Standort Buchschwabach ist gefragt

2.8.2020, 21:00 Uhr
Standort Buchschwabach ist gefragt

© Foto: Thomas Scherer

Neun Bewerbungen gingen ein, aus der Region, aber auch von weiter her, am weitesten entfernt liegt die Adresse eines Stuttgarter Interessenten. Darüber hinaus erreichten die Kämmerei ein paar mündliche Anfragen. Durchweg Mittelständler hätten sich beworben, vorrangig Roßtaler, die sich mit Erweiterungsplänen tragen. Ein Roßtaler Handwerker plant hier den Sprung in die Selbstständigkeit. Und wäre Corona nicht, das doch etliche Unternehmer ausbremste, sind Witt und Gegner überzeugt, hätten sich noch mehr Kandidaten angestellt.

Neben den 12,5 Hektar, die dataform bebaut, um dort ab September 2021 die drei Unternehmensstandorte Ammerndorf, Großweismannsdorf und Nürnberg zusammenzuführen, hat die Marktgemeinde die Hand auf weiteren 3,3 Hektar mit besagten elf Parzellen. Und das, obwohl ihr der Grund gar nicht gehört. Den hat dataform mit gekauft. Auch die Erschließung dieses Bereichs nimmt das Ammerndorfer Unternehmen auf seine Rechnung.

Ursprünglich war geplant, dass die Gemeinde die Grundstücke erschlossen von dataform kauft und selbst vermarktet. "Doch das", so Kämmerer Witt, "wäre in unserem Haushalt gar nicht darstellbar gewesen." Sprich: Die Marktgemeinde hätte es sich schlicht nicht leisten können. Zu drängend sind andere Aufgaben wie der Ausbau der Kinderbetreuungslandschaft und die anstehenden Millionen-Investitionen in Wasserversorgung und Abwasserentsorgung.

Für Mathias Mendel, der hinter der PROdelocx GmbH steht, die Hauptgesellschafter von dataform ist und das Großprojekt abwickelt, ist die Vereinbarung mit der Gemeinde Roßtal ein "Paradebeispiel dafür, wie man für beide Seiten, sowohl für die Gemeinde als auch das Unternehmen, das Beste herausholen kann, wenn man vernünftig und fair miteinander umgeht." Für die Marktgemeinde ist der Zuwachs an Gewerbeflächen, bei denen sie allein entscheidet, wer dort heimisch wird, auf jeden Fall ein Geschäft, wie es besser nicht hätte laufen können. Sie muss mit keinem Cent in die Vorfinanzierung von Erwerb und Erschließung gehen. Und Mendel kann kein Grundstück ohne die Zustimmung der Gemeinde verkaufen.

Auf Jahre belastet

Bei dem bereits Mitte der 90er Jahre unter dem Namen "Am Flugplatz" ausgewiesenen Gewerbegebiet, das jetzt um mehr als das Doppelte erweitert wird, ist es wesentlich ungünstiger für die Gemeinde gelaufen. Dem Roßtaler Baulandmodell folgend, erwarb der Markt die 12,3 Hektar selbst und delegierte die Erschließung an die halbstaatliche Immobilienentwicklungsgesellschaft BayernGrund, die die Flächen dafür auch erwarb. Die Verbindlichkeiten gingen zu Lasten der Gemeinde, sie haben sich bis ins vergangene Jahr im gemeindeeigenen Haushalt niedergeschlagen, berichtet Witt. Mit welchen Summen, kann er gar nicht genau verifizieren ("Wenn ich mal viel Zeit habe, rechne ich das aus").

Das Areal krankte an zu großen Bauplätzen, für die sich keine Abnehmer fanden. Als Ende der 90er Jahre die US-Army abzog und riesige Konversionsflächen in den Großstädten zurückließ, "ging für uns über zehn Jahre gar nichts mehr", so Witt. Die Gemeinde musste beim Parzellen-Zuschnitt nachbessern, auch im Preis machte sie deutliche Abstriche.

Noch immer liegt ein kleineres Grundstück brach. "Wir waren jahrelang froh über jeden Euro, der da reingekommen ist", so Witt. Ob sich das Areal über die Einnahmen aus der Gewerbesteuer und der Grundsteuer B mittlerweile bereits zu einem Null-Summen-Spiel entwickelt hat, kann Witt noch nicht absehen.

"Buchschwabach hat uns lange Zeit keine Freude gemacht." Damit muss Witt bei der Erweiterung nicht rechnen. Selbst wenn ein oder zwei Grundstücke nicht sofort an ein Unternehmen zu bringen wären: Auch das Verkaufsrisiko liegt zu hundert Prozent bei dataform. Insoweit zeigt sich Witt mit Bürgermeister Gegner "heilfroh, dass das für uns so ausgegangen ist".

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