Politik sucht den Königsweg für Rothenberg

7.2.2017, 13:00 Uhr
Politik sucht den Königsweg für Rothenberg

© Thomas Scherer

In Rothenberg ist die Wohnqualität hoch, Grundstücke und Häuser sind in der Regel groß. Ersteres wollen die Gemeinderäte in jedem Fall erhalten, letzteres soll sich, wenn Bürger entsprechende Wünsche haben, ändern und besser nutzen lassen. Allerdings verträglich, speziell mit Blick auf den nachbarlichen Frieden.

Das Problem ist ein bereits seit mehreren Jahrzehnten bestehender Bebauungsplan, der den gesamten Ortsteil überzieht. Er müsste entweder geändert oder komplett aufgehoben werden. Konkret liegen vier Anfragen von Bürgern vor, die auf ihren Grundstück nachverdichten wollen. Derzeit muss jeder Einzelfall geprüft werden. Falls möglich, gibt es eine Befreiung von den Vorgaben – oder eben nicht.

Bürger müssen mit ins Boot

Wie vorgehen? Diese Frage soll eine sogenannte Nachverdichtungsstudie klären. Die Nürnberger Planerin Kristina Vogelsang erläuterte den Gemeinderäten Vor- und Nachteile einer Überarbeitung des Bebauungsplans bzw. einer Aufhebung. Nicht damit getan sei es, sagte die Expertin, „den alten Bebauungsplan zu nehmen und ein paar Linien zu verändern“. Der erste Schritt sei besagte Vorstudie, bei der von Anfang an die Bürger mit im Boot sein müssten. Informationsveranstaltungen, Fragebogenaktionen, Einladungen zu Sitzungen, das ist der Dreiklang, den Vogelsang auch in Uttenreuth angewandt hat, mit überwiegend guten Erfahrungen, wie sie erzählte. Zwei Jahre habe es gedauert, dann war die Siedlung im Wald überplant und eine „maßvolle Verdichtung“ festgelegt. Definiert wird dies über den Versiegelungsgrad. Allerdings, das sagte die Expertin auch: „Man kann es nicht jedem Recht machen.“

Das erlebt die Nürnberger Planerin gerade in Unterasbach. In der Siedlung „Hölzelshoffeld“ will die Stadt Oberasbach den sogenannten „Wildwuchs“ stoppen und deshalb das gesamte Gebiet mit einem Bebauungsplan überziehen. Mit der Ruhe dort ist es seitdem vorbei (die FLN berichteten mehrfach). Die Anwohner fühlen sich von der Kommune bevormundet, die Planer haben einen schweren Stand.

In Rothenberg könnte der Gemeinderat den alten Bebauungsplan aufheben. Dann würde in dem Gebiet künftig nach Artikel 34 Baugesetzbuch entschieden. Bauvorhaben würden unter anderem danach beurteilt, ob sie sich in die nähere Umgebung einfügen. Bürger hätten es so leichter, ihre Vorhaben umzusetzen.

Was das in der Praxis bedeute, fragte Roland Aechtner (SPD). Wenn die Bebauung sehr unterschiedlich sei, hätte die Gemeinde es schwer, Vorhaben abzulehenen, sagte Vogelsang. Die Verdichtung nehme zu.

Bürgermeister Herbert Jäger (FW) ließ für diese Lösung dennoch Sympathien erkennen. Genau wie seine Stellvertreterin Ingrid Wendler-Aufrecht (Grüne) erwartet er „keine Masse an Bauanfragen“. Rothenbergs Charakter würde nicht leiden, sagte er auf FLN-Anfrage. Allerdings sieht er im Fall einer Überarbeitung des Bebauungsplans die Gefahr, „dass wir ein Fass aufmachen und Streit unter den Nachbarn entsteht“.

Was verträgt der Kanal?

Herbert Schuhmann (FW) sah das anders und fürchtete bei der Umwandlung in ein Paragraf-34-Gebiet das „Windhund-Prinzip“, das schließlich so viel versiegelte Fläche entstehen ließe, dass der Kanal an seine Kapazitätsgrenzen stoßen könnte. Für die Gemeinde würde eine dann unabwendbare Erneuerung hohe Kosten bedeuten. Vielleicht bestehe doch die Notwendigkeit, ganz Rothenberg zu betrachten.

Ein zeitintensiver und teurer Prozess. Allerdings entscheide der aktuelle Gemeinderat hier über etwas, mit dem nachfolgende Generationen von Kommunalpolitikern umgehen müssten, meinte Bernd Zimmermann (CSU) und plädierte dafür „lieber mehr Geld in die Hand zu nehmen und Ruhe zu haben“.

Das Gremium einigte sich am Ende darauf, zunächst mit Luftbildern von den aktuell von Bauanfragen betroffenen Bereichen „Am Vogelherd“ und „Traubenweg/Rebenweg“ das Nachverdichtungspotenzial festzustellen. Das Büro Vogelsang soll „eine Grobabschätzung“ abgeben, was planerisch möglich wäre und dabei die Kanalkapazität mit berücksichtigen. Auf dieser Basis will man dann die Bürger zu einer Informationsveranstaltung einladen und deren Interessen abfragen.

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