Stadtrundgang erinnert an Naziterror in Fürth

11.11.2013, 11:00 Uhr
Stadtrundgang erinnert an Naziterror in Fürth

© Leberzammer

Wie war es möglich, dass demokratische Institutionen binnen Wochen ausgehebelt wurden? Die Frage treibt nicht nur den Fürther ver.di-Vorsitzenden Hans-Stefan Schuber um. Als am 2. Mai 1933 SA-Braunhemden das Gewerkschaftshaus in der Hirschenstraße stürmten, war es jedenfalls zu spät, so Schuber, dessen Onkel Hermann Landleiter wie viele Kommunisten, Sozialdemokraten und Juden verhaftet wurde.

Bewaffneter Widerstand sei noch möglich gewesen, die Erfolgsaussichten aber schätzt Schuber, der den Rundgang zusammen mit Fürths Stadtheimatpfleger Alexander Mayer am Samstag erstmals leitete, gering ein. „Es hätte hier sicher ein Blutbad gegeben. Ein Generalstreik in ganz Deutschland, gleich als Hitler zum Reichskanzler ernannt wurde, hätte mehr Chancen gehabt.“

Den Weg zur Machtergreifung 1933 skizzieren Mayer und Schuber in der Ahnengalerie des Rathauses: Anfang und Ende des Ersten Weltkriegs unter Oberbürgermeister Robert Wild (1914-1933), Aufstieg der Nationalsozialisten in der Weimarer Republik. Auch die Rolle von Gustav Schickedanz wird beleuchtet. Der spätere Ehrenbürger der Stadt war NSDAP-Mitglied und für Mayer ein „Arisierungsgewinnler, dem aber strafrechtlich nach jetzigem Kenntnisstand nichts vorzuwerfen ist“.

An die Verfolgung von Bürgern jüdischen Glaubens erinnern Stationen in der Schwabacher Straße, wo die Familien Glaser und Goldmann wohnten. War Ernst Goldmann als Jude und Kommunist 1933 unter den ersten im KZ Dachau Ermordeten, so konnte Ferdinand Glaser 1939 nach Frankreich fliehen.

1943 aber ereilte ihn dasselbe Schicksal wie über 1000 ermordete Fürther Juden und den Großteil seiner Familie in den Vernichtungslagern. Aus der siebenköpfigen Spielwarenfabrikanten-Familie überlebten nur Willi und Lotti Glaser den Holocaust, weil sie 1938 als Kinder in Großbritannien aufgenommen wurden.

Für die in Fürth verbliebenen Juden gab es nach der Reichspogromnacht kaum ein Entrinnen. In drei großen Deportationen schafften die Nazis sie 1941 und 1942 ins besetzte Polen, wo Zwangsarbeit, Krankheit oder die sofortige Ermordung warteten. Wie entrechtet und gefährdet sie waren, erlebten die Fürther Juden spätestens in der Nacht zum 10. November 1938, als die Synagoge im Gänsbergviertel brannte und sie aus ihren Wohnungen gezerrt und auf der Freiheit stundenlang festgehalten und misshandelt wurden.

Die kostenlose Führung wird am Montag, 11. November, um 17 Uhr noch einmal angeboten. Treffpunkt ist am Rathauseingang in der Königstraße.

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