„Rechthaberei ist der größte Feind des Respekts“

11.3.2016, 18:00 Uhr
„Rechthaberei ist der größte Feind des Respekts“

© Foto: Leberzammer

„Statt Respekt herrschen allzu oft Vorurteil und Angst, gerade in einer säkularen Gesellschaft wie der unseren“, bedauerte Martin Pfeifenberger, seit wenigen Wochen neuer Schulleiter des Helene-Lange-Gymnasiums (HLG). Zugleich freute er sich, die Rolle des Gastgebers bei der Festveranstaltung zur Woche der Brüderlichkeit übernehmen zu dürfen: „Was kann es für einen Religionslehrer Besseres geben?“

„Toleranzloses Denken“ sei hierzulande noch immer gang und gäbe, meinte Fürths katholischer Dekan André Hermany in seinem Grußwort. Er hoffe, dass AfD, Pegida und NPD nur Gewitterwolken sind und sich „möglichst bald wieder auflösen“.

Die Hoffnung auf eine rasche friedliche Lösung des Nahost-Konflikts ist indes in den vergangenen Jahrzehnten immer wieder enttäuscht worden. Trotzdem lebt Festrednerin Sabine Stamminger gerne in Israel, wie sie bekannte – seit zwölf Jahren mitten in Jerusalem, der Stadt, in der wie nirgendwo sonst die drei Weltreligionen Christentum, Judentum und Islam aufeinandertreffen. Die Medienberichte über Scharmützel, Attentate und Armeeeinsätze kenne jeder in Europa zur Genüge: „Weniger wird darüber berichtet, dass es dort auch ein selbstverständliches Miteinander gibt“, so Stamminger.

Als praktizierende Christin wollte sie ihren Teil dazu beitragen und gründete vor fünf Jahren die gemeinnützige Organisation IrespectU (zu deutsch: Ich respektiere dich). Respekt sei ein menschliches Grundbedürfnis, das sich durch das offene Zugehen auf andere befriedigen lasse. „Hass dagegen funktioniert immer sehr gut, wenn er sich auf eine gesichtslose Masse bezieht – ‚die Juden‘ oder ‚die Araber‘“, so Stamminger. Ein besonderer Schwerpunkt ihrer Arbeit liegt deshalb darauf, Respekt zu fördern – zwischen Juden und Nichtjuden, Deutschen und Israelis und zwischen Israelis und Palästinensern sowie anderen Arabern.

Sie habe Freunde und Bekannte in all diesen Bevölkerungsgruppen und durch Gespräche mit ihnen eines gelernt: Man könne durchaus unterschiedliche Religionen haben, aber die gleichen Werte vertreten. Stamminger versteht sich als Brückenbauerin. „Das ist sicher nicht immer einfach, und gerade als Deutsche muss man sich der Vergangenheit stellen“, betont sie. Ablehnung erfahre sie trotz der historischen Bürde aber selten. „Und wenn, dann halte ich das aus. Denn diese Menschen mussten viel Schlimmeres ertragen.“

Zweifel an ihrem Engagement hat sie nicht. Die Ansicht, das alles sei „nur ein Tropfen auf den heißen Stein“, ist in ihren Augen ein Totschlagargument. Vielmehr müsse man dafür eintreten, was einem wichtig ist – egal, wie groß die Erfolgsaussichten sind. Den Zuhörern in der HLG-Aula wollte sie vor allem dies mit auf den Weg geben: niemals aufzugeben sowie Neugier und Offenheit gegenüber anderen Kulturen und Religionen zu bewahren. Denn: „Rechthaberei ist der größte Feind des Respekts.“

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