Second-Hand-Shop: So viel Engagement steckt im Zeppelin 12

17.7.2019, 21:00 Uhr
Second-Hand-Shop: So viel Engagement steckt im Zeppelin 12

© Sabine Beck

Die gleichnamigen Luftschiffe gibt es in der Zeppelinstraße 12 in der Fürther Südstadt zwar nicht zu kaufen, dafür aber Unterwäsche und Socken, Blusen und Pullover, Röcke und Hosen, Schuhe und Schmuck. Auch Kinderspielzeug wie Plüschtiere oder Puppenwagen ist fein säuberlich einsortiert.

"Fast alle Ehrenamtlichen sind von Beginn an dabei", freut sich Ute Böttcher, stellvertretende Bereichsleiterin der Caritas, die den Kleiderladen mit ihrer Kollegin Sonja Küfner betreut. Alle Einnahmen kommen sozialen Projekten in Fürth und der Region zugute, die das Thema Integration zum Ziel haben. Eigentlich war der Laden nämlich als Kleiderausgabe für die Flüchtlinge aus der Erstaufnahmeeinrichtung in der Leyher Straße vorgesehen. Die Joseph-Stiftung stellte die Räumlichkeiten mietfrei zur Verfügung, doch als der Laden fertig war, erübrigte sich das Konzept. Denn der Flüchtlingsstrom versiegte unter der geänderten Aufnahmepolitik.

Die Helferinnen und Helfer standen aber hochmotiviert bereit, und so wurde der Laden-Entwurf geändert und dieser für alle Menschen im Stadtteil geöffnet. Jeder kann Montagvormittag und Donnerstagnachmittag ohne Nachweis der Bedürftigkeit für den persönlichen Bedarf einkaufen. Marina Tilch, Winfried Meyer-Schmidt, Horst Honeiser, Barbara Richter, Emma Weißmann, Sybille Schmitz und Erna Bauer organisieren sich als Donnerstags-Team selbst. Sie kümmern sich um die Kleiderspenden, räumen den Laden ein, um und auf und betreuen die Kunden.

Nicht nur bei der Stammkundschaft scheint sich herumgesprochen zu haben, dass im Zeppelin 12 gut erhaltene Ware für zwischen 50 Cent und fünf Euro zu haben ist. "Wir haben auch Markenkleidung, aber die ist dann etwas teurer", sagt Marina Tilch. Erfreulich ist, dass so viele private Kleiderspenden abgegeben werden. "Ein großer Teil ist gut erhalten und brauchbar. Manchmal haben wir fast zu viel."

"Wir wollen helfen"

Während Emma Weißmann einen Stapel Jeans von einer Dame entgegennimmt, bringt Horst Honeiser ein Tablett mit gebrauchtem Geschirr in die Küche und scherzt: "Zu tun gibt’s hier immer etwas." Was bewegt die Frauen und Männer, die meist schon im Ruhestand sind, dazu, "immer etwas zu tun"? "Wir wollen helfen", kommt es wie aus einem Mund. Marina Tilch, die hauptberuflich am Flughafen arbeitet, war schon beim "alten" Möbel Höffner im Einsatz, als dort eine Gemeinschaftsunterkunft für Flüchtlinge untergebracht war: "Ich hatte Mitgefühl mit den Geflüchteten." Seit dort die Tore geschlossen wurden, engagiert sie sich mit Begeisterung bei Zeppelin 12. "Mir macht es Spaß, mit Menschen zu tun zu haben. Wir sind ein tolles Team und die Arbeit hat Sinn."

Eine sinnvolle Tätigkeit und der Nachhaltigkeitsgedanke sind auch Horst Honeiser, der als "Privatier" auf der Schwelle zum Ruhestand steht, wichtig. "Mir geht es gut und ich will der Gesellschaft etwas zurückgeben", sagt der Ex-Vertriebler, der männliche Kunden gerne auch modisch berät. Als Schande empfindet er es, dass im reichen Deutschland Tafeln nötig sind und dass es Altersarmut gibt. Winfried Meyer-Schmidt, Physiker a. D., pflichtet ihm bei und freut sich, dass er helfen kann: "Zeppelin 12 ist ein tolles Projekt im Dienst des Gemeinwohls." Die Älteste im Team ist Erna Bauer. Die 85-jährige Schneiderin bessert gerne das eine oder andere Kleidungsstück aus. "Die Finger machen nicht mehr so mit", bedauert die topfitte alte Dame, die sich zu Hause langweilte und deshalb ihre Hilfe im Laden anbot.

"Die Massen von Flüchtlingen machten mir Angst"

Sybille Schmitz, die vor zehn Jahren aus München nach Fürth zog und sich im Team pudelwohl fühlt, ging seinerzeit zu Höffner, um sich ihrer Furcht zu stellen: "Die Massen von Flüchtlingen machten mir Angst", gibt sie zu. Sie lernte viele Menschen und deren Schicksale kennen und die Angst war weg. "Ich gebe gerne und bekomme viel zurück." Emma Weißmann war am Sozialamt tätig, bevor sie wegen chronischer Schmerzen arbeitsunfähig wurde. Sie engagierte sich ebenfalls schon bei Höffner: "Der Wunsch zu helfen ergibt sich aus meinem Glauben." Im Laden kann sie sich viel bewegen und hält dadurch ihre Schmerzen in Schach.

Auch Barbara Richter, die in der Seniorenbetreuung tätig war, freut sich, dass sie sich nach der Höffner-Zeit weiter einbringen kann. "Mir tut es in der Seele weh, wie die Flüchtlinge leben müssen", bedauert die Helferin. Sie möchte zum Gelingen der Integration beitragen. "Ich finde es toll, mit vielen Menschen aus verschiedenen Kulturen zusammenzukommen."

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