Prostatakrebs: "Habt keine Angst vor der Wahrheit!"

17.10.2017, 06:00 Uhr
Prostatakrebs:

© Foto: Winckler

Herr Prof. Blana, das Problem ist doch, dass die Männer erst gar nicht zur Früherkennungsuntersuchung kommen, oder?

Blana: Sie haben Recht, leider. Männer gehen deutlich seltener zur Prostatakrebs-Früherkennung als Frauen beispielsweise zur Brustkrebs- oder Gebärmutterhalskrebs-Früherkennung.

 

Haben Sie dafür eine Erklärung?

Blana: Nein, nicht wirklich. Das Tückische am Prostatakrebs ist, dass die Symptome erst spät auftreten, es also keine Warnsignale gibt. Die Männer fühlen sich gesund und stark — und sehen vielleicht deshalb keine Notwendigkeit. Manche haben sicher auch Angst vor den möglichen Folgen einer Therapie, vor Erektionsstörungen beispielsweise oder vor Inkontinenz.

 

Was legen Sie denen ans Herz, die die Vorsorge meiden?

Blana: Sie sollten wissen, dass die Erkrankung oft nicht mehr heilbar ist, wenn sie zu spät erkannt wird. Die Früherkennung, die aus einer Tast- und einer Blutuntersuchung besteht, dem PSA-Test, wird generell für Männer ab 45 Jahren empfohlen. Und ich kann nur sagen: Habt keine Angst vor der Wahrheit! Je früher ein Mann kommt, desto differenzierter können wir behandeln. Denn es bekommt nicht jeder Patient die gleiche Therapie, manchmal lässt man den Tumor auch in Ruhe.

 

Wissen Männer eigentlich was die Prostata ist?

Blana: Ich glaube, nicht immer ganz genau.

 

Bitte erklären Sie es.

Blana: Die Prostata oder Vorsteherdrüse ist, vereinfacht gesagt, ein Organ beim Mann, das einen Teil der Samenflüssigkeit bildet. Sie ist wichtig für die Zeugungsfähigkeit und liegt anatomisch unter der Harnblase, die Harnröhre zieht sich durch die Prostata hindurch.

 

Wird ein Prostatakrebs früh genug erkannt, kommt für manche Betroffene die so genannte fokale Therapie infrage, die jetzt bei einem Fachsymposium in Ihrem Haus ein zentrales Thema war . . .

Blana: Ja, man sollte wissen, dass es bei frühen und wenig bis mittelaggressiven Formen des Prostatakarzinoms im Grunde drei Behandlungsoptionen gibt – vom aktiven Beobachten mit regelmäßigen Kontrollen über die Bestrahlung bis hin zur Operation. In Fürth bieten wir seit 2014 bei frühen Formen auch die fokale Therapie an. Wir waren damit bundesweit Vorreiter. Inzwischen nutzen immer mehr Kliniken diese Möglichkeit, und wir bilden Kliniken aus. Die Prostata war lange das einzige Organ, das bei einer OP gleich komplett entfernt wurde. Beim Mamma-Karzinom beispielsweise versucht man, die Brust zu erhalten. Dank verbesserter Bildgebung und Diagnostik ist es heute möglich, Tumor-Areale in der Drüse zu lokalisieren. In Fürth behandeln wir diese dann millimetergenau mit hochfokussiertem Ultraschall, wobei die Prostata erhalten bleibt.

 

Wie oft im Jahr wenden Sie die Methode am Klinikum an?

Blana: Etwa 30 Mal. Dazu kommt, dass wir in rund 150 Fällen operieren und in etwa 50 Fällen bestrahlen.

 

Welche Vorteile hat die Teilbehandlung für den Patienten?

Blana: Ob der Tumor danach ein für alle Mal besiegt ist, wissen wir noch nicht. Dazu braucht es langfristige Nachbeobachtungen. Es zeichnet sich aber eine deutlich geringere Rate an Nebenwirkungen ab. Nach einer fokalen Therapie leiden die Männer deutlich seltener unter Inkontinenz, Impotenz und Erektionsstörungen als nach den Standardtherapien.

 

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