Rosige Krabbelwesen und andere Menschen

7.11.2010, 19:00 Uhr
Rosige Krabbelwesen und andere Menschen

© Meyer

Ein Mann muss tun, was ein Mann tun muss. Abspülen gehört nicht dazu. „Ich helfe meiner Frau nur, wenn es unbedingt sein muss“, sagt ein Angestellter der Stadt Fürth bei einer FN-Umfrage zum Thema Haushalt. Seine Frau sei den ganzen Tag zu Hause, und dann gebe es da noch die Tochter, die müsse schließlich auch beschäftigt werden.

Wir schreiben das Jahr 1985 und die Zeiten sind andere als heute. Auch einen Parkuhrmonteur befragen die FN. Er erklärt freimütig, nach 28 Ehejahren gerade in Scheidung zu leben: „Weil das alles so ein Stress ist heutzutage.“ Seiner Frau habe er im Haushalt kaum geholfen. „Heute mach’ ich notgedrungen alles selber“, sagt er und fügt hinzu: „Nun sehe ich erst, was es da zu tun gibt.“ Diese Erkenntnis dürfte ungefähr 28 Jahre zu spät kommen.

Offenbar gibt es immer mehr Frauen, die sich nicht mehr alles bieten lassen. „Für Frauen muss sich bei uns mehr bewegen“, fordert beispielsweise Ursula Scherzer, eine junge SPDlerin aus Cadolzburg, die gerne für den Bundestag kandidieren möchte. Ihre Rede vor der Fürther Arbeitsgemeinschaft sozialdemokratischer Frauen (AsF) spart nicht an Kritik am starken Geschlecht. Höhepunkt ist die Aussage: „Die Streiche der Schildbürger waren die Streiche der Männer.“

Was viele Frauen wünschen, hat Anni längst erreicht. Auf dem Exerzierplatz der Darby-Kaserne wird Command Sergeant Ricardo Mercado nach 30 Dienstjahren in der US-Armee in den Ruhestand verabschiedet. Die FN sind mit einem Berichterstatter vor Ort: „Vor versammelter Mannschaft gestand der altgediente Soldat, dass es wohl seine deutsche Frau Anni gewesen ist, die ihm manchmal Kommandeur war und ihm immer wieder auf die Sprünge geholfen hat.“

Derweil findet in Fürth zum allerersten Mal ein PEKiP-Kurs – eine Art Frühförderung für Kleinstkinder – statt. Im BRK-Haus trifft sich unter fachlicher Anleitung regelmäßig eine Gruppe junger Mütter. Der FN-Säuglingsexperte beobachtet: „Die Frauen hocken und knien hinter oder neben ihren Babys und halten vor allem Hautkontakt mit den rosigen Krabbelwesen.“

Hautkontakt ist im Stadtrat unerwünscht. Das Gremium debattiert über den Haushalt – allerdings nicht übers Abspülen, sondern über die Ausgaben und Einnahmen der Stadt. Unglücklich sind die Grünen. So ziemlich alles, was sie vorschlagen, wird mehrheitlich abgelehnt – unter anderem die Forderung nach einer Gleichstellungsbeauftragten.

Witzig wird es, als der CSU-Fraktionschef zur Haushaltsrede ansetzt. Ferdinand Metz entpuppt sich an diesem Tag als eine Art rosiges Brabbelwesen. Weil er sich ausführlich zur Bundespolitik äußert, ruft ein Sozialdemokrat fragend dazwischen, ob er sein Manuskript verwechselt habe, und OB Lichtenberg bedankt sich am Ende der Rede mit den Worten: Das Plenum habe „die Erklärung der CSU zur Lage der Nation zur Kenntnis genommen“. Gewitzelt wird auch, als die Geruchsbelästigung durch die Kläranlage zum Thema wird. Doch Hans Flohrer, als Stadtrat „Pfleger“ der Kläranlage, ist bei diesem Punkt nicht zum Scherzen aufgelegt. Mit dem Satz „Ich erzähl’ den Leuten in Vach gern, wie blöd ihr gelacht habt“, bringt er das Gremium zum Schweigen.

Aufregung herrscht im Landkreis. In nur einer Nacht verschwinden 25 rotbraune Legehühner aus einem Stall in Gutzberg, zwanzig Karpfen aus einem Teich bei Langenzenn und neun Stallhasen aus Weitersdorf. Was war da los? Vielleicht wollte ein reuiger Ehemann seine Frau endlich mal bekochen.