Schöpferin der Fürther Erhard-Büste ist tot

23.5.2016, 14:55 Uhr
Schöpferin der Fürther Erhard-Büste ist tot

© Foto: Hans Winckler

Gerne sprach sie ohne Punkt und Komma, berlinernd durch und durch: „Ick bin festjeleecht uff Köppe.“ In der Tat. Mit Büsten prominenter Fürther wurde die Ostberlinerin, die zwischen 1999 und 2007 in der Kleeblattstadt wirkte, auch einem Publikum jenseits der Galerienlandschaft bekannt. Das bekannteste Werk ihrer Fürther Schaffenszeit, eine Bronzebüste, steht seit 2002 vor dem Wirtschaftsrathaus am Königsplatz und zeigt Ludwig Erhard. 2006 schuf sie die Martin-Segitz-Büste für die Aula der Berufsschule in der Ottostraße. Kurz vor seinem Tod saß ihr Spielzeugfabrikant Ernst A. Bettag Modell; den Gipsguss der Büste, im Detail so berührend wie erschütternd, zeigte die kunst galerie fürth 2012.

Im an Künstlern kaum raren Berlin war Hermann so etwas wie ein Star. An der Kunsthochschule hatte sie Anfang der achtziger Jahre Bildhauerei studiert, bis zum Umzug nach Fürth stellte sie über 40 Mal an der Spree aus. Schon in jungen Jahren fand sie Kontakt zu oppositionellen Kreisen, machte mit bei illegalen Lesungen in Kirchen und Privatwohnungen, lernte Christa Wolf kennen, Heiner Müller, Franz Fühmann. 1984 dann die erzwungene Ausreise.

Die Motive ihres Ortswechsels nach Franken ließ die sonst stets undiplomatisch auftretende Hermann gern im Unklaren; schnell erkannte man jedenfalls auch hier ihr großes Talent, der klassischen Büste neue, zeitgemäße Konturen zu verleihen. Erinnernswert war die erste Schau des Stadtmuseums dank Hermanns in einem blitzblank weißen Gang drapierter Büsten von 16 honorigen Fürthern. John Hammond zeigte ihre Arbeiten in der Sparkasse, Manfred Edler öffnete mehrfach, zuletzt 2009, seine Art-Galerie für sie. Zuletzt lebte Hermann in Hartmannshof im Nürnberger Land. Bildhauer-Kollege Vaclav Gatarik charakterisierte ihr Schaffen so: „Sie sucht das Einmalige, Einzigartige im Menschen.“

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