Stadt Fürth will Buslinien in Gewerbegebiete schicken

26.9.2019, 06:00 Uhr
Stadt Fürth will Buslinien in Gewerbegebiete schicken

© Johannes Alles

Diese Chance will man im Fürther Rathaus nutzen: Im Landkreis läuft Ende 2021 der Vertrag mit der Firma Schmetterling für einige Buslinien aus, demnächst muss die Bedienung des sogenannten „Linienbündels 6“ europaweit ausgeschrieben werden. Das Bündel besteht aus fünf Linien (123, 125, 126, N22, N23), die den Landkreis mit Fürth bzw. Herzogenaurach verbinden. Der Wechsel bietet die Gelegenheit, Fahrpläne und Strecken zu verbessern. 

Das hat auch die Stadt Fürth auf dem Radar. Zwei Linien sind für sie besonders interessant: weil sich damit die Fürther Gewerbegebiete an den ÖPNV anschließen lassen.

Denn: Die Linien 125 (sie fährt vom Fürther Rathaus über Klinikum, Hansastraße und Burgfarrnbach nach Seukendorf und Siegelsdorf) und 126 (vom Fürther Klinikum über Hansastraße, Atzenhof Milchhaus, Obermichelbach, Siegelsdorf und Seukendorf nach Cadolzburg) passieren ohnehin schon die Gewerbegebiete – sie machen dort bisher aber wegen ihres straffen Fahrplans nicht Halt. Das soll sich ändern. 2018 wurde bereits im Nahverkehrsplan festgehalten, dass man mit Hilfe der beiden Linien Defizite im ÖPNV-Angebot schließen will. Der Bauausschuss gab jüngst nun einstimmig grünes Licht dafür, dass die Stadt Fürth die finanziellen Mittel für die Ausweitung der Linien bereitstellt – der Betrag wird auf jährlich 290.000 Euro geschätzt; acht Jahre lang soll der neue Vertrag mit dem Dienstleister laufen. 


Damit der 125er und der 126er künftig die Zeit haben, die zusätzlichen Stopps einzulegen, muss ein weiterer Bus angeschafft werden. Die Fahrzeuge der beiden Linien sollen zudem mit Sensoren ausgestattet werden, mit denen sie an entsprechenden Ampeln Vorrang bekommen. Das soll helfen, sie zügig und pünktlich zum Ziel zu bringen. Da die Kleeblattstadt den größten Nutzen von der Aufstockung hätte und sich bislang am Linienbündel nicht beteiligt, erwartet der Landkreis, dass sie die Kosten übernimmt. Hinzu kommen noch Ausgaben für die Errichtung und Umgestaltung von Haltestellen; 55.000 Euro sind dafür einkalkuliert.

Die Aufstockung und Mitnutzung des vorhandenen Angebots sei wirtschaftlich sinnvoller, als der Betrieb einer eigenen zusätzlichen Buslinie, heißt es seitens des Stadtplanungsamts. Letztere Variante würde doppelt so viel kosten. 

Neue Haltestellen

Konkret sind folgende neue Haltestellen geplant: an der Mainstraße die Stopps „Bauhof“ und „Hafenbrücke West“, am Hafen und im westlichen Golfpark die Haltestelle „Hafenbrücke Ost“; im Gebiet Hardhöhe West soll der Halt „Am Grünen Weg“ häufiger bedient werden. Bisher hält dort der 176er, der lediglich zum U-Bahn-Halt Hardhöhe fährt.

Die Linie 126 soll künftig bis zum Rathaus verlängert werden, wo auch der 125er schon endet: So könne man umsteigefrei von den Gewerbegebieten in die Innenstadt gelangen, betont das Stadtplanungsamt. 

Besonders glücklich über die beschlossene Aufstockung zeigen sich die Fürther Grünen: Endlich könnten Berufstätige mit dem Bus zur Arbeit in den Gewerbegebieten fahren. Die Grünen hatten die Anbindung schon mehrfach gefordert, zuletzt im Juli. Da Fahrten zum Arbeitsplatz einen großen Anteil am Verkehrsaufkommen ausmachen, sei der Schritt ein „kleiner, aber wichtiger Beitrag zum globalen Klimaschutz“.

Die SPD-Fraktion legte derweil mit einem eigenen Vorstoß nach, den der Bauausschuss ebenfalls unterstützte: Die Stadtverwaltung wurde aufgefordert, zu prüfen, inwiefern es „möglich und sinnvoll“ sei, den Fahrtakt der Verbindungen in die Fürther Ortsteile zu verbessern. „Da ist sicher Handlungsbedarf“, sagt auch CSU-Stadtrat Dietmar Helm. Für Strecken, die die infra nicht abdecken könne, brachte SPD-Stadtrat Markus Dinter-Bienk eine, wie er sagte, „kühne Idee“ seiner Fraktion ins Spiel: Dort könnte ein Bürgerbus Abhilfe schaffen – wie es ihn in mehreren Landkreiskommunen schon gibt.

 

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