Pferde, Kühe und Co.: Feuerwehr übte die Großtier-Rettung

21.9.2019, 19:00 Uhr
Pferde, Kühe und Co.: Feuerwehr übte die Großtier-Rettung

© Foto: Armin Leberzammer

"Pferde mussten wir noch nicht retten, aber Kälber haben wir schon einmal aus einer Grube gezogen", berichtet Klaus Kondert, der Kommandant der Oberasbacher Wehr. Richtig sensibilisiert für die Problematik wurden die Brandschützer allerdings erst durch Landwirte und Pferdehalter in den eigenen Reihen. "Bei einem Einsatz sollte ja alles möglichst geordnet ablaufen, aber bei großen Tieren fehlt uns einfach die Erfahrung", räumt Kondert ein. Über Kollegen aus Lauf sei man dann schließlich auf den Rheinländer Lutz Hauch aufmerksam geworden – laut eigener Aussage "Deutschlands einziger zertifizierter Großtierretter mit Feuerwehrerfahrung".

"Pferde in Notsituationen zeigen andere Verhaltensweisen als unter normalen Umständen. Ruhige und extrem aktive Phasen wechseln sich ab. Ein ruhig liegendes Pferd wird, sobald es die Freiheit spürt, vehement ums Überleben kämpfen. In großer Gefahr sind bei derartigen Einsätzen vor allem die Rettungskräfte, denn sie sind den vom Tier ausgehenden Gefahren ganz unmittelbar ausgesetzt", weiß Lutz Hauch. Mit einem eintägigen Seminar hat er vor kurzem 20 Feuerwehrfrauen und -männer geschult. In der Wache an der Roßtaler Straße ging es dabei sowohl um die Theorie als auch die Praxis.

Behandelt wurden Themen wie Wahrnehmung und Reaktion von Tieren in Stresssituationen sowie die sich daraus ergebenden Gefahren und Strategien. Mithilfe verschiedener Einsatzvideos wurde an positiven und negativen Beispielen gelernt: Rettungskräfte waren zu sehen, die beim Versuch, sich dem hilflos im Graben liegenden Pferd zu nähern, den rudernden Pferdebeinen und dem um sich schlagenden Kopf gefährlich nahekommen. Solche Einsätze dauern nicht selten Stunden; Stunden, in denen die Retter gefährdet und dem Tier unnötige Schmerzen und Stress zugemutet werden.

Zur Übung der richtigen Vorgehensweise hatte Hauch mit "Sam" einen lebensgroßen Pferdedummy im Anhänger mitgebracht. Mit seinem Gewicht von 200 Kilogramm und beweglichen Gliedern ließ der alles über sich ergehen und verübelte Fehler nicht, die beim Üben gemacht werden durften. Das Anlegen eines Notfallhalfters, die verschiedenen Fädeltechniken, um Spezialgurte unter das Tier zu bringen, unterschiedliche der jeweiligen Situation angepasste Verfahren, das Tier zu bewegen – all das wurde erlernt und geübt. Abschließend wurden realistische Übungsszenarien gestellt. Die Aufgabe lautete, Pferdedummy Sam aus einem Teich, einem morastigen Graben und dem Hänger zu "retten" – und das unter Anwendung der zuvor gelernten Techniken.

Kommandant Klaus Kondert sah sich im Nachhinein bestätigt, den Dozenten nach Oberasbach geholt zu haben. "Die Schulung hat uns völlig überzeugt, weil wir jetzt wissen, wie wir taktisch an so eine Rettung herangehen und wie ein Tier reagieren könnte. Das gibt uns Sicherheit." Auch wenn die großen, spektakulären Einsätze zur Großtierrettung noch nicht zu bewältigen waren, ist sich Kondert sicher, das neuerworbene Wissen künftig häufiger zu brauchen.

"Tierrettung wird immer mehr Feuerwehraufgabe", so seine Erfahrung. Und sei es nur, um ein krankes, liegendes Pferd in eine Tierklinik zu bringen: "Jetzt kennen wir die adäquaten, tiergerechten und patientenschonenden Transportmöglichkeiten."

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