Raus aufs Land: Fürth sucht Platz für Wohnungen

13.1.2019, 12:55 Uhr
Raus aufs Land: Fürth sucht Platz für Wohnungen

© Foto: Hans-Joachim Winckler

Nach Jahren mit rasanten Bevölkerungszuwächsen denkt man im Rathaus um. 2013 sprach der Oberbürgermeister erstmals davon, dass die "Grenzen des Wachstums" bald erreicht seien. Fürth, das betont Thomas Jung seitdem immer wieder, solle eine "überschaubare Großstadt" bleiben.

Inzwischen verläuft die Entwicklung weniger drastisch. Auf ihrem Höhepunkt 2015 wuchs Fürth noch um 2700 Bewohner, inzwischen sind es 1100 bis 1500 pro Jahr. Das liegt vor allem daran, dass die Flächen ausgehen, um all die Menschen unterzubringen, die hier gerne leben möchten. Die früheren Kasernen der US-Amerikaner – allen voran der Südstadtpark – sind weitgehend bebaut, auch das frühere Brauereigelände an der Schwabacher Straße füllt sich.

Mit der Besiedelung des Norma-Altgeländes im Fürther Westen werde bald "die letzte große Brachfläche für Wohnbebauung" genutzt, sagt Jung. Zusätzliche Wohngebiete will das Rathaus nicht ausweisen, und Stadtwald, Flussauen und Schrebergärten seien ohnehin tabu.

Der wachsende Bedarf sei deshalb nur auf dem Land zu befriedigen, lässt inzwischen auch der GdW Bundesverband deutscher Wohnungs- und Immobilienunternehmen wissen. Andere Städte haben reagiert. Die Erlanger Gewobau kooperiert mit acht Gemeinden aus dem Umland – von Röttenbach bis Uttenreuth. Gemeinsam wurde 2018 die "GewoLand" gegründet, um in den Orten bezahlbaren Wohnraum "für breite Gruppen der Bevölkerung" zu schaffen. Die Wohnungsbaugesellschaft (WBG) der Stadt Fürth folgt nun diesem Beispiel und will am 17. Januar den Rathauschefs mehrerer Landkreisgemeinden ein Konzept vorstellen.

Im Blick hat man nicht Städte mit eigenen Wohnungsbaugesellschaften wie Zirndorf, sondern kleinere Gemeinden: Obermichelbach oder Seukendorf etwa, die kein eigenes Baureferat und keine oder wenig Erfahrung mit dem Bau von Mietwohnungen haben. "Wir können uns vorstellen, hier unser Know-how einzubringen", sagt WBG-Geschäftsführer Rolf Perlhofer.

Dazu müsste zunächst – nach Erlanger Vorbild – ein neues Unternehmen entstehen: die WBG Land. Gleichwertige Gesellschafter wären die einzelnen Orte und die WBG Fürth. Die Gemeinden, so der Plan, könnten Grundstücke in die Gesellschaft einbringen und mit der Bebauung die WBG beauftragen. Perlhofer zufolge lohnt sich auf dem Land – dank entsprechender Förderung – auch sozialer Wohnungsbau wieder.

Wichtige Verkehrsachsen

Was gebaut wird, entscheide aber der Gesellschafter, dem das Grundstück gehört. Perlhofer hat vor allem Vorhaben an wichtigen Verkehrsachsen im Blick, idealerweise mit einem guten Anschluss an den öffentlichen Nahverkehr.

Sollten die Bürgermeister Interesse zeigen, dürfte es ein gutes Jahr dauern, bis die Gesellschaft aus der Taufe gehoben wird. Die jeweiligen Gemeinderäte müssten grünes Licht geben, ebenso der Fürther Stadtrat. Letzteres dürfte Formsache sein. Der Oberbürgermeister steht hinter dem Projekt und mit ihm die SPD, die im Kommunalparlament die absolute Mehrheit hat. Zudem ist ihr Fraktionschef Sepp Körbl Aufsichtsratsvorsitzender der WBG. Auf Antrag der Sozialdemokraten hat der Stadtrat die Wohnungsbaugesellschaft bereits damit beauftragt, das Gespräch mit den Landkreis-Bürgermeistern zu suchen.

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