S-Bahn: Fahrgäste müssen die Gleise suchen

14.12.2010, 11:00 Uhr
S-Bahn: Fahrgäste müssen die Gleise suchen

© Hans-Joachim Winckler

Nadine Bestwina und Helena Wolf sind trotz klirrender Kälte guter Dinge. In wenigen Minuten soll die S-Bahn in den Fürther Hauptbahnhof einfahren und die beiden Fachoberschülerinnen zurück nach Hause bringen. Erste Erfahrungen mit der S1 haben die beiden 17-Jährigen schon hinter sich, und die waren ganz okay, sagen sie. Konkret: Als beide am frühen Morgen, vor sieben Uhr, in der S-Bahn nach Fürth saßen, beschränkte sich die Verspätung auf fünf Minuten. Und Bestwina saß in einem Wagen ohne Licht. Sie nahm das mit Humor: „Seltsam war’s schon, so dunkel, aber so konnte man besser vor sich hindösen.“

Dass die Zug-Garnituren, die laut Bahnsprecher Franz Lindemair als „Notlösung“ zum Einsatz kommen, weil die neuen, barrierefreien Modelle noch nicht zur Verfügung stehen, sichtlich älteren Semesters sind, stört die jungen Frauen nicht. Sie finden sie „ganz gemütlich“.

Nach Köln?

Zwei Minuten nach eins. Die S-Bahn fährt ein. Fünf Minuten später als geplant. Fahrtziel „Bamberg“ heißt es auf der elektronischen Anzeigetafel. „Köln“ verkündet ein Schild am Zug. „Was edz?“, ruft eine Frau, „gestern Nämberch, heit Köln, ja spinner die edz?“

S-Bahn: Fahrgäste müssen die Gleise suchen

© Hans-Joachim Winckler

Wie berichtet, ist für die S-Bahn noch bis Samstag Schluss in Fürth. Nach Nürnberg muss man mit der U-Bahn weiterfahren oder mit dem Regionalexpress. Am Sonntag waren daher Fahrgäste irritiert, als eine Bahn mit dem Schild „Nürnberg“ einfuhr. Nun also Köln. Bahnsprecher Franz Lindemair kommentierte das eher amüsiert: „Sehen Sie, daran können Sie erkennen, woher wir die Züge ausgeliehen haben, und dort waren die ja noch bis Samstag im Einsatz.“ Nicht ganz so erheitert klang sein Resümee am späten Nachmittag, nachdem sich die S-Bahn seit Montagmorgen erstmals im Pendlerverkehr hatte bewähren müssen: „Nein, zufrieden sind wir nicht“, sagte er. „Das ist noch immer nicht die S-Bahn, die wir den Leuten versprochen haben.“

Die Pannen vom Sonntag hatte die Bahn zum Teil mit technischen Problemen bei der Türöffnung erklärt. In der Folge waren Züge ersatzlos ausgefallen. Einer Sprecherin zufolge wirkte sich das auch auf die S1 am Montagmorgen aus. Während in anderen Teilen des von 67 auf 224 Kilometer erweiterten S-Bahn-Netzes Weichen- und Signalstörungen Verspätungen von bis zu 30 Minuten verursachten, machte dem Unternehmen auf der S1 am Nachmittag eine Störung im Stellwerk Forchheim zu schaffen. Von 14.40 bis 15.30 Uhr konnten die Züge daher laut Lindemair nur im Schritttempo fahren. Zehn bis 15 Minuten Verspätung seien die Folge gewesen.

Nicht lustig finden Denis Leifeld (28), Erika Lechner (68) und andere Fahrgäste an diesem Tag aber auch, dass sie kreuz und quer durchs Fürther Bahnhofsgebäude und von einem Gleis zum anderen irren mussten, ehe sie den provisorischen S-Bahnsteig fanden. Der befindet sich vor dem Hochhaus am Bahnhof, Zugang über die Taxi-Haltestelle.

Zum Gleis 20/21

Das Problem ist die Beschilderung. Nur schnöde weiße Zettel, mit Tesafilm an die Wand geklebt, finden sich in Bahnhofsunterführung und -gebäude. Darauf steht: „Zum Gleis 20/21“. Sonst nichts. Auf FN-Nachfrage sagte Bahnsprecher Michael Baufeld: „Den Hinweis muss ich weitergeben an die DB Station Services.“ Das klang entschlossen, aber auch nach einem weiten Weg im Konzern.