Plakat-Kampagne: Junge Fürther verschaffen sich Gehör

26.11.2020, 11:00 Uhr
Zehn große und Dutzende kleine Plakate machen zurzeit auf die Anliegen von Fürther Jugendlichen aufmerksam.

© Hans-Joachim Winckler Zehn große und Dutzende kleine Plakate machen zurzeit auf die Anliegen von Fürther Jugendlichen aufmerksam.

Mehr als 300 Schüler kamen Anfang März in der Stadthalle zusammen. Das Jugendforum bot ihnen – als Vertretern aller Fürther Schulen – die Chance, ihre Anliegen direkt an die Stadtspitze und etliche Stadträte heranzutragen. Aus verschiedenen Ecken Bayerns wurden in jenen Tagen bereits Covid-19-Erkrankungen gemeldet, in Fürth aber war das neuartige Coronavirus offiziell noch nicht angekommen.

Vier Tage später war alles anders. Das Gesundheitsamt meldete die ersten sieben Infektionen in Stadt und Landkreis, die Leopold-Ullstein-Schule wurde geschlossen, die SpVgg Greuther Fürth fror den Kartenverkauf für die Partie gegen den Hamburger SV ein. Corona beherrschte fortan die Nachrichten. Über das Jugendforum sprach niemand mehr.

Das wiederum soll jetzt anders werden. Die vielen Wünsche, Anregungen und Forderungen der jungen Generation, die beim Jugendforum präsentiert wurden, hat eine Gruppe engagierter Jugendlicher – der "Runde Tisch Jugend" , den es seit eineinhalb Jahren gibt – aufmerksam durchgesehen und nach Priorität geordnet.

Mit den fünf drängendsten Anliegen, die zugleich zeitnah umsetzbar scheinen, sind sie jetzt an die Öffentlichkeit gegangen: Auf zehn großen und Dutzenden kleinen Plakaten, verteilt im Stadtgebiet, sind die Forderungen abzulesen – in leuchtendem Pink und Weiß auf tiefschwarzem Grund. Sie sollen herausstechen.

Es geht auch um Stadtgestaltung

Und sie sollen etwas bewegen. Nicht nur für Jugendliche, das sagen Lara Hausdorf (14), Alexander Bohn (16), Samuel Oeser (20) und Jasmin Aoune (16) im Pressegespräch ausdrücklich dazu. Es geht ihnen um Schüler-Themen genauso wie um die Stadtgestaltung und die Stadtgesellschaft. Zu den "Top 5"-Forderungen gehört passend dazu der Ruf nach einem Jugendparlament.


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"Eine gewählte Vertretung, die Anliegen einbringen kann, wäre wichtig", sagt Samuel. Nicht jede und jeder habe die Zeit, sich zu engagieren. Gäbe es aber ein Jugendparlament, könnten junge Fürtherinnen und Fürther ihre Interessenvertreter wählen. Viel Zustimmung gab es dafür beim Jugendforum, rund 100 Unterschriften wurden gesammelt.

Zu wenig Treffpunkte

"Macht Platz für die Jugend", verlangt ein anderes Plakat. Mehr Treffpunkte im Freien werden gebraucht – und, das ist Wunsch Nummer drei, eine Beleuchtung für die bestehenden Bolz- und Sportplätze, damit man sie auch wirklich bis 22 Uhr nutzen kann. "Bisher geht das nur, bis es dunkel wird", sagt Alexander.


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Das Dauerproblem Schultoiletten ist aus Sicht der Schüler weiter so gravierend, das es in der Kampagne nicht fehlt. "Keiner will mehr auf die Toilette gehen, weil sie widerlich sind", war im März auf einem der Poster zu lesen, mit denen die Jugendlichen die Politiker empfingen. Ein Angebot stand gleich daneben: "Statt zwei Stunden Sport könnte man die Toilette restaurieren."


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Lara und ihre Mitstreiter berichten von abgeplatzten Toilettenbrillen, Schimmel in den WC-Räumen, tropfenden Wasserhähnen. "Hygiene ist in Corona-Zeiten ein wichtiges Thema", sagt Samuel. Von der Task-Force des Rathauses, die Schultoiletten erneuert, hätten sie jedenfalls noch nichts gemerkt.

Fahrradständer? Nicht gefunden

Vermisst werden zudem – auch mit Blick aufs Klima – mehr Fahrradständer in Fürth, allem voran rund um die Schulen. Finanziert wurde die Plakat-Kampagne mit Mitteln aus dem Programm "Demokratie Leben". Etliche andere Ideen wurden beim Jugendforum ebenfalls gesammelt – von Handy-Ladestationen an U-Bahnstationen und Bushaltestellen (um für Eltern besser erreichbar zu sein) bis zu einer "Oase", die statt des Parkplatzes auf der Freiheit entstehen könnte.

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