Schweinshaxen am Straßenrand

30.8.2020, 18:30 Uhr
Schweinshaxen am Straßenrand

© Florian Burghardt

Normalerweise ist das kulinarische Angebot entlang der Rothenburger Straße zwischen Wintersdorf und Leichendorf eher überschaubar. Doch seit Juni macht dort ein Straßenverkauf des Nürnberger Traditionsunternehmens Hax`n Liebermann mit Transparenten den Freunden von Schweinshaxen, Giegerla und allem was dazugehört den Mund wässrig. 


Vor kurzem wurde der Verkaufsstand in der parallel verlaufenden Ansbacher Straße um Tische, Bänke und eine Bar erweitert. „Viele Kunden haben gefragt, warum es nur einen Straßenverkauf, aber keinen Biergarten gibt“, erläutert Junior-Chef Julian Stahlmann die Expansion. 


Dass diese einen unerfreulichen Hintergrund hat, ist mittlerweile hinlänglich bekannt. Fürther Kirchweih, Nürnberger Volksfest, Erlanger Bergkirchweih – die drei größten regionalen Feste können in diesem Jahr aufgrund der Corona-Pandemie nicht stattfinden. Mit ihnen fallen auch alle kleineren Veranstaltungen weg – ein echtes Seuchenjahr für Schaustellerbetriebe. „Auch wenn es Hilfen gibt und Kosten wegfallen, müssen wir heuer mit mindestens 50 Prozent weniger Umsatz rechnen“, erklärt Stahlmann. Das bedeutet zum Beispiel auch, dass man über die Jahre liebgewonnenen Saisonkräften aus anderen EU-Staaten dieses Mal keine Arbeit verschaffen kann. 


Bereits im Frühjahr haben der Junior-Chef und seine Eltern überlegt, wie sie 2020 überhaupt Geld verdienen können, wenn alle Fixpunkte wegbrechen sollten. Schnell wurde klar, dass dies vor allem über Essen zum Mitnehmen und verschiedene Standorte erfolgen müsse. Auf der Suche nach geeigneten Stellplätzen mussten die Betreiber des Hax`n Liebermann glücklicherweise nicht weit gehen. Das große Grundstück an der Ansbacher Straße gehört der Schaustellerfamilie und dient seit Jahrzehnten als Abstellort für Fahrzeuge, Buden und Material. Jetzt finden sich dort rund 200 Sitzplätze für hungrige und durstige Gäste. 


„Wir sind schon häufiger dran vorbeigefahren und jetzt wollten wir es mal ausprobieren. Es ist gemütlich hier und so können wir auch die Schausteller etwas unterstützen, die es heuer ja alle schwer haben“, findet Familie Breidenstein aus Großhabersdorf. Schon mehrfach im Biergarten gastiert hat Anwohner Rainer Söhnlein. „Solches für Kirchweihen typisches Essen fehlt mir dieses Jahr schon etwas. Kürzlich waren wir auch mit Verwandten hier im Biergarten“, so Söhnlein. Die Stimmung sei gut, so dass man auch mal über das Abendessen hinaus sitzenbleiben könne.


Dazu trägt wohl auch das Unterhaltungsprogramm bei, das Stahlmann organisiert hat. Donnerstags, freitags und samstags gibt es Live-Musik bei Liebermann. Am 30. August sollen außerdem Volker Heißmann und Martin Rassau im Biergarten auftreten. Neben solchen Namen versucht der Junior-Chef auch kleineren Bands eine Bühne zu bieten. „Für viele mir bekannte Künstler, die ihr Geld sonst auf Kirchweihen verdienen, fallen die meisten Auftritte aus. Aber wir Schausteller müssen zusammenhalten und so kriegen sie zumindest ein kleines Engagement.“


Generell ist er mit der Entwicklung des Biergartens recht zufrieden. „Es ist auf jeden Fall ein guter Grundstock, um uns durch die Krise zu bringen“, bestätigt Stahlmann. Der Standort soll auf jeden Fall bis ins neue Jahr hinein genutzt werden. Im Dezember plant der Wirt an gleicher Stelle einen kleinen Weihnachtsmarkt. Der Glühweinausschank sei bereits genehmigt. Außerdem macht Stahlmann der Betrieb der Anlage Spaß. Der gelernte Koch wollte ohnehin schon länger einen festen Standort betreiben. 


„Wenn sich die Anlage hier weiter bewährt, werden wir auch überlegen, ob wir in Zukunft vielleicht auf weniger Festen präsent sein werden. Schließlich bringt das jedes Mal hohe Fixkosten und viel Organisationsaufwand mit sich“, erklärt Stahlmann. Auf Fürther Kirchweih, Volksfest und Berg will Hax’n Liebermann aber weiterhin vertreten sein – sofern die denn wieder stattfinden.