Projekt für die City: Kippt der Wettbewerb?

30.10.2011, 13:00 Uhr
Projekt für die City: Kippt der Wettbewerb?

Noch ist nichts entschieden, doch dass derzeit über eine entsprechende Änderung der Strategie diskutiert wird, bestätigte Oberbürgermeister Thomas Jung am Freitag im Gespräch mit den Fürther Nachrichten. Ob es tatsächlich so weit kommt, soll der Stadtrat in seiner nächsten Sitzung Ende November entscheiden.

Wo die Beweggründe liegen und wer den Anstoß gab, bleibt ein wenig nebulös. Doch als sicher gelten darf: Weil alle Beteiligten mit den bisher publik gewordenen baulichen Vorstellungen von James Craven, Architekt des von der Stadt gewählten Bauherren MIB, überaus zufrieden sind, neigen viele dazu, erst gar keine Kollegen Cravens mehr ins Boot zu holen. Die Konsequenz wäre: Verzicht auf den geplanten Architektenwettbewerb, stattdessen eine Art runder Tisch, der an Cravens Grundidee weiterfeilt – einer Gestaltung der Neubauten, die sich am vorhandenen historischen Stadtbild und seinen denkmalgeschützten Strukturen orientiert.

Der Fürther Rathauschef macht gar keinen Hehl daraus, wie sympathisch ihm und dem städtischen Wirtschaftsreferenten Horst Müller dieser Vorschlag ist. In Thomas Jungs Augen wäre der Workshop eine Fortsetzung des Wegs, den die Kommune in Sachen neuer Einkaufskomplex auf den Flächen von Park-Hotel, Fiedler- und Wölfel-Areal eingeschlagen hat. Ein „spannender Weg“, wie der OB findet, bei dem möglichst viele Meinungen gehört werden. Während der Investorenauswahl hatte sich das in der Bildung eines Projektbeirats niedergeschlagen, der stets über die Verhandlungen zwischen Stadt und potenziellen Bauherren auf dem Laufenden gehalten wurde.

Genau an diesem Punkt könnte man wieder ansetzen, schlägt Jung vor. Wer im Beirat vertreten war — darunter Parteien, Einzelhandel, Wirtschaft und Bürgerinitiative — könne auch beim Workshop am Tisch sitzen; hinzukommen sollen nach Jungs Dafürhalten Architekten, die der Stadt ohnehin im regelmäßig tagenden Baukunstbeirat zur Seite stehen – und die schon vernehmlich darüber gemurrt haben, dass sie bisher außen vor geblieben waren.

Weniger euphorisch klingt die Stellungnahme des obersten Baufachmanns in der Stadtverwaltung zum Thema Workshop: Fürths Baureferent Joachim Krauße sagte auf FN-Anfrage, er empfehle, „zumindest für Fiedler und Park-Hotel beim bisherigen Verfahren zu bleiben“ — sprich: einen Architektenwettbewerb auszuloben, wie es die Stadt von Beginn an von Investoren verlangt hatte. Dies halte er auch für ratsam, um Hakeleien zu vermeiden und keine nachträglichen Beschwerden jener beiden Firmen zu provozieren, die gegenüber MIB den Kürzeren gezogen hatten. Abgesehen davon sei ihm nicht klar, wie genau ein Workshop aussehen könnte; er sehe Vorschlägen deshalb „sehr gespannt“ entgegen.

Selbst Uwe Laule, Geschäftsführer des Investors MIB, kann diesbezüglich aber noch kein Licht ins Dunkel bringen — obwohl sein Unternehmen das Workshop-Modell bei einem Projekt in Wittenberg schon einmal genutzt hat. Es gebe zahlreiche Möglichkeiten, dies auf Fürther Verhältnisse zu übertragen, sagte er unserer Zeitung. Darüber müsse man in den kommenden Wochen sprechen.

Nach Laules Worten ist für MIB indes völlig offen, welche Variante man am Ende wählt, ob Workshop oder Wettbewerb: „Wir diskutieren das gleichwertig.“ Wichtig sei für ihn vor allem, dass die bisherige architektonische Linie von MIB mit viel Respekt vor der historischen Bausubstanz und starker Öffnung nach außen erhalten bleibt. Ähnlich sieht das im Übrigen die Fürther Bürgerinitiative „Bessere Mitte“: Auch sie steht einem Workshop durchaus offen gegenüber, wünscht sich aber zunächst konkrete Vorschläge und Erfahrungsberichte aus Wittenberg.

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