So kommt die Kunst ins Fürther Rathaus

24.10.2020, 21:00 Uhr
So kommt die Kunst ins Fürther Rathaus

© Foto: Thomas Scherer

"Es ist ein Signal, das uns sehr gut tut", sagt Inge Gutbrod. Auch 2020, in einem finanziell fraglos schwierigen Jahr, kauft die Stadt Kunst – und lagert sie nicht etwa in finsteren Archiven, sondern präsentiert sie für jede und jeden im Rathaus. Im Seitenflügel des dritten Stockwerks, genauer gesagt.

Gutbrod, bekannt für ihre Wachs-Installationen, zählt zu jenem Künstlerquartett, dem in diesem Jahr die Ehre zuteil wurde, mit einer Arbeit zur städtischen Sammlung beitragen zu dürfen. Das klingt hochgestochener als es vielleicht ist, denn der Ankaufsetat in Höhe von 10 000 Euro ist für eine Großstadt kein allzu überwältigendes Bekenntnis zur Kunst. Immerhin, "besser als ignoriert zu werden", sagt Andreas Oehlert.

"Stagebeauty 5" heißt die Fotoinszenierung, die vom Faible des Fürther Kulturpreisträgers für Kitsch und Nippes kündet – der berühmte Bamberger Reiter steht als Porzellanfigur vor einem dunklen Spiegel auf einem kubischen Sockel, im Gesicht einen Tonbrocken. Er möchte den Reiter "wieder zum Ursprung zurückführen" und der heroisierenden Deutung, die ihm im Dritten Reich zuteil wurde, entgegenwirken.

2021 übernimmt die neue Galeriechefin 

Seit 2018 hat die Stadt – nach langer Pause – wieder einen Kunst-Etat, seitdem oblag Hans-Peter Miksch die Auswahl der Künstlerinnen und Künstler. Miksch, Leiter der Kunstgalerie Fürth, ist seit Sommer Ruheständler, doch 2020 durfte er noch einmal seines Kuratorenamtes walten; die Hängung aber lag in den Händen von Mikschs Nachfolgerin. Natalie de Ligt hat ab 2021 freie Hand.

Dritter im 2020er-Bund istRainer Thomas. "Er ist vielleicht der am meisten zurückgezogen arbeitende Fürther Künstler", so Miksch beim Pressetermin am Mittwoch. Jahrzehntelang brillierte Thomas mit Kohle-, Tusche- und Kreidezeichnungen; in der für die Fürther Sammlung ausgewählten Arbeit "Hinterland" kostet er die Mittel der Malerei aus, ein Querformat, das sich auf drei Farben und drei Bildsegmente beschränkt, jedoch verblüffenderweise noch immer den Duktus eines Landschaftsgemäldes hat.

Ein Zeichen in Corona-Zeiten

Dass aus dem Trio heuer ein Quartett wurde, ist Peter Kampehl zu verdanken. Er schenkt mit 73 Jahren und nach knapp 100 Einzelausstellungen unter anderem in Deutschland, Italien und Japan seiner Geburtsstadt Fürth ein frisches Leinwandbild. Die titellose Arbeit dominieren Linien, Kreise und Punkte. Miksch: "Kampehls Bilder sind Bilder, die sich selbst zeigen, nicht etwas anderes, Bilder für ein voraussetzungsloses Schauen."

Inge Gutbrod wiederum, Fürths überregional wohl bekannteste Künstlerin, ist mit einem Ensemble aus drei Werkgruppen vertreten – einem Objektkasten mit Transparentpapier, einer Wachstafel und einem Leuchtobjekt.

"Wir stehen zu den Künstlern", sagte OB Thomas Jung in einer kurzen Ansprache. "Auch in der Coronazeit wollen wir das Zeichen setzen: Es geht weiter."

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