Polizei registriert mehr illegale Rennen - auch in Fürth

13.3.2021, 06:00 Uhr
Polizei registriert mehr illegale Rennen - auch in Fürth

© News5/Oßwald

Sie sind ein ohrenbetäubendes Ärgernis für die Anwohner: illegale Autorennen. Und es werden mehr. Bis Mitte Dezember 2020 sei in 466 Fällen ermittelt worden, so ein Sprecher des bayerischen Innenministeriums; 2019 waren es noch 311. In Fürth sieht die Entwicklung ähnlich aus, wenngleich die Zahlen deutlich geringer ausfallen.

2020 wurde offiziell sieben Mal verbotenerweise aufs Gas gedrückt, 2019 wurden drei Anzeigen aufgenommen – die Dunkelziffer dürfte aber bedeutend höher sein, weil die Raser nicht immer geschnappt werden. Trotzdem: "Alles noch im überschaubaren Rahmen", sagt Christian Daßler, der als Sachbearbeiter Verkehr bei der hiesigen Polizei arbeitet. Wenigstens gebe es in Fürth keine "etablierte Rennszene".

Ein Fall aus diesem Jahr ist dennoch in den Akten vermerkt: Vor kurzem versuchte ein Motorradfahrer die Polizei abzuschütteln. Am Ende stürzte er und wurde schwer verletzt.

Auch solche Vorfälle werden unter verbotenen Kfz-Rennen subsumiert. Im entsprechenden Paragrafen 315 d der Straßenverkehrsordnung heißt es dazu: "Wer im Straßenverkehr sich als Kraftfahrzeugführer mit nicht angepasster Geschwindigkeit und grob verkehrswidrig und rücksichtslos fortbewegt, um eine höchstmögliche Geschwindigkeit zu erreichen, wird mit Freiheitsstrafe bis zu zwei Jahren oder mit Geldstrafe bestraft."

Im vergangenen Jahr bemerkten die Ordnungshüter, dass sich die Party- mit der Autoposer-Szene vermischte. Wochenlang trafen sich im Sommer, immer wieder hunderte Teilnehmer in Fürth und Nürnberg. Insbesondere wegen der mit der Pandemie einhergehenden Infektionsgefahr versuchte die Polizei entschieden, die Zusammenkünfte zu verhindern: Gezielt wurden beliebte Anlaufstellen abgesperrt und Platzverweise erteilt. Geschwindigkeitskontrollen wurden durchgeführt und ein Augenmerk auf die an und in den Autos verbaute Technik gelegt. Wurden verbotene Teile zum Hochfrisieren verwendet, hat die Polizei das Fahrzeug beschlagnahmt. Besonders beliebt sind Daßler zufolge Modelle wie Mercedes AMG oder BMW M.


Überarbeitete Straßenverkehrsordnung: Strengere Strafen


Die Beamten setzen zudem stets auf Aufklärung. Sie weisen die Tuner, so Daßler, auf die Gefahren illegaler Rennen – auch für Unbeteiligte – hin und geben ihnen zu verstehen, dass sie ein Auge auf sie haben. Bisweilen verfolgt die Polizei die Raser und hält deren Geschwindigkeit auf Videos fest.

"Durch Lärm auffallen"

"Das Gefahrenpotenzial liegt weniger bei den Tunern, die ihre Autos zeigen wollen und in der Regel friedlich sind, sondern vordringlich in der Autoposer-Szene", sagt Daßler. Denn: "Sie wollen, dass ihre Autos durch Lärm auffallen."

Bei den Tuner-Treffen gebe es stets einige Teilnehmer, die unangenehm in Erscheinung treten. Zum Beispiel mit gefährlichen Fahrmanövern wie "Burnouts", bei denen die Reifen durchdrehen oder kurze, starke Beschleunigsaktionen. Manch ein Autonarr gerät auch ins Visier der Beamten, weil er bestimmtes Zubehör verbaut hat. Ein Beispiel: Ein so genannter Klappenauspuff erzeugt ein lautes Röhren.

Ein Phänomen der Corona-Pandemie

Die Folge: Anwohner wurden 2020 nicht nur einmal aus dem Schlaf gerissen. Und bei den Ordnungshütern gingen Beschwerden über die lärmenden Teilnehmer der Massentreffen ein. Diese Ansammlungen seien ein Phänomen der Pandemie: "Vor Corona haben wir das so nicht beobachtet", erinnert sich Daßler. Damit die Raser strafrechtlich belangt werden können, müssen sie auf frischer Tat ertappt werden – und das ist oft nicht leicht, hat sich das illegale Kräftemessen doch meist nach ein paar kurzen Beschleunigungen wieder erledigt.

Wenn die Polizei vor Ort erscheint, ist es oft zu spät. Bleibt also nur, auf Radarfallen zu setzen und auf Streifen, die den Vorfall zufällig mitbekommen. Eine Strecke ist bei den Verkehrssündern besonders beliebt: die Würzburger Straße.

In den kalten Monaten sind die Tuner naturgemäß seltener unterwegs. "Wenn es schöner wird, treffen sie sich wieder", sagt Daßler. In den zurückliegenden Wochen sei die Szene bereits aktiv gewesen: Fünf, sechs Autos kamen zusammen, Ordnungswidrigkeiten gab es keine.