Schutzschild gegen den Hitzesommer

19.4.2019, 16:00 Uhr
Schutzschild gegen den Hitzesommer

© Andre De Geare

Noch bevor Markus Söder - das Volksbegehren für den Artenschutz im Nacken - seine Liebe zu den Insekten entdeckte, stellten seine christsozialen Parteifreunde im Oberasbacher Stadtrat im November vergangenen Jahres einen Antrag zum Haushalt, der jedem Ökoaktivisten zur Ehre gereicht hätte. Inhalt: Die Kommune etabliert einen neuen, zeitlich auf ein Jahr befristeten Ausschuss unter dem Titel "Oberasbach in Zeiten des Klimawandels". Jetzt haben sich die Politiker erstmals getroffen.

Stoßrichtung des Vorhabens: Das Gremium soll Projekte entwickeln sowie Zielsetzungen festlegen, um die aus der Erwärmung resultierenden negativen Auswirkungen auf die Bürger möglichst gering zu halten. Ist also die Stadtratsfraktion der Oberasbacher CSU etwa grüner als ihr Ministerpräsident?

Fraktionssprecher Jürgen Schwarz-Boeck lacht da zunächst einmal kurz und schiebt dann hinterher, dass es sinnvolle und nicht sinnvolle Ideen gebe, "unabhängig von der politischen Couleur". Ausgangspunkt jedenfalls war eine Anfrage der Boule-Spieler, die auf den Bahnen zwischen DJK-Sportplatz und Jugendhaus ihrem Hobby nachgehen. Im vergangenen Sommer taten sie dies regelmäßig in sengender Hitze und wünschten sich deshalb ein Sonnensegel über der Anlage.

Fragen über Fragen

Daraufhin glühten bei der CSU die Drähte. Denn vermutlich wird 2018 nicht der letzte Hitzesommer gewesen sein. Braucht es also mehr solcher Segel, wie sie etwa in den Außenspielbereichen von Kindertagesstätten schon Standard sind? Oder Trinkwasserbrunnen? Wie sind die Freiwilligen Feuerwehren der Stadt für Hitzeperioden aufgestellt? Wie müssen künftig Stadtbäume und Grünanlagen bewässert werden? Fragen über Fragen seien aufgetaucht, sagt Schwarz-Boeck und hätten die Fraktion bewogen, den Antrag zu stellen.

Was dieser erreichen will, und was er nicht zu leisten vermag, macht der Christsoziale auch klar: "Wir können damit nicht die Welt retten, aber vielleicht Oberasbach vor den Folgen des Klimawandel bewahren und uns auf jeden Fall auf Extremwetterlagen einstellen."

Einen eigenen Ausschuss wird es dafür zwar nun nicht geben, denn dafür hätte die Geschäftsordnung der Stadt geändert werden müssen. Vielmehr wird das Gremium für ein Jahr beim Bau- und Umweltausschuss angekoppelt, bei gleicher personeller Besetzung. Die Klimathemen werden, aber jeweils in Sondersitzungen, – geplant sind aktuell drei bis vier Treffen – separat behandelt.

Die erste Zusammenkunft Ende März beschreiben Schwarz-Boeck und der stellvertretende Bürgermeister Norbert Schikora (Bündnis 90/ Grüne) übereinstimmend als von intensiven Gesprächen geprägt und "fruchtbarer als gedacht".

Gestreift wurden dabei mehrere Themen. So will man sich Gedanken über die Bewässerung der Stadtbäume machen. Zeitgesteuert, nachts, in Tröpfchenform – das wäre die Idealvorstellung und verspräche eine Wasserersparnis von bis zu 80 Prozent.

Etwas konkreter ist ein anderes Vorhaben: Die Verwaltung soll sich Gedanken um mögliche Standorte für Trinkwasserbrunnen machen. Das Rathaus und große Spielplätze kämen dafür in Frage. Wie ist der Katastrophenschutz ausgerüstet, wenn die Bewohner eines Seniorenheims evakuiert werden müssen, weil sich das Gebäude zu stark aufgeheizt hat? "Darauf", sagt Norbert Schikora, "müssen wir vorbereitet sein".

Bürger müssen mit ins Boot

Auch die Bürger gilt es ins Boot zu bekommen: Um etwa bei Starkregen zu verhindern, dass Wasser aus der Kanalisation in die Keller drückt, soll über den Schutz mit Rückstauklappen mittels einer Broschüre informiert werden. Einbauen lassen müssen diese Vorrichtungen die Hauseigentümer auf eigene Rechnung.

Ob die Stadt Immobilienbesitzer mit einem Zuschuss unterstützt, wenn sie Zisternen auf ihrem Grundstück einbauen und mit dem gesammelten Regenwasser die Toilettenspülung betreiben bzw. den Garten gießen, wurde ebenfalls andiskutiert. Ein weiterer Vorschlag lautete, den Bürgern nahezulegen, ihre Vorgärten naturnah, beispielsweise mit einer Wiese anzulegen, anstatt mit Kies zuzuschütten.

Aber muss nicht auch die Politik gewisse Ziele revidieren, etwa bei Bauvorhaben die immer wieder propagierte Nachverdichtung im Stadtgebiet? Braucht es nicht stattdessen mehr Grün, Bäume oder Freiflächen, um das Aufheizen von Gebäuden zu minimieren?

Man könne Oberasbach nicht mit Städten wie Nürnberg oder Fürth vergleichen, meint Norbert Schikora. Es gebe viel Grün. Vor Ort sorge außerdem der Asbachgrund für steten Luftaustausch, und man spreche von "moderater Nachverdichtung". Dennoch gilt: "Wir müssen jeden Baum verteidigen."

Selbst dabei kann der Grüne auf einen prominenten schwarzen Unterstützer setzen. Wälder seien eine Antwort auf den Klimawandel, hat der Ministerpräsident gesagt. Markus Söder ist gerade auf Auslandsreise in Äthiopien unterwegs. Was aber in Addis Abeba gilt, kann in Oberasbach bestimmt nicht falsch sein.

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