Restauriert: Martersäule ist zurück

21.4.2018, 11:00 Uhr
Restauriert: Martersäule ist zurück

© Foto: Edgar Pfrogner

Welche Kraft die spektakuläre Wolke hatte, die sich am Abend des 17. August von Westen aus dem Stadtgebiet genähert und starke Windböen mitgebracht hatte, ist heute noch an der Linde hinter der Säule zu erkennen. Einen ganzen Arm riss ihr der Sturm ab; die große Wunde, die er hinterließ, ist deutlich sichtbar. Der riesige Ast krachte auf die Sandsteinsäule, kippte sie vom Sockel und zerschlug sie in mehrere Teile. Monatelang mussten Passanten auf ihrem Weg zur U-Bahn auf den vertrauten Anblick der Martersäule verzichten. Lediglich der Sandsteinsockel war stehengeblieben.

Seit das restaurierte Denkmal am vergangenen Freitag wieder aufgestellt wurde, trudeln im Rathaus Dankesmails von Bürgern ein, die sich über seine Rückkehr freuen. "Ich war erstaunt, zu sehen, wie viele Menschen traurig darüber waren, dass die eher unscheinbare Säule nicht mehr an ihrem Platz ist", wunderte sich OB Thomas Jung. Die Bürger nähmen eben nicht nur an den großen Bauvorhaben der Stadt Anteil, auch die kleinen Dinge erfreuten sie ganz offensichtlich.

Damit die Stele wieder auf ihren angestammten Platz vor der Linde ziehen konnte, war einige Arbeit nötig. Besonders wichtig sei ihm gewesen, so erzählt Alexander Dübler-Clemens, Steinmetz in der Denkmalpflege der Burgfarrnbacher Firma Schenk, möglichst viel des Originalsandsteins zu erhalten. Mit Restauriermörtel hat er deshalb abgebröckeltes Material ersetzt und weggebrochene Ecken möglichst unauffällig wieder angeklebt. Das Fundament, das über die Jahre in leichte Schieflage geraten war, wurde wieder lotrecht ausgerichtet. Lediglich feine Linien auf der Säule zeugen davon, wo sie zerbrochen war. Eine Kante des Jesusbildes musste der Restaurator allerdings durch ein neues Stück Sandstein ersetzen. Außerdem wurde das gesamte Denkmal mit Dampf schonend gereinigt.

Gedenkstein für Tochter

9000 Euro kostete die Instandsetzung des Ehrenmals, das um 1350 Ritter Rapoto von Külsheim für seine verstorbene Tochter errichten ließ. Diese ertrank, so die Legende, im überfluteten Rednitzgrund, nachdem sie in der Martinskapelle für das Leben ihrer an der Pest erkrankten Mutter gebetet hatte.

Baureferentin Christine Lippert freut nicht nur die erfolgreiche Restaurierung, sie ist auch froh darüber, dass die stattliche Linde, die zusammen mit der Säule ein optisches Ensemble bildet, noch steht. Zunächst sah es nämlich nicht gut aus für den über 160 Jahre alten Baum — zu sehr hatte ihn der Sturm in Mitleidenschaft gezogen. Weil die Krone durch den abgerissenen Arm aus dem Gleichgewicht geraten war, sichert sie nun ein Konstrukt aus Stahlseilen. Das zarte Grün, das derzeit aus den Zweigen sprießt, lässt vermuten, dass die Linde – entgegen erster Vermutungen – keinen großen Schaden genommen hat. Trotzdem will Lippert deren Statik regelmäßig prüfen lassen.

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