Postkarte kehrt nach über 100 Jahren zurück

27.8.2015, 06:00 Uhr
Postkarte kehrt nach über 100 Jahren zurück

© Repro: FN

März, 1902. In der Sommerstraße setzt sich der Fürther Karl Heider an seinen Tisch und schreibt an Adelard Huard im kanadischen Quebec. Die beiden Männer teilen eine Leidenschaft, sie sammeln Postkarten. Heider schickt ein Motiv seiner Heimatstadt an Huard und erbittet von ihm eine Postkarte von der Insel Neufundland, die vor der Küste der französischsprachigen Provinz Quebec liegt. „Werde mich sofort wieder revanchieren“, kündigt Heider an und verbleibt mit einem „Sammelgruß“ an den Monsieur.

113 Jahre später hat die Karte eine neue Heimat bei Günther Klebes gefunden. Der Erlanger sammelt fast alles, was mit dem Thema Eisenbahn zu tun hat. Die Postkarte „Lokalbahnhof Fürth“ ersteigerte er von einem Kanadier in einem luxemburgischen Internet-Auktionshaus. Klebes bot als Einziger und bekam das gute Stück für nicht mal einen Euro. „Die Portokosten waren dann erheblich höher“, sagt der 66-Jährige schmunzelnd.

Postkarte kehrt nach über 100 Jahren zurück

© Foto: Berny Meyer

Dass auf der Karte die Unterführung in der Schwabacher Straße zu sehen ist, dürften die meisten Fürther erkennen, auch wenn die Gegend ihr Gesicht gewaltig verändert hat. Links im Hintergrund ist noch das alte Krankenhaus mit seinem markanten Türmchen zu erkennen, das 1978 abgerissen wurde. Die Post baute dort später einen fensterlosen Klotz, einige Jahre zuvor hatte nebenan die Sparkasse das Hochhaus für ihre Hauptstelle errichtet, das nun die Ansicht dominiert, und auf der Brücke ist 2011 links und rechts der Gleise eine Lärmschutzwand in die Höhe gezogen worden, an deren ockerbraune Farbe sich viele Fürther bis heute nicht gewöhnen wollen.

Die Zeit überdauert hat das Gebäude im Vordergrund des Fotos, das – wie damals üblich – nachträglich koloriert worden ist. Es ist das frühere Bahnhofshäuschen der Lokalbahn AG, die ursprünglich die Strecke nach Zirndorf betrieben hatte. Eröffnung war 1890, zwei Jahre später wurde sie nach Cadolzburg verlängert. Weil es sich um eine Privatbahn handelte, durfte sie nicht den staatlichen Hauptbahnhof (rechts im Hintergrund) nutzen.

7 Kommentare