Live-Chat mit Tennet

Raitersaich: Live-Chat mit den Architekten der Juraleitung

12.5.2021, 12:37 Uhr
Raitersaich: Live-Chat mit den Architekten der Juraleitung

© Günther Wilhelm

Tennet rüstet die 160 Kilometer lange Wechselstromtrasse (im Bundesnetzplan unter P53 geführt) von 220 auf 380 Kilovolt auf. Sie führt vom Umspannwerk Raitersaich im Landkreis Fürth über Ludersheim im Nürnberger Land nach Altheim im niederbayerischen Landkreis Landshut.

Am heutigen Mittwochabend ab 19 Uhr ist der Chatroom für Anlieger zwischen Roßtal und Rohr freigeschaltet. Anmeldungen unter https://tennet.eu/juraleitung-buergersprechstunde sind laut Unternehmenssprecher Markus Lieberknecht auch kurzfristig noch möglich, allerdings erforderlich, damit sich das Unternehmen in punkto Netzkapazitäten auf die Zahl der Teilnehmer einstellen kann, wie es von dort heißt. allerdings war der Link vorübergehend nicht erreichbar, was laut Lieberknecht nicht sein sollte. Es kann also mehrmalige Versuche erfordern.

In den vergangenen Jahren hat sich eine breite Front gegen die Pläne des Übertragungsnetzbetreibers formiert. Auch im kleinen Raitersaich entstand eine Bürgerinitiative, die allerdings relativ still geworden ist. "Wir sind nicht die Totalverweigerer", erklärt deren Sprecherin Andrea Platzer auf Nachfrage.

Erleichterung im Dorf

Dass das altersschwache, zeitgemäßen Anforderungen nicht mehr standhaltende Umspannwerk, das derzeit quasi direkt an die Häuser angrenzt, anders als in den Planungen vom vergangenen Sommer vorgesehen um mindestens 400 Meter westwärts vom Dorf abrücken soll, habe sie selbst überrascht. Für die Raitersaicher entschärft das die Situation, denn auch Zuleitungen und die künftigen Hochspannungsmasten gehen damit auf größere Distanz zum Ort.

"400 Meter Abstand muss Soll-Regelung werden"

Insoweit können die Einwohner der Juraleitung etwas entspannter entgegensehen; sie verfolgen die Projektentwicklung aber weiter kritisch, wie Platzer erklärt – schlicht aus Solidarität zur "BI-Allianz P53", in der sich der Bürgerprotest gegen die Stromautobahn überregional gebündelt hat: 400 Meter Abstand zur Wohnbebauung ist derzeit als Soll-Regelung im bayerischen Landesentwicklungsplan festgeschrieben. "Das", sagt Platzer, "muss eine zwingende Auflage werden, so dass auch in Kornburg oder Katzwang dieser Abstand eingehalten wird."

Soweit es die Roßtaler Gemarkung betrifft, führt der jetzt vorgesehene, bis zu 100 Meter breite Raumkorridor in einer Schleife nördlich um Raitersaich herum. Nach einem Bogen über der bestehenden Trasse wechselt er auf die Südseite der aktuellen Leitung und verläuft fast parallel zu ihr weiter Richtung Landkreis Roth.

Aus Sicht des Bauherren, erklärt deren Sprecher Markus Lieberknecht, konnten die 400 Meter Abstand zu Siedlungsgebieten im Roßtaler Bereich "weitestgehend eingehalten werden". Lediglich bei einem Weiler nördlich von Raitersaich sei der Abstand unterschritten. Selbst in der Engstelle zwischen Buchschwabach und Trettendorf werde der gewünschte Mindestabstand gewahrt.

Das Raumordnungsverfahren, das die Regierung der Oberpfalz nach Absprache aller betroffenen Bezirke federführend leitet, will Tennet in Kürze angehen: Voraussichtlich Anfang, Mitte Juni, erläutert Lieberknecht, dürften die Planunterlagen dann öffentlich ausliegen.

Baurecht ab 2024

Entgegen üblicher Praxis dürften auch Privatpersonen bereits in dieser Phase Einwände einbringen. Allerdings dürfe es sich dabei nicht um privatrechtliche Belange handeln, etwa dass ein Mast zu nah an den eigenen Garten rückt; sondern nur um Aspekte, die am Gemeinwohl orientiert sind, wie etwa der Naturschutz.

Tennet geht davon aus, dass diese Prüfung etwa ein Jahr dauert. Daran schließt sich das Planfeststellungsverfahren an, das ebenfalls ein bis eineinhalb Jahre in Anspruch nimmt. Mit Baurecht rechnet Lieberknecht ab 2024. Bis tatsächlich die Bagger rollen, dürfte es seiner Einschätzung nach 2026 werden.

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