Reaktionen zur Testpflicht: "Hauptsache wir können in die Schule gehen"

13.4.2021, 18:45 Uhr
Reaktionen zur Testpflicht:

© Foto: Hans-Joachim Winckler

Schüler, die sich im Klassenzimmer selbst testen: Mit seinen Plänen hatte das Kultusministerium in den vergangenen Wochen für einige Aufregung gesorgt. Trotz der Bedenken, die manche Eltern und Lehrkräfte äußerten, bleibt Kultusminister Michael Piazolo dabei: Die Tests sollen in der Schule stattfinden, nicht zuhause.

Das bekräftigte er in einer Pressekonferenz am Dienstag und betonte: Es sei nicht so, dass man den Eltern nicht vertraue - sondern es wäre eine rechtlich überaus schwierige Angelegenheit, die Gültigkeit von Tests zu bestimmen, die zuhause durchgeführt wurden.


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Christine Ebersberger, Konrektorin der Grundschule am Kirchenplatz in Fürth, war nach eigenen Worten zuversichtlich, dass das Testen in ihrer vierten Klasse gut klappen könnte. Und tatsächlich: "Es war überhaupt kein Problem", berichtete sie auf FN-Nachfrage. "Die Kinder haben das toll gemacht!"

Freilich: Es hilft, dass wegen des Wechselunterrichts nur die halbe Klasse vor ihr sitzt. Und es sei ein Unterschied, sagt sie, ob man die Tests mit Viertklässlern macht oder mit Erstklässlern – wobei sie inzwischen vermutet, dass auch diese den Test gut bewerkstelligen können.

Was vermutlich nicht alle Familien wissen: Bei den Selbsttests, die jetzt zum Schulalltag gehören sollen, wird das Stäbchen nur im vorderen Nasenbereich bewegt – anders als bei den Schnelltests, die in den Testzentren oder Apotheken gemacht werden, wo das Abstrich-Stäbchen richtig tief eingeführt wird.

Das Selbsttest-Stäbchen ist kürzer, dicker und wattiert. "Ich kenne beide Tests", sagt Ebersberger. "Und den anderen würde ich den Kindern nicht zumuten wollen."

Sie habe sich Zeit genommen, mit den Mädchen und Jungen "jedes Teil" anzuschauen und zu erklären, warum die Tests gemacht werden, welche Folgen ein positives Ergebnis hätte. Und auch, dass es manchmal fälschlicherweise zu einem positiven Ergebnis kommt.

"Ganz langsam, Schritt für Schritt" und bei geöffnetem Fenster haben die Kinder sich dann getestet. Nur kurz, während das Stäbchen in der Nase war, war die Maske unten. Ebersberger und ihre Kolleginnen haben sich auch etwas überlegt, damit die Röhrchen mit der Flüssigkeit nicht umkippen können, während das Stäbchen eingetaucht wird: umgedrehte Dominosteine.


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Grundsätzlich haben Familien die Wahl: Kinder, die am Präsenzunterricht teilnehmen wollen, können einen Nachweis über einen negativen PCR- oder Antigen-Test mitbringen oder ihn unter Aufsicht an der Schule machen. Dabei gilt: Der Test darf bei einer Inzidenz über 100 - wie momentan in Stadt und Landkreis Fürth - zu Beginn des Schultags nicht länger als 24 Stunden zurückliegen, bei einer Inzidenz unter 100 nicht länger als 48 Stunden.

In der Regel wird jeder Schüler ein- oder zweimal pro Woche getestet. Ein Beispiel: Bei einer Inzidenz über 100 gilt ein Test, der am Montagmorgen in der Schule gemacht wird, auch noch für den Dienstag. Eine Einverständniserklärung wird übrigens nicht mehr verlangt. Eltern, die nicht wollen, dass das Kind an der Schule getestet wird, müssen widersprechen. Eine Teilnahme am Präsenzunterricht ist ohne Test oder den erwähnten Ergebnis-Nachweis nicht möglich.

