Startpunkt Fürth: Schnellwege nach Erlangen und Nürnberg

30.11.2017, 06:00 Uhr
Startpunkt Fürth: Schnellwege nach Erlangen und Nürnberg

© Grafik: NN Infografik

In 18 Minuten vom Fürther Hauptbahnhof zum Nürnberger Plärrer? Und das mit der Kraft der eigenen Muskeln? Fürths Stadtplanungsamtschef Dietmar Most hält das für optimistisch. Nach jener Machbarkeitsstudie aber, die Städte und Landkreise im Großraum Nürnberg mit dem bayerischen Innenministerium in Auftrag gegeben haben, ist das zumindest rechnerisch durchaus drin.

6,6 Kilometer lang wäre der Radschnellweg zwischen Nürnberg und Fürth, und er verliefe keineswegs dort, wo es schon eine gefühlte Radrennstrecke zwischen den Nachbarstädten gibt, also nicht im Wiesengrund. Der beliebte bereits existierende Pegnitztalradweg kann laut Most selbstverständlich bleiben, was er ist. Ein Radschnellweg sollte er aber nicht werden. Denn das hieße: Ausbau auf vier Meter Breite, Ärger mit Naturschützern im Überschwemmungsgebiet wäre programmiert.

Die Planer verorten die Trasse denn auch weiter oberhalb, näher an der Nürnberg-Fürther Bahnlinie. Sie würde vom Plärrer aus über Nebenstraßen parallel zur Fürther Straße durch Gostenhof führen, zweimal die Fürther Straße queren, sich über die Mannertstraße in die Muggenhofer Straße erstrecken, bis zur Stadtgrenze das alte Quelle-Gleis nutzen und auf Fürther Boden über das Entwicklungsgebiet beim früheren Lokschuppen (P & P) in die Hornschuchpromenade münden.

5,8 Millionen Euro veranschlagen die Planer für den Ausbau der Gesamtstrecke, nötige Kreuzungsregelungen und Brückenbauten inklusive wären das 900 000 Euro pro Kilometer. Gewissermaßen ein Schnäppchen. Denn: So günstig wäre, zumindest nach den ersten groben Einschätzungen, keine der anderen Routen im Großraum zu haben.

Brücke nur für Radler

Dennoch ist neben der wichtigen Frage der Finanzierung, bei der Kommunen und Landkreise auf eine großzügige Förderung durch den Freistaat hoffen, auch so manches Problem im Detail zu lösen.

Damit die rasenden Radler beispielsweise an der großen Kreuzung im Bereich Stadtgrenze nicht unter die Räder kommen, ist parallel zu Bahn- und U-Bahn-Trasse der Bau einer Brücke extra für die Radler im Gespräch. Auch nicht einfach: Wie genau lotst man eilige Zweiradfahrer durch die Hornschuchpromenade? Und wie von dort aus über die Jakobinenstraße und dann quer über die Gebhardtstraße Richtung Lokschuppen?

Dietmar Most versichert, keinesfalls werde es zwischen Hornschuchpromenade und Königswarterstraße eine vier Meter breite Radrennstrecke mitten durch die Grünanlage geben. Im Rathaus erwäge man vielmehr, dem Radverkehr dort auf einer der vorhandenen Straßen im Zuge der ohnehin diskutierten Umgestaltung Vorrang vor den Autos einzuräumen. "Das wäre dann nicht die reine Lehre, aber man muss pragmatisch nach Lösungen suchen." Für die Querungen im Bereich Jakobinenstraße schwebt Most vorerst eine oberirdische Lösung vor, gegebenenfalls mit Ampelregelung.

Eine zweite Radschnellverbindung steht zwischen Fürth und Erlangen im Raum. Sie wäre 16,6 Kilometer lang und knapp 32 Millionen Euro teuer (1,9 Millionen pro Kilometer). Wer sie nutzen würde, bräuchte rein rechnerisch 38 Minuten von der Ecke Werner-von-Siemens-Straße/Nürnberger Straße im Zentrum von Erlangen bis zum Fürther Hauptbahnhof. Die Trasse verliefe in groben Zügen über Michael-Vogel-Straße, Brucker Bahnhof, Tennenloher Straße, Sylvaniastraße und von dort westlich von Eltersdorf durch das Regnitztal. Auf Fürther Gebiet ginge es auf Nebenstraßen durch Mannhof, am Rand des Regnitzgrundes Richtung Stadeln, Friedhof und den dann breiteren Karlsteg (Stadttheater) in die Innenstadt.

Problematische Route

Was Dietmar Most alles andere als glücklich findet: Die Strecke wäre auf dem bestehenden und zum Teil auszubauenden Naherholungswegenetz vorgesehen. Das bietet sich zwar an, es ist aber mit Spaziergängern, Inline-Skatern und Radfahrern schon jetzt ähnlich stark frequentiert wie der Pegnitztalradweg zwischen Fürth und Nürnberg. Außerdem gibt es viele Einmündungen, die entschärft werden müssten. Sein Urteil: "Problematisch." Man müsse auch über eine Alternativroute an der Erlanger Straße nachdenken.

Der Leiter des Stadtplanungsamts sagt, es sei noch viel zu überlegen und zu entscheiden, ehe Radschnellverbindungen den Großraum Nürnberg durchziehen. "Momentan sind die Pläne Ideenskizzen, die man mit Leben erfüllen muss." Sollte der Freistaat aber konkret Gelder in Aussicht stellen, "würde das die Planungen beflügeln".

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