Rotes Haus erregt in der Altstadt Aufsehen

25.10.2012, 09:00 Uhr
Rotes Haus erregt in der Altstadt Aufsehen

© Hans-Joachim Winckler

Ist das schon fertig? Oder fehlt da noch ein zweiter Anstrich? Wer es gewohnt ist, dass sich braunes Fachwerk von einem weißen Putz abhebt, dem gibt die durchgängig rot leuchtende Fassade in der Königstraße Rätsel auf. Bauherr Stefan Bär versichert: „Das bleibt so“ – auch wenn die Meinungen darüber in seiner Nachbarschaft weit auseinandergehen, wie er weiß. Von „Begeisterung bis Ablehnung“ ist Bär, der bereits einen Steinwurf entfernt das Geburtshaus von Wilhelm Löhe saniert hat, alles begegnet.

Und wie kommt es zu der markanten Farbgebung? Laut Bär hat ein Restaurator bei der laufenden Generalsanierung des Gebäudes aus dem Jahr 1698 bemerkt, dass das Haus auch in seiner Ursprungsform monochrom – also einfarbig – gestrichen war. Infolgedessen setzte sich das Landesamt für Denkmalpflege für den Anstrich nach historischem Vorbild ein. Eigentümer Bär war skeptisch, doch als die Denkmalschützer ihn mit nach Marktbergel nahmen, änderte er seine Meinung schlagartig.

In der Marktgemeinde im Landkreis Neustadt/Aisch-Bad Windsheim steht das „Rote Ross“, ein Fachwerkhaus mit Gaststätte, ähnlich alt wie die Immobilie von Stefan Bär. Der Name des Wirtshauses ist Programm: Die Fassade ist komplett rot. „Das sah toll aus“, erinnert sich Bär, dem die Entscheidung bei diesem Anblick nicht mehr schwerfiel – sehr zur Freude von Thomas Wenderoth vom Landesamt für Denkmalpflege.

Wenderoth befasste sich vor zwei Jahren mit dem Phänomen des einfarbigen Anstrichs von Fachwerkhäusern in einem wissenschaftlichen Aufsatz und weiß: Derartige Fassaden waren im 18. und 19. Jahrhundert weit verbreitet und prägten ganze Ortschaften. Erst das 20. Jahrhundert habe mit dieser Tradition gebrochen – „geleitet von der Illusion, dass fränkisches Fachwerk rot oder zumindest braun abgesetzte Balken haben müsse“, sagt Wenderoth.

Eindeutiger Befund

Fürths Stadtheimatpfleger Alexander Mayer, der in die Farbauswahl eingebunden war, räumt ein, dass er „gewisse Bedenken“ hatte. Der Anstrich sei zwar „historisch korrekt“, denn der Befund war eindeutig, so der Stadtheimatpfleger, aber alles in allem sei das einfarbige Fachwerkhaus „gewöhnungsbedürftig“. Gleichwohl betont Mayer, hinter der Entscheidung von Stefan Bär zu stehen.

Auch Bär selbst ist „sehr zufrieden“, wie er sagt. Dabei wollte er ursprünglich nur die vorhandene Putzfassade aufmöbeln. Allerdings stellte sich bei den Arbeiten heraus, dass diese „nur sehr lose auf einem Hasendraht“ an der Frontseite hing. Man habe ihm dringend geraten, den Putz zu entfernen und das Fachwerk wieder ans Licht zu holen.

Nach Bärs Worten wird die Fassade noch mehr zur Geltung kommen, wenn auch im Erdgeschoss die grünen Fensterrahmen eingesetzt werden, die im Kontrast zur roten Farbe stehen. Und: Wenn das Dach des kleinen Erkers sowie die Fensterbretter aus Kupferblech mit der Zeit grün anlaufen. Im Sommer 2013 muss die Sanierung beendet sein, im September will eine Kinderkrippe im Erdgeschoss eröffnen. Und für die Zeit nach den Bauarbeiten denkt Bär an einen weiteren Schmuck, der fast jeder Fassade steht: Blumen.

22 Kommentare