Neue Testpflicht: Apotheken leisten Starthilfe

Das Testen wird sich einspielen, ist sich auch Anna Klein, Inhaberin der Malzböden-Apotheke, sicher. Sie gab am Hardenberg-Gymnasium den Elft- und Zwölfklässlern Starthilfe: Dabei führte sie den Nasen-Abstrich – ebenfalls mit den kurzen Stäbchen durch – und zeigte, worauf zu achten ist. "Es tat nicht weh", sagte Sibel Ay aus der Q12 danach. Und man habe, zum Glück, nicht das Gefühl, dass das Stäbchen "bis zum Gehirn" reicht.

Klar, sagt sie, ein bisschen lästig wird es auf Dauer sein, "aber es ist in Ordnung, solange wir in die Schule gehen können". Präsenzunterricht ist ihr lieber als Video-Unterricht, gerade vor den Abi-Prüfungen.

"Es ist wunderbar gelaufen", findet auch Christoph Weiß aus der Schulleitung. Heute war das Apotheken-Team noch mal vor Ort. Künftig sollen die Jugendlichen sich dann selbst testen – in der Turnhalle.

Auch an der Pestalozzi-Schule und an der Hans-Böckler-Schule will man die Tests aus den Klassenzimmern heraushalten. Der Plan: Zeitlich gestaffelt werden die wenigen Jahrgänge, die im Wechselunterricht sind, in der Aula oder Sporthalle überprüft.

Beide Schulleiter würden dabei gerne dauerhaft auf die Hilfe von Apotheken setzen und hoffen, dass das Kultusministerium mitspielt. Auch andere Schulen in Stadt und Landkreis haben Apotheken eingebunden oder ehrenamtliche Helfer von Wohlfahrtsverbänden. Am Freitag teilte das Ministerium den Schulen mit, dass eine Unterstützung für die "Übergangszeit" vorstellbar, nicht aber dauerhaft "vorgesehen" sei.

Hohe Akzeptanz bei den Eltern

An der "Pesta" führten zurzeit Mitarbeiter der Hirsch-Apotheke die Abstriche durch. "Das ist eine tolle Möglichkeit", sagt Rektor Thomas Bauer, bei den Eltern sei man damit auf eine hohe Akzeptanz gestoßen. Gerade mit Blick auf die Erstklässler in der Notbetreuung – auch für sie gilt die Testpflicht – ist er sehr dankbar für die Unterstützung. Zum Auftakt habe alles sehr gut geklappt, "die Kinder haben es bestens hingenommen, es hat nur mal gebizzelt".

Thomas Bedall, Leiter der Hans-Böckler-Schule, hätte in Sachen Testpflicht einen anderen Weg bevorzugt: Selbsttests daheim – wie sie etwa in Berlin oder Sachsen möglich sind – und Abstriche auf dem Schulgelände im Wechsel. Das Konzept stand schon, das Rathaus wollte damit Erfahrungen sammeln.

Er hätte nicht nur Fotos vom Ergebnis der Selbsttests verlangt, erzählt Bedall, sondern auch, dass die Schüler den Teststreifen mitbringen. Der Vorteil wäre gewesen, dass diejenigen, die positiv sind, gar nicht erst in öffentliche Verkehrsmittel gestiegen wären und nicht wieder heimgeschickt werden müssten. Auch Elternvertreter aus Fürth hatten sich in einem Brief an die Staatsregierung für eine solche Lösung ausgesprochen.

Spätestens wenn die Schüler irgendwann in voller Klassenstärke im Unterricht sitzen, werde es für Lehrer kaum möglich sein, zu beobachten, ob jeder den Test richtig durchführt, so Bedall.

Er hofft, dass an seiner Schule weiter Teams von Malzböden-, Hirsch-, ABF- und Adler-Apotheke die Abstriche übernehmen dürfen. Sicherer und professioneller sei das. Auch Jason und Konstantinos aus der zehnten Klasse fänden das gut: "Es ist nicht so einfach, sich selbst zu testen", sagt Jason.

Und Angelina aus der elften Klasse urteilte: "Ungewohnt, aber nicht schlimm" sei der Abstrich gewesen. Sie ist froh, dass zumindest Wechselunterricht möglich ist. Im Klassenzimmer, so ihr Eindruck, lerne sie mehr.

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