Sprechstunde für Suchtkranke kommt an

13.7.2018, 16:00 Uhr
Sprechstunde für Suchtkranke kommt an

© Archivfoto: Hans-Joachim Winckler

Es sei eine Sisyphus-Arbeit, „aber sie ist es wert, um jeden Einzelnen zu kämpfen“, sagt Günther Engel, der Leiter der psychosozialen Beratungsstelle der Caritas. Dass diese Einrichtung nun ihre bekannte Anlaufstelle in der Königstraße um das Angebot am Klinikum erweitert, hält er für konsequent und richtig.


Etwa sechs Prozent der Alkoholkranken aus dem Einzugsgebiet suchen laut Engel das Büro in der Innenstadt jährlich auf. Parallel dazu komme einmal pro Jahr ein Viertel der Suchtkranken wegen unterschiedlicher Gründe ins Klinikum. „Dadurch sehen wir hier eine gute Möglichkeit, um mit unserer Beratung an das Krankenhaus anzudocken“, so Engel.


Insgesamt zwölf kompetente Ansprechpartner – Psychologen und Sozialpädagogen – teilen sich die Einsatzzeit in der „Lila Ecke“ auf. Engels Stellvertreterin Uta Völkl ist eine von ihnen. Sie berichtet bei der offiziellen Einweihung drei Monate nach der Eröffnung von einem guten Zuspruch: „Die Hälfte der Menschen, die hier zu uns kommen, sind Angehörige von Suchtkranken. Das ist deutlich mehr als bei anderen Beratungsstellen.“ Betreut werden vorwiegend Alkoholpatienten – und auch unter ihnen wirkt sich der demografische Wandel zunehmend aus. „Sucht im Alter ist aktuell ein sehr heißes Thema“, sagt Günther Engel.


Die Idee, sich mit eigenen Suchtberatern im Klinikum zu positionieren, ist von der Caritas gekommen. Ein Vorschlag, den die Klinikleitung gerne aufgegriffen hat. „Wir wollen ein Ort der positiven Begegnung sein“, sagt Manfred Wagner, der medizinische Direktor der nicht-operativen Bereiche, „und die ,Lila Ecke‘ verkörpert diesen Anspruch.“ Der Mediziner aus dem Klinikvorstand erinnerte an seine beruflichen Anfänge als Zivildienstleistender und Arzt im Praktikum. „Wir hatten immer wieder Patienten mit Alkoholproblemen, die dann eine Woche lange entgiftet wurden, aber nicht selten nach sechs Wochen wieder bei uns eingeliefert wurden.“ Bereits damals fragte er sich, ob man das medizinische nicht um ein ambulant-beratendes Angebot erweitern sollte. Vor allem, weil viele Betroffene – Kranke wie Angehörige – überraschend aufgeschlossen und dankbar gegenüber derartigen Hilfestellungen seien. „Das kann ein erster Weg aus der Sucht sein“, betont Wagner, der das Klinikum in einer Schlüsselfunktion bei der Kontaktaufnahme sieht.

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