Siegelsdorf: Hoffnungsschimmer bei der Parkplatzsuche

1.4.2020, 16:00 Uhr
Siegelsdorf: Hoffnungsschimmer bei der Parkplatzsuche

© Hans-Joachim Winckler

Es sind die attraktiven Verbindungen, die die Menschen locken – sei es nach Nürnberg und Fürth, Würzburg oder Markt Erlbach. Über 2000 Bahnkunden steigen am Haltepunkt im Veitsbronner Ortsteil täglich ein und aus.

Der Bahnhof ist "unheimlich attraktiv", sagt Marco Kistner. Doch die Freude des Veitsbronner Bürgermeister darüber ist nicht ungetrübt, Stichwort Parkplatzproblematik. Als nach wie vor "gespannt" beschreibt er die Situation.

Schon vor drei Jahren stellte eine Bedarfsanalyse fest, dass zusätzlich zu den 135 offiziell bestehenden 100 weitere Parkplätze nötig wären. Seitdem hat sich bereits einiges getan: Die Gemeinde hat seit 1. Dezember vergangenen Jahres auf der Seite des Bahnhofsgebäudes, das ihr seit 2015 gehört, Bahnbetriebsfläche gemietet.

Schon vorher stellten Pendler dort auf der unbefestigten Fläche entlang der Lärmschutzwand ihre Autos ab, allerdings "wild" – und ärgerten sich dann nach ihrer Rückkehr mitunter über einen Strafzettel hinter dem Scheibenwischer. Diese Gefahr ist nun gebannt, die 41 Parkplätze stehen legal zur Verfügung.

 

Kurzfristig kündbar

 

Gerne, so Kistner, hätte man der Bahn das Grundstück abgekauft, doch das sei nicht möglich gewesen. Der Staatskonzern benötigt das Areal, etwa wenn Baustellen anstehen, um dort Material zu lagern. Die Gemeinde koste die Miete "einen niedrigen vierstelligen Betrag", die Bahn kann den Vertrag freilich kurzfristig kündigen.

Auf einer anderen Fläche gleich in unmittelbarer Nachbarschaft besteht diese Gefahr nicht. Seit November laufen hier die Arbeiten für 29 weitere Stellplätze, in Laufe des Aprils sollen Pendler sie nutzen können. Laut Kistner lagen bei den Verhandlungen die Preisvorstellungen zunächst gehörig auseinander. Doch nach einem Ortstermin, unter anderem mit dem damaligen Bundesverkehrsminister Alexander Dobrindt, bewegte sich die Bahn. Es kam zu einem Kompromiss.

Gut läuft es auch bei der Finanzierung des Bauvorhabens. Inklusive Grunderwerb summieren sich die Ausgaben auf 236 000 Euro. Gleich aus drei Fördertöpfen fließen Zuschüsse. Am Ende bleiben nur rund 100 000 Euro an der Gemeinde hängen. Durch die Absperrungen vor dem Bahnhofsgebäude führt eine schmale Zufahrt zu den Parkplätzen. Die Busse der Linien 123, 125 und 126 halten nun der auf Südseite der Bahntrasse am Reitweg.

In Sachen Parkplätze ist das Rathaus weiter aktiv: Aktuell verhandle man mit der Bahn über den Verkauf einer weiteren Fläche, berichtet Kistner. Das Problem: Über allem schwebt als große Unbekannte das so genannte dritte Gleis, mit dem das Nadelöhr zwischen Nürnberg und Würzburg aufgeweitet und die Belastung in dem stark frequentierten Korridor gemindert werden soll.

Angeblich beginnen die Planungen dafür heuer. Das wäre wichtig, denn dann wüsste die Bahn, wo sie wie viel Platz benötigt. Auch der dringend gewünschte barrierefreie Ausbau des Bahnhofs hängt am dritten Gleis.

 

Doch noch ein Parkhaus?

 

Das Thema wird die Veitsbronner Kommunalpolitik auf absehbare Zeit also nicht loslassen. Der Bürgermeister glaubt, dass der neu gewählte Gemeinderat sich auch wieder mit einem Thema auseinandersetzen muss, das eigentlich schon abgehakt schien: einem Parkhaus bzw. einem Parkdeck.

Die Gemeinde besitzt auf der Südseite der Gleise, am Reitweg, ein Grundstück. Doch das liegt zu weit entfernt – wer will schon 500 Meter zum Zug laufen? Weiterer Bedarf wäre, trotz aller bisherigen Anstrengungen, aber vorhanden. "Wir könnten noch einmal 100 Parkplätze bauen, die wären auch voll", ist sich Kistner sicher.

Der SPD ist das ebenfalls klar, jedoch sieht Jörg Lehnberger ein Parkhaus kritisch. Nicht nur, weil der Fraktionssprecher das Projekt generell für "ein bissl übertrieben" hält, denn: Der Bahnhof würde damit noch attraktiver für Pendler, Siegelsdorf könne der "Verkehrskollaps" drohen.

Lehnberger plädiert deshalb für einen moderaten Ausbau der Parkflächen, und zwar auf der Südseite, am Reitweg. Damit würden große Teile der Verkehrsströme seiner Ansicht nach Siegelsdorf erst gar nicht belasten. Auch die drei Buslinien könnten künftig diesen Bereich ansteuern – damit wäre das Areal rund um das Bahnhofsgebäude zusätzlich entlastet.

Bereits seit mehreren Jahren macht sich dagegen die Wählergemeinschaft Bürger Handeln Veitsbronn (WBH) für ein Parkhaus stark. Mehrstöckig und kostenfrei, so beschreibt Wolf-Dieter Hauck die Wunschvorstellung. Dabei hat der Fraktionssprecher im Gemeinderat nicht nur die drängenden Probleme der Gegenwart, sondern auch die Zukunft vor Augen: Autonome Shuttle-Busse könnten hier vom Bahnhof aus einmal Beschäftigte von Adidas, Schaeffler oder Puma nach Herzogenaurach und zurück bringen.

Eine Vision, von der auch die Veitsbronner dank weniger Lärm und Abgasen profitieren würden.

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