Neues Angebot in Cadolzburg

Repair Café: Der Plattenspieler dreht sich wieder

4.9.2021, 21:00 Uhr
Repair Café: Der Plattenspieler dreht sich wieder

© Foto: Laura Pickl

Im Blick von Horst Stanislaus spiegeln sich Erwartungen wider: Heute soll endlich sein über 30 Jahre alter Schallplattenspieler samt Kassettendeck repariert werden. Klappt das bei der Premiere des Cadolzburger Repair-Cafés?

Bereits vor 14 Jahren hat das Gerät den Geist aufgegeben – seither wartet der Zirndorfer auf eine Gelegenheit, dass seine Musikanlage wieder funktionstüchtig gemacht wird. Seine Hoffnungen ruhen auf Kristijan Kustovic. Der gelernte Energieelektroniker arbeitet als Freiwilliger im ersten Cadolzburger Repair-Café. Zwölf Reparateure – die meisten aus Cadolzburg – sind am ersten Tag des Repair-Cafés dabei .

Jeder kann etwas anderes

"Wir sind ein gut durchmischtes Team. Der eine will was mit Holz machen, der nächste mit Kleingeräten und wieder ein anderer kennt sich mit Fahrrädern am besten aus", erklärt Organisatorin Jenny Fischer. Ihr Wunsch ist, dass sich die Menschen im Café gegenseitig helfen können und voneinander profitieren. "Der Lerneffekt ist eindeutig da. Ich wusste zum Beispiel selbst nicht, dass ein Bohrer von innen dreckig sein kann", meint die Quartiersmanagerin der Caritas in Cadolzburg lachend. Wenn es die Corona-Lage zulässt, soll das Repair-Café auch ein "Ort der Geselligkeit" werden, so Fischer. Dann sollen auf den Tischen neben den Lötkolben und Schraubenziehern auch Kaffee und Kuchen bereitstehen.

Insgesamt verzeichnen die Verantwortlichen am ersten Tag eine hohe Erfolgsquote. Alle reparierten Gegenstände werden gewogen. Am Ende haben die Freiwilligen 75 Kilogramm Elektrogeräte retten können.

Nachfrage überraschte

Auch mit der hohen Nachfrage hat Jenny Fischer nicht gerechnet. Für die Organisatorin ein voller Erfolg: "Wir wissen alle, dass die Ressourcen, die in Elektrogeräten verbaut sind, endlich sind. Gerade die alten Geräte halten aber im Gegensatz zu den neueren viel länger. Mit dem Repair-Café leisten wir einen wichtigen Beitrag zur Vermeidung von Müll und zur unnötigen Verschwendung begrenzter Ressourcen."

Normalerweise hat auch Kristijan Kustovic eine hohe Erfolgsquote. "Aber mit dem Kassettendeck wird es heute schwierig", gibt er zu. Seine Diagnose: Altersschwäche. Um das Gerät aus dem Tiefschlaf zu holen, drückt er alle Knöpfe tief durch und rüttelt ein wenig an dem Gerät. Das helfe manchmal schon, sagt er. Und tatsächlich: Auf einmal erklingt Musik aus der Lautsprecherbox. Ein erster Erfolg.

"Hier wird nicht mit Trick 17, sondern Trick 18 gearbeitet", stellt Horst Stanislaus fest. Doch nach kurzer Musterung fällt Kristijan Kustovic ein neues Problem auf: Ein Drehrad ist gesprungen. Gemeinsam tüftelt er mit Horst Stanislaus an einem Ausweg. Die direkte Kommunikation über Problemlösungen hat Kustovic in den letzten 16 Monaten im Homeoffice sehr vermisst. Verschiedene Strategien von der Verwendung eines Sekundenklebers bis zum Einsatz des Lötkolbens werden nun erprobt, ganz nach dem Motto: "Wegwerfen kann man am Ende immer noch."

Doch soweit kommt es nicht. Am Ende haben die beiden die Musikanlage wieder instandgesetzt. Einzig eine neue Nadel für den Plattenspieler muss Horst Stanislaus noch besorgen und dann kann er daheim seine vielen Platten endlich wieder auflegen.

Die nächsten Termine – voraussichtlich im Oktober – werden unter www.nahincadolzburg.de bekanntgegeben. Anmeldung bei Jenny Fischer per Mail an quartier-cadolzburg@caritas.fuerth.de oder Mobil unter 01 76/20 75 17 94. Nicht repariert werden können Mikrowellen, Kaffeevollautomaten, Waschmaschinen oder andere Elektrogroßgeräte.

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