Schwanense(e)lig

12.1.2010, 00:00 Uhr
Schwanense(e)lig

© Hans von Draminski

Die Aufregung ist beinahe mit Händen greifbar. Das Parkett des Stadttheaters füllt sich mit Eltern, Geschwistern und Freunden der Ballett-Eleven, die gleich ihr Können in 20 sorgsam geprobten Soli zeigen werden. Die jüngsten Teilnehmerinnen sind zehn Jahre alt, die ältesten etwas über 15 - und doch vertreten sie allesamt einen durchaus professionellen Tanz-Anspruch und sind auf der Bühne unübersehbar keine «Frischlinge« mehr.

Von daher dürfte es die Fachjury des Wettbewerbs «Der goldene Schuh«, heuer zum sechsten Mal veranstaltet vom Fürther Ballett Forum Franken der Choreografin und Tanzlehrerin Julia Vitez, nicht ganz leicht gehabt haben, die Spreu vom Weizen zu trennen. Aus einer Vielzahl von Anmeldungen wurden innerhalb von zwei Tagen die besten Tänzerinnen «ausgesiebt«.

Erstmals war «Der goldene Schuh« auch in der Schweiz und in Österreich ausgeschrieben. Aus Innsbruck kam mit dem elfjährigen Robert Weithas auch der einzige männliche Teilnehmer, der mit einer sauber vorgestellten «Bajadère«Fantasie den fünften Platz in der Altersgruppe der Zehn- bis Zwölfjährigen belegte.

Von der typisch tapsigen Unsicherheit des Kinderballetts ist allerdings schon in dieser Kategorie A rein gar nichts zu spüren. Es wird ziemlich souverän auf Spitze getanzt. Und bei den Führenden kommen zur locker beherrschten Technik auch noch Ausdruckskraft und Präsenz.

Spieluhr-Figurette

So verwandelt sich die drittplatzierte Hanna Bach aus Bonn für Respighis «Kleine Sylphide« in eine lebensgroße Spieluhr-Figurette mit bewusst «eckigen« Bewegungen. Die Kirchbergerin Katharina Schumacher (zweiter Platz) deutet Hèrolds «La fille mal gardée« mit filigraner Leichtigkeit. Und Alina Hartmann, wie Hanna Bach von der Bonner «Ballettschule International« nach Fürth geschickt, holt sich die Siegerkrone völlig unangestrengt mit Tschaikowskys schwierigem «Schwanensee«.

Bei den «Großen« in der Altersgruppe zwischen 13 und 15 wird der Wille zur differenzierten Darstellung spürbar. Franziska Ebersberger (dritter Platz) vom Fürther Studio Arabesque versteht Aubrys «Simagrées« als modernes Tanzdrama. Rebekka Gogl (zweiter Platz) aus der selben Talentschmiede gefällt mit starker Bühnenpräsenz in Adolphe Adams «Pas seul«. Die Siegerin Clara Jörgens aus Bonn verwandelt Leo Delibes’ «Swanilda« aus einer Ballettpuppe in ein (mit-)fühlendes Lebewesen. Eindrucksvoll.HANS VON DRAMINSKI