Spiel mit künstlichen Welten

5.10.2011, 11:00 Uhr
Spiel mit künstlichen Welten

© Hans-Joachim Winckler

Denkt man über das Genre der Fotografie nach, landet man früher oder später immer bei der Frage, welche Beziehung zwischen dem abgebildeten Objekt und der Botschaft besteht, die das moderne Medium „digitales Bild“ erzeugt. Ob man dieser Botschaft trauen kann oder nicht, darin sind sich die Schüler des Heinrich-Schliemann-Gymnasiums, die das Projekt-Seminar Kunst mit dem Thema „Experimentelle Portraitfotografie“ belegt haben, nicht einig.

„Klar wird manches geschönt, aber die Realität ist es immer noch. Das Besondere ist ja, wie die Dinge präsentiert werden“, meint ein Seminarteilnehmer. Eine Kollegin widerspricht: „Nee, das sind doch komplett künstliche Welten. Gerade darin liegt das Kreative.“

Pippis Zauberkräfte

Die Arbeiten, die am Wochenende im Kulturort Badstraße 8 zu sehen waren, liefern Belege für beide Thesen. Da ist Katharina Mayers „authentischer“ Kaugummi-Kauer, der auf einem Foto eine Blase erzeugt und sie auf dem nächsten platzen lässt, und daneben die „manipulative“ Pippi Langstrumpf von Janina Herklotz. Sie hebt dank ihrer Zauberkräfte gleich mehrere Leute mit einer Hand in die Höhe – wie auch immer das Foto entstanden sein mag.

Nina Wohlrab hat ein klassisches Motiv, nämlich Wassertropfen, abgelichtet; bunt und einfach schön, wie sie so manches Büro schmücken. Wenn man genau hinschaut und einen guten Ausschnitt wählt, kann die Natur herrlich sein.

Genau dazwischen liegen die Aufnahmen von Lea Scheibe, die eine „unbeschwerte Kindheit“ mit einem kleinen spielenden Mädchen am Strand zeigt. Was davon ist Phantasie und was ist so passiert? Diese Bilder knüpfen an kollektive Erinnerungen an, an Geschichten, die nicht die eigenen sein müssen. Sarah Ziegler hat sich an ein phantasievoll verschwommenes Selbstportrait gewagt, zu dem Sarah Eschbachs psychedelische Augen im Großformat prima passen. Ein Musiker ist mit fantastischen Effekten in einer Bildreihe verfremdet, eine Gruppe von Personen hält sich die Hände vors Gesicht.

Spannende Fotografien der Schliemann-Schüler, die belegen, was alles möglich ist, wenn man sich mit seiner Umwelt mit offenen Augen und Sinnen auseinandersetzt.

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