Perlen im Tiefschlaf

17.7.2012, 13:00 Uhr
Perlen im Tiefschlaf

© Johnston

Wenn ein altes Haus einzustürzen droht. Wenn also ein Denkmal in Gefahr ist — und obendrein noch Menschenleben —, der Eigentümer aber immer noch nicht handelt, dann kann die Stadt einschreiten. Im Sommer 2011 geschah das in der Karolinenstraße. Die Stadt leitete eine „Ersatzvornahme“ in die Wege, das heißt, sie sicherte das Gebäude aus dem 19. Jahrhundert auf eigene Kosten ab. Den Betrag stellt sie in solchen Fällen den Eigentümern in Rechnung, können die nicht zahlen, wird eine Grundschuld auf die Immobilie eingetragen.

Perlen im Tiefschlaf

© Aslanidis

Saniert ist das Gebäude damit noch lange nicht. In der Karolinenstraße wird das wohl erst passieren, wenn das Haus den Eigentümer wechselt — und das kann dauern, sagt Stadtheimatpfleger Alexander Mayer. Er kennt etliche Fälle, bei denen eine Sanierung an den Eigentümern scheitert. Den einen fehlt das Geld, den anderen der Wille und wieder andere sind mit der Instandhaltung — oder selbst einem Verkauf — schlichtweg überfordert.

Manchmal macht es sich bezahlt, wenn die Stadt hartnäckig bleibt. Bei einem Haus in der Schirmstraße, die vom Kohlenmarkt abzweigt, war unlängst schon eine Ersatzvornahme eingeleitet, ehe der Eigentümer doch ein Einsehen hatte und das Gebäude abstieß. Der Käufer will es nun sanieren.

Mayer kann aber auch zahlreiche Objekte nennen, wo nichts vorangeht. Die Königstraße 39 etwa, ein kleines Haus gleich beim Grünen Markt, oder die schon lange leerstehende Gustavstraße 3 mit ihrem schmutzig grauen Putz und der Aufschrift Brot- und Feinbäckerei Landauer. Machen kann die Stadt in diesen Fällen nichts, schon gar nicht, wenn das Gebäude innerlich intakt ist und nur die Fassade schäbig wirkt, so Mayer, wie die Gustavstraße 7, das frühere „Gockerla“.

Auf der anderen Seite stehen Beispiele, die Mut machen, wie ein Blick in die Heiligenstraße zeigt. Bei einem Hinterhofgebäude, das in früheren Jahren die Gaststätte Mist’n beherbergte, bahne sich eine Lösung an, sagt Mayer. Ein „kleinerer, aber bewährter Investor“ wolle das Haus aus dem Jahr 1769 instandsetzen. Und in der Schindelgasse nehme sich eine Privatperson eines „Problemfalls“ an.

Eine neue Chance erhält auch das Sandsteingebäude Schwabacher Straße 53, an der Bahnunterführung Ecke Karolinenstraße — angeblich das älteste Haus der Südstadt. Die Investoren dachten erst an einen Abriss, dann legte die Untere Denkmalschutzbehörde der Stadt mit Unterstützung des Stadtheimatpflegers ihr Veto ein. „Die Investoren haben toll reagiert“, lobt Mayer die Planungen, die noch im Anfangsstadium seien. Zwar solle das Gebäude links und rechts umbaut, dafür aber erhalten werden.

Oft scheitern Sanierungen jedoch am Geld. Als Beispiel nennt Mayer einen uralten Bauernhof in Kronach. Natürlich gebe es Zuschüsse. Etwa aus dem Entschädigungsfonds, bei dem die Eigentümer jedoch nachweisen müssten, dass sie die Sanierung nicht selbst stemmen können. Zudem seien steuerliche Abschreibungen interessant. Das ändere aber nichts daran, dass in der Regel „viel, viel Geld“ in die Hand genommen werden muss.

Einer der prominentesten Leerstände Fürths dürfte der Goldene Schwan am Marktplatz sein. Die Preisvorstellungen der Eigentümer seien zu hoch, hört man immer wieder. Doch davon will man bei der Eigentümerfamilie nichts wissen. „An uns liegt es nicht“, erfuhren die Fürther Nachrichten auf Anfrage. Vielmehr schrecke der hohe Betrag, der in die Sanierung fließen müsse, viele Investoren ab. Dass der Goldene Schwan aufgrund seiner exponierten Lage etwas Besonderes ist, ist den Eigentümern völlig bewusst. „Wir sind ja auch Fürther und wollen, dass hier etwas entsteht, das dem Marktplatz zuträglich ist“, sagen sie und – fügen hinzu, dass etwas „in Planung“ sei, nämlich eine Mischung aus Wohnen und Gewerbe. Mehr wolle man dazu noch nicht sagen. Die Fürther werden’s dennoch gerne hören.

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