Stein: Landwirte werden zu Ökomanagern

20.4.2020, 11:00 Uhr
Stein: Landwirte werden zu Ökomanagern

© Dietmar Nill/dpa

Was macht ein Ökoflächenmanager? Wer ist dieser Verein, wie arbeitet er und vor allem: Wie wird er kontrolliert? Diese Fragen stellten sich zahlreiche Steiner Stadträte.

Hintergrund ist die große Flächenversiegelung und der zunehmende Verlust an Natur in ganz Bayern. Dabei konkurrieren Bauherren, Landwirte und Naturfreunde um ein nicht vermehrbares Gut: Land.

Deshalb sind bei jedem Bauprojekt Ausgleichsmaßnahmen erforderlich. Was Investoren an einer Stelle versiegeln, müssen sie anderswo wiedergutmachen. Diese sogenannten Ökoflächen sind dann oftmals für die Landwirtschaft verloren.

Genau hier setzt der Verein FürthNatur an, in dem sich Landwirte gemeinsam mit dem Maschinenring organisiert haben. Sie wollen beides: Ökoflächen schaffen und Flächen weiter für die Landwirtschaft nutzen können.

 

Von Experten untersucht

 

Was dies konkret bedeutet, erläutert Rainer Tiefel, Geschäftsführer des Maschinenrings Fürth und des Vereins FürthNatur, am Steiner Beispiel. Der künftige Baugrund wurde zunächst von externen Experten begutachtet, die dort ein Fledermausvorkommen dokumentierten. Für die geschützten Tiere ist ein sogenannter "artenschutzrechtlicher Ausgleich" vorgeschrieben, den das Büro der Fachleute erarbeitet. Ihn in die Praxis umzusetzen, damit ist FürthNatur beauftragt. Sie stellen einen Plan vor, der danach von der Unteren Naturschutzbehörde geprüft und genehmigt wird.

Im Fall der Fledermäuse bedeutet das aber nicht etwa, dass die Tiere eingefangen und umgesiedelt werden. Es ist komplizierter: Der Verein FürthNatur hat bereits eine Fläche in der Steiner Rednitzaue angesät, auf der besonders insektenfreundliche Pflanzen wachsen. Da die Insekten wiederum Nahrung für die Fledermäuse sind, sollen sie damit von ihrem ursprünglichen Lebensraum weggelockt werden.

Zweiter Punkt ist das Ökokonto der Stadt, das grundsätzlich bei jeder Baumaßnahme aufgefüllt werden muss. Oftmals übernehmen das die Kommunen selbst, indem sie Hecken pflanzen oder aufforsten lassen. FürthNatur bringt nun aber etwas Neues ins Spiel: "produktionsintegrierte Maßnahmen".

Hier ist das Ziel, dass die Flächen weiterhin landwirtschaftlich genutzt werden können, allerdings unter strengen Auflagen. In Stein wird Getreide ausgebracht, ohne Dünger und Pflanzenschutzmittel und in größerem Abstand zwischen den Saatreihen als auf einem konventionellen Feld, um Platz für Bodenbrüter zu machen. Der Landwirt kann das Getreide ernten und beispielsweise als Futter einsetzen. Für seinen höheren Aufwand und geringeren Ertrag erhält er einen Ausgleich.

 

Nicht unter Druck

 

Weiterer Vorzug: Es entsteht keine Käuferkonkurrenz um Grundstücke, denn sie bleiben weiter landwirtschaftlich genutzt, wenn auch extensiv. Keine Kommune ist gezwungen, für ihre Ökopunkte eigens Grund aufzukaufen.

"Kulturlandschaft und Natur profitieren davon, wenn sinnvolle Konzepte zum Naturschutz im Einklang mit der Landwirtschaft umgesetzt werden können," meint Tiefel. Vehement widerspricht er dem Vorwurf, Landwirte könnten jetzt das Doppelte an Subventionen einstreichen. Viele Bauern arbeiten nämlich schon heute als Landschaftspfleger, indem sie Areale im Vertragsnaturschutz bearbeiten, beispielsweise wertvolle Wiesen zu bestimmten Zeiten mähen. Diese Flurstücke zugleich als Ausgleichsflächen anzumelden und dann zwei Mal Geld zu kassieren, sei gar nicht möglich. Davon ist Rainer Tiefel überzeugt: Alle Flächen im Vertragsnaturschutz können nicht neu vergeben werden, denn sie sind registriert. Wer dennoch so etwas versuchen würde, beginge Subventionsbetrug.

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