstellen. Es konzentriert sich auf eher kommerzielle Unterhaltung. Würde man unterstellen, dass es Ihren persönlichen Neigungen entspricht . . .

März: . . . träfe das ziemlich genau zu. Es ist allerdings ein Angebot, das auch sein Publikum hat. Und das kommt zu 40 Prozent aus Zirndorf und zu 60 Prozent aus dem Landkreis oder von weiter weg. Legendär waren lange Jahre die Ballnächte, doch das Interesse ist rückläufig, weshalb es seit 2013 nur noch den Herbstball gibt, der aus Anlass des 30-Jährigen zum Rosenball wurde. Unser Metier sind Komödien-Gastspiele, Swing und Jazz gehen gut, Comedy und Kabarett sind in der Regel ausverkauft. Jedoch versuche ich immer mal einen Gegenpol etwa mit ernstem Theater zu setzen, sehe aber wenig Sinn dahinter, einem Stadttheater Fürth Konkurrenz machen zu wollen.

Sie haben sich also mit leichter Muse Ihre Nische erobert?

März: Ja sicher, und die hat sich auch immer wieder gewandelt: Ende der 80er Jahre war es Travestie, die das Haus füllte, in den 90er war es zuerst das Volkstheater und dann Country-Musik. Das mögen Genres sein, die mancher belächelt, für die es aber einen Markt gibt.
Sie schaffen es immer wieder, hochkarätige Kabarettisten nach Zirndorf zu holen. Wie das?

März:Ich schreibe das den guten Kontakten zu, die ich mir aufgebaut habe. Das erlaubt mir, Leute zu engagieren, die andernfalls an Zirndorf vorbeigefahren wären. Das Publikum weiß es zu schätzen: Bei solchen Namen wie Monika Gruber, Urban Priol oder Erwin Pelzig sind die Karten am ersten Vorverkaufstag weg.

An was erinnern Sie sich im Rückblick besonders gern?

März:An viele Gespräche hinter der Bühne, die mir unvergessen bleiben, etwa mit Dieter Hildebrandt.

Und auf was könnten Sie in Ihrem Job verzichten?

März:Auf Künstler, die bis zur letzten Minute auf sich warten lassen. Ist der Saal voll und jemand zeigt solche Starallüren, stirbt man als Veranstalter tausend Tode. Aber ich werde jetzt sicher keine Namen nennen.

Warum gibt es eigentlich keine Rock- oder Popkonzerte in der Halle?

März:Ohne Bestuhlung wird die Halle nicht vermietet – nur stehende Gäste, dafür ist uns die qualitativ hochwertige Ausstattung zu schade.

Der Teppich und der Rotstich der Buchenholzverkleidung an der Wand sind es , die der Halle den Charme der 80er Jahre geben, ganz zeitgemäß ist das nicht, oder?

März:Na ja, es wäre überraschend, hätte eine Halle, die in den 80er Jahren gebaut wurde, nicht das Ambiente dieser Zeit. Den Teppich haben wir erst vor fünf Jahren erneuert. Mit den Holzpaneelen an den Wänden ist er dafür verantwortlich, dass die Akustik bei uns hervorragend ist.

Die Halle ist der Stadt lieb und teuer, 850 000 Euro hat sie in den vergangenen zwei Jahren in das Gebäude gesteckt. Was ist da passiert?

März:Will man attraktiv bleiben, muss man Geld in die Hand nehmen. Wir haben die Küche neu gestaltet, die Lüftungstechnik erneuert und den Brandschutz angepasst.

Begleitet von der Diskussion, dass die Halle als freiwillige Leistung ein Luxus sei, den sich Zirndorf in Zeiten massiv anziehender Schulden nicht mehr leisten kann. Wie sehen Sie das?

März:Diese Diskussion führen wir in Zirndorf mittlerweile ständig, siehe Bibertbad. Natürlich ist das Defizit aufgrund der Sanierung vergangenes Jahr hochgeschnellt – auf 438 000 Euro. Wovon allerdings nicht einmal die Hälfte tatsächlich als Defizit zu werten ist und das sind die Kosten, die wir für Personal und Unterhalt brauchen. Ansonsten stehen wir mit einer Auslastung von 50 Prozent gut da. Das Kulturprogramm würde sich sogar selbst tragen. In der neuen Infobroschüre der Stadt lese ich viel von der Lebensqualität in der Stadt. Dafür stehen einfach die freiwilligen Leistungen.

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