Kita-Mangel

Schwierige Suche: In Fürth fehlen Kindergartenplätze

14.12.2018, 21:00 Uhr
Schwierige Suche: In Fürth fehlen Kindergartenplätze

© Foto: Hans-Joachim Winckler

Kürzlich standen Eltern eines sieben Tage alten Säuglings vor ihr, erzählt Claudia Speiser. Um einen Krippenplatz ging es ihnen nicht. Sie wollten ihrem Nachwuchs, wenn möglich, schon einen Kindergartenplatz sichern. So lange im Voraus plane sie eigentlich nicht, musste ihnen Speiser sagen, die zum Leitungsteam der neuen Kita "Raum für Kinder" des Fürther Kinder- und Jugendhilfezentrums (KJHZ) gehört, die in die Grüne Halle eingezogen ist.

Seit einigen Jahren bereits kann die Suche nach einem Kindergartenplatz in Fürth schwierig sein. "Das treibt die Eltern um", sagt Speiser. Im Rathaus spürt man das auch. Wenn sich Eltern an ihn wenden, weil sie einen Betreuungsplatz brauchen, dann gehe es inzwischen stets um Kindergartenkinder, sagte Oberbürgermeister Thomas Jung jetzt bei einem Pressegespräch zur Betreuungssituation in Fürth. Die Lage sei – trotz der Schaffung neuer Kapazitäten – weiter angespannt. Aber, versichert Jung: Einen Platz habe die Stadt noch für jedes Kind gefunden – wenn auch nicht immer im Wunsch-Stadtteil.

Ein Blick auf die Statistik verdeutlicht die Herausforderung: Die Zahl der Kinder im Alter von drei bis sechseinhalb Jahre, die in Fürth leben, ist stark gestiegen. 2012 waren es noch 3468 Mädchen und Jungen, 2017 dann bereits 600 mehr, nämlich exakt 4084. Heuer sind es noch einmal 200 mehr – schon 4280. Dem stehen aktuell 3722 Plätze in Fürther Kindergärten gegenüber. Der Stadt hilft, dass manche Familien auf Tagesmütter, Verwandte oder Kitas in der Umgebung, etwa am Arbeitsort, zurückgreifen.

Nachdem man sich vorher auf den Bau von Krippen konzentrierte, weil ein Rechtsanspruch auf einen Betreuungsplatz für unter Dreijährige in Kraft trat, wurden seit 2013 in Fürth auch wieder neue Kindergärten eröffnet. Fast alle von freien Trägern, also Kirchen, Wohlfahrtsverbänden und Privatinitiativen, wie Jung betont, ihnen sei man sehr dankbar. Dennoch fiel es schwer, mit der schnell wachsenden Bevölkerung Schritt zu halten. Kitas lassen sich nicht von heute auf morgen hinstellen, sagt Jugendamtsleiter Hermann Schnitzer, im Schnitt vergingen drei Jahre von der Planung bis zur Eröffnung. Froh ist er, dass es im Jugendamt eine Kontaktstelle für die Bauträger gibt, die versucht, die Verfahren zu beschleunigen.

Zwei schwierige Jahre

2019 und 2020 werden wohl noch schwierige Jahre werden, vermutet der OB, auch wenn die Stadt bereits fest mit rund 400 weiteren Plätzen rechnen könne. Sie entstehen auf dem Tuchergelände, in der Lucas-Cranach-Straße, am Laubenweg, in der Mühltal-, Herrn-/Ludwig-, Riemenschneider- und Mathildenstraße. Im Rathaus hält man es für wahrscheinlich, dass sich der Zuwachs in der Altersgruppe nun wieder abschwächt. Der nächste Kraftakt aber ist schon in Sicht: Viele der alten Kindergärten müssen generalsaniert werden.

Gut aufgestellt sieht Jung Fürth beim Angebot für die Jüngsten und für Schüler. 925 Plätze gibt es inzwischen in den Krippen, weitere 180 Kinder unter drei Jahren werden von Tagesmüttern betreut. In manch anderen Städten liege die Quote höher, so Jung, aber in Fürth scheine eine Versorgung von 30 Prozent der Mädchen und Jungen im Krippenalter aktuell ausreichend zu sein.

Einen "Betreuungsrekord" verzeichnet das Rathaus bei den Schülern: 4448 Mädchen und Jungen sind inzwischen in Horten, für die Mittagsbetreuung oder Ganztagsangebote angemeldet. Letztere machen inzwischen fast 70 Prozent aller Betreuungsplätze im Schulkinderbereich aus. Mehr als jedes zweite Grundschulkind geht heute mittags nicht nach Hause. In den nächsten Jahren, so Jung, werde es vor allem darum gehen, die Angebote qualitativ weiterzuentwickeln.

Für Eltern, die einen Betreuungsplatz suchen, hat das Jugendamt eine Vermittlungsstelle eingerichtet. Kontakt: Tel. (09 11) 9 74 15 41

